DLR Magazin 147 - page 6-7

REGIONALMELDUNGEN
STUTTGART. Ein Reparaturkonzept für Strukturen
aus faserverstärktem Kunststoff könnte diese für
Flugzeug- und Automobilbau wettbewerbsfähiger
machen. Es sieht vor, die Schadstelle per Laser ab­
zutragen, diese dann mit einem mittels Induktion
erwärmten Blech für eine Art Pflaster vorzubereiten
und schließlich den Patch unter Druck und Tempe­
ratur aufzupressen. Bisher bedeutet ein Schaden an
einer Kunststoffstruktur, dass diese komplett ersetzt
werden muss.
BRAUNSCHWEIG. Ein System, das vor unbeschrankten
Bahnübergängen warnt, kann auch unabhängig
von der Bahn-Infrastruktur funktionieren. „PeriLight“
basiert auf einer LED-Blitzlichtquelle, die neben den
Gleisen, etwa 50 Meter links und rechts vom Bahnüber-
gang, angeordnet wird. Passiert der Autofahrer einen
Fahrbahn-Sensor, wird automatisch ein Lichtpuls aus­
gelöst, der Autofahrer veranlasst, nach links und rechts
zu schauen.
KÖLN. Mit der Studie „SpaceCOT“ untersuchen deutsche
und amerikanische Wissenschaftler, wie sich die Verschie-
bung der Körperflüssigkeiten zum Kopf hin sowie der er-
höhte Kohlendioxidgehalt in der Luft auf das menschliche
Gehirn und die Augen auswirken. Beides könnte dafür
verantwortlich sein, dass bei rund 70 Prozent der Astronau-
ten während und nach mehrmonatigen Langzeitmissionen
Sehbeeinträchtigungen auftreten.
GÖTTINGEN. Das gemeinsam vom DLR und dem Architek-
turbüro Andreas Vogler Studio (AV Studio) entwickelte
Zugkonzept „Aeroliner3000“ gehört zu den drei Finalisten
des weltweit ausgeschriebenen Wettbewerbs „Tomorrow’s
Train Design Today“. Ingenieure, Designer und Architekten
waren aufgerufen, innovative Lösungen zu entwickeln, um
den Schienenverkehr in Großbritannien fit zu machen für
die Zukunft.
BREMEN. Ein neues Labor für Raumfahrtforschung wurde
in Bremen eröffnet. In dem aus fünf Räumen bestehenden
Labor sollen neuartige Technologien entwickelt werden,
die Raumfahrtmissionen möglich machen. Themen von
Machbarkeitsstudien sind beispielsweise optische Instru-
mente, Triebwerke für kleinen Schub und Sensoren.
NEUSTRELITZ. Jeweils zehn Studierende aus Deutschland
und den USA erhielten im Summer Camp 2015 Einblicke
in die aktuelle Weltraumwetterforschung und deren An-
wendung. Themen waren unter anderem grundlegende
Prozesse in Bezug auf das Plasma im Weltraum und der
Zusammenhang von Sonne und Sonnensystem.
TAPELEGER FÜR FORSCHUNG
AN FERTIGUNGSPROZESSEN
Ob in der Luft- und Raumfahrt
oder im Automobilbereich – ext-
rem leichte und gleichzeitig sehr
schadenstolerante Bauteile aus
kohlenstofffaserverstärkten Kunst-
stoffen sind von großem Interesse
für die Industrie. Mit Hilfe einer
neuen, hochmodernen Anlage er-
forscht das DLR, wie die Fertigung
effizienter gestaltet werden kann.
Mit der rund 2,2 Millionen Euro teuren Anlage soll als erstes Projekt
ein spezielles Triebwerksblatt hergestellt werden, das sich durch eine
wesentlich höhere Schadenstoleranz auszeichnet und gleichzeitig um
bis zu zwei Drittel leichter ist als Strukturen aus Titanmetall. Anders als
im Metallbau, wo ein Bauteil oft aus einem größeren Materialblock
herausgearbeitet wird, wird in diesem Fall nur dort Material abgelegt,
wo man es auch benötigt.
