Rail2X-Kommunikation: <br>Schienenfahrzeuge sprechen mit Infrastruktur und Autos

Zweiwegefahrzeug RailDriVE - kommuniziert per Rail2X sein Herannahen. Im Fahrzeug erscheint ein Hinweis im Display. |
Die intelligenten Autos der Zukunft kommunizieren miteinander und mit der umgebenden Infrastruktur. Möglich macht dies die so genannte Car2X-Technologie, die durch die Weitergabe von Informationen zu mehr Effizienz, Komfort und Sicherheit beitragen kann. Das DLR wendet Car2X nun auch verkehrsträgerübergreifend an – und stellt eine Kommunikation zwischen Schiene und Straße her. Das DLR erschließt Potentiale für die Anwendung der Car2X-Technologie auf das Transportmittel Bahn und erforscht die Möglichkeiten, die Car2X-Standards mit den Erfahrungen im Straßenverkehr und vor dem Hintergrund des Bahnsystems für die Schiene eröffnen könnten.
Ein Beispiel demonstrierte das DLR bei der InnoTrans 2016 in einem Auto-Fahrsimulator. Dabei übermittelt ein herannahender Zug dem Bahnübergang beim Überfahren eines Einschaltkontaktes die Information, dass er diesen passieren möchte. Sobald der Bahnübergang bahntechnisch gesichert ist, erhält der Autofahrer zeitgleich eine Warnmeldung in seinem Head-Down-Display und kann entsprechend frühzeitig reagieren. So kann mithilfe von Rail2Car zusätzliche Aufmerksamkeit beim Autofahrer erzeugt werden, die die Sicherheit am Bahnübergang unterstützt und Kollisionen durch Übersehen eines Zuges vorbeugt. Auch an einer entsprechenden Meldung für den Triebfahrzeugführer arbeitet das DLR, ob der kommende Bahnübergang bereits gesichert ist und er ungehindert passieren kann. Erste Tests im Feld mit einem Schienen- und einem Straßenfahrzeug waren bereits erfolgreich. Dazu wurde in den Cockpits eines Forschungs-Pkws und des DLR-Zweiwegefahrzeugs RailDriVE® ein gesicherter Bahnübergang visualisiert und die Restschließzeit angezeigt. Das entwickelte System soll die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer an Bahnübergängen erhöhen und wird als Assistenzsystem weiter konzeptioniert.
Viele weitere Szenarien sind mit der Rail2X-Technologie denkbar. Ein Szenario könnten Bedarfshalte bei regionalen Bahnen sein: Mittels Smartphone oder Knopf am Bahnsteig kann der Reisende dem herannahenden Zug mitteilen, dass er mitfahren möchte. Erhält der Zug keine Meldung, kann er den Bahnhof ohne Halt passieren. So können Zeit und Kosten für Energie reduziert werden. Und auch für die Wartung der Strecke und der Züge kann Rail2X verwendet werden: Das DLR hat dafür ein System in kompakter Koffergröße entwickelt, das während der regulären Fahrt Messungen am Oberbau durchführt. Wenn nun auch die Infrastruktur rund um Schiene und Zug vernetzt ist, könnten Fehler schneller erkannt, kommuniziert und beseitigt werden.
Für einen Einsatz in der Praxis müssen die Car2X-Standards an die bestehenden Sicherheitssysteme der Bahn angepasst werden. Dieser Standardisierungsprozess läuft bereits und schafft zusammen mit den erlangten Erfahrungen der DLR-Wissenschaftler eine ideale Grundlage für eine Adaption der Car2X-Technologie auf den Bahnverkehr. In einem Feldversuch bei der Erzgebirgsbahn wurde die Technologie unter Einbeziehung regulärer Schienenfahrzeuge weiter untersucht.
Ein Beispiel für Rail2X-Kommunikation konnten Besucher der InnoTrans 2016 in einem Fahrsimulator erleben. |