DLR Magazin 151 - page 6-7

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KURZ
MELDUNGEN
GEWÄCHSHAUS FÜRS ALL
Für den DLR-Satelliten Eu:CROPIS, der zwei Gewächshäuser im All
betreiben wird, hat der Bau des Flugmodells begonnen. Ende 2017
soll der Satellit samt seiner wissenschaftlichen Nutzlast, einem Ge-
wächshaus, ins All starten. Während seiner Mission rotiert er dann so,
dass in seinem Inneren für sechs Monate zunächst Schwerkraft wie
auf dem Mond und anschließend sechs Monate lang Mars-Gravita­
tion herrscht. Dabei sollen sich unter den „Augen“ von 16 Kameras
Weltraum-Tomaten entwickeln.
Mikroorganismen in einem Rie-
selfilter sorgen