MEHRZWECK-SATELLIT
FÜR BILDER AUS DEM ALL
Der aktuelle „Korean Multi Pur-
pose Satellite“, KompSat3a,
leistet seit seinem Start am 25.
März 2015 ganze Arbeit. Die
Auswertung der Bilder zeigt,
dass die elektronische Kamera-Einheit präzise arbeitet. Der Satellit
mit einem hochauflösenden optischen Instrument sowie einer Infra-
rot-Facility an Bord gehört zu einem Satellitenprogramm des Korea
Aerospace Research Institute (KARI). Das DLR-Institut für Optische
Sensorsysteme entwickelte die Fokalebene sowie den Fokussierungs-
mechanismus des optischen Kanals und sorgt unter anderem dafür,
dass die Aufnahmen die richtige Schärfe haben. Einsatzmöglichkei-
ten für Kompsat3a sind die Schiffsdetektion, aber auch die Erfassung
von „Hot spots“, also Hochtemperaturereignissen.
PLASMAFORSCHUNG: NEUES LABOR AUF DER ISS
Für die Plasmaforschung auf der Internationalen Raumstation ISS
ging im Juni 2015 eine neue Forschungseinheit in Betrieb: das Plas-
makristall-Labor PK-4. Die DLR-Forschungsgruppe Komplexe Plas-
men hat die Funktionsfähigkeit der Laboreinheit getestet und bestä-
tigt. Mit dem Plasmakristall-Labor lässt sich in der Schwerelosigkeit
die Bewegung einzelner Teilchen beobachten. Physikalische Prozesse,
die auf Atom- oder Molekülebene ablaufen und normalerweise nicht
zu sehen sind, werden sichtbar –
und können gezielt untersucht
werden. Die nächsten PK-4-Expe-
rimente sollen unter anderem
Teilchenladungen und Ionenrei-
bungskräfte bestimmen. Diese
Größen sind grundlegend für das
Verständnis der Experimente auf
der Raumstation.
WENIGER FLUGLÄRM UND
BESSERE HUBSCHRAUBER
Zur Flugzeuglärmsimulation und
Hubschrauberaerodynamik verein-
barten die NASA und das DLR, in-
tensiver zusammenzuarbeiten. Sie
wollen hochgenaue Lärmvorher-
sagen für zwei virtuelle Flugzeug-
konfigurationen erstellen. Als Basis werden akustische Messdaten
herangezogen, die das DLR bei früheren wissenschaftlichen Flügen
mit dem mittlerweile außer Dienst gestellten DLR-Forschungsflug-
zeug VFW/614 ATTAS sammelte. Das zweite Abkommen bezieht sich
auf die Entwicklung einer neuen Abbildungstechnik, um die Luftströ-
mung über den Rotorblättern eines Helikopters während des Fluges
zu untersuchen. NASA- und DLR-Wissenschaftler wollen herausfin-
den, wo genau an den Rotorblättern die Strömung turbulent wird
und den Auftrieb schwächt. Die neue Abbildungstechnik soll auch
helfen, die Struktur des Hauptrotorwirbels im Vorwärtsflug detailliert
zu erfassen.
SCHNELLERE BEHANDLUNG IM NOTFALL
Eine schnellere Kommunikation zwischen medizinischem Fachperso-
nal, Patienten und den einzelnen Fachkliniken ist Ziel des Projekts
MA-RIKA. Es trägt dem wachsenden Schlaganfall- und Herzinfarktri-
siko einer älter werdenden Gesellschaft Rechnung. Dazu entwickelt
das DLR derzeit zusammen mit der Universität Münster, der opwoco
GmbH und der metacrew consulting GmbH ein Kommunikations-
system für Rettungsdienste und Bürger. So wird die Suche nach der
optimal behandelnden Klinik und
dem passenden Arzt verbessert,
damit im Notfall schneller richtig
geholfen werden kann. Die Grund-
lagen für das Projekt bieten Apps,
die dem Fachpersonal eine engere
Zusammenarbeit untereinander,
mit direkter Kontaktaufnahme, er-
möglichen sollen.
„MAULWURF“ HP³ BEGANN
SEINE GROSSE REISE
Zur Komplettierung der nächsten
Mars-Mission der NASA wurde ein
wichtiges Gerätepaket fertig­
gestellt. Der „Maulwurf“ für den
Landeroboter hat die erste Etappe
seiner Reise zum Mars angetreten.
Am 5. August 2015 wurden die noch fehlenden Komponenten des
HP³-Experimentpakets für den NASA-InSight-Lander in die USA ge-
schickt. Dort wird das Instrument, dessen Name sich aus Heat Flow
and Physical Properties Package ableitet, auf dem Lander angebracht
und dann auf Herz und Nieren getestet. Im März 2016 öffnet sich
dann das Startfenster für den Flug zum Mars; gelandet wird am
20. September 2016. InSight ist ein geophysikalisches Observatorium
für den Mars mit einer Wärmeflussmesssonde vom Institut für Plane-
tenforschung und sechs weiteren DLR-Instituten sowie einem Seis-
mometer aus Frankreich (mit deutscher Beteiligung).
HÖHENFLUG MIT
SOLAREM GLEITER
Im Experiment HABLEG (High Alti-
tude Balloon Launched Experi-
mental Glider) hat ein DLR-Team
ein unbemanntes Segelflugzeug
für Forschungsflüge sowie eine
neue Methode für den Höhenflug
entwickelt. Das kleine Fluggerät wurde mit Hilfe eines Ballons in
20 Kilometer Höhe gebracht und dort automatisch in den Gleitflug
überführt. Dies ist der erste erfolgreiche Flug dieser Art in Europa.
Unbemannte Solarflugzeuge können bezüglich ihrer Einsatzhöhe
Lücken zwischen Flugzeugen und Satelliten schließen. Sie lassen sich
schnell positionieren, sind flexibel einsetzbar und erzielen eine große
Reichweite. Die Stratosphäre bei rund 20 Kilometer Höhe gilt als
optimal für die Nutzung zur flächendeckenden Internetversorgung,
für Kommunikationsnetzwerke in Krisengebieten oder für Forschun-
gen zum Schutz von Umwelt und Klima.
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SONNE SCHMILZT ALUMINIUM
Südafrika hat Sonnenenergie im Übermaß und gleichzeitig eine große
Anzahl an aluminiumverarbeitenden Industriebetrieben. Im Projekt
SOLAM (Solares Schmelzen von Aluminium in einem direkt bestrahl-
ten Drehrohrofen) erarbeiten Wissenschaftler und Unternehmen aus
Südafrika und Deutschland ein Verfahren, um es Aluminium-Gieße-
reien zu ermöglichen, Sonnenenergie zum Schmelzen des Metalls
einzusetzen. Damit könnten die Betriebe ihren Stromverbrauch und
den Ausstoß von Kohlendioxid deutlich reduzieren. Dazu wird in einem
„solaren Drehrohrofen“ Aluminium-
schrott geschmolzen. Durch die Dreh-
bewegung des Ofens wird er gleich-
mäßig mit der Energie der Sonne er-
hitzt. Die benötigten Temperaturen
von etwa 700 Grad Celsius erreichen
die Forscher durch die Konzentration
der Sonnenstrahlung mit Solarspie-
geln.
NEUER EUROPÄISCHER WETTERSATELLIT
Ein neuer Satellit verstärkt seit 15. Juli 2015 die Flotte der Wetter-
wächter im All: MSG-4 wurde mit einer Ariane-5-Rakete vom Welt-
raumzentrum Kourou in Französisch-Guyana ins All gebracht. MSG-4
(METEOSAT Second Generation) ist der letzte von vier Satelliten der
zweiten METEOSAT-Generation und wird die primäre Datenquelle für
die Wettervorhersage und die Echtzeitwarnsysteme des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) sein. Eine Hauptaufgabe der MSG-Satelliten
ist es, extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hagel oder Sturm
vorherzusagen und so die Schäden
zu reduzieren, die durch Unwetter
entstehen können. Dazu dreht sich
der 2,4 Meter hohe tonnenförmige
Satellit etwa 100-mal pro Minute
um seine parallel zur Erdrotations-
achse ausgerichtete Längsachse.
Dabei scannt er die Erde zeilen­
weise ab.
www.udo-geisler.de
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DLRma
G
azin
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MELDUNGEN
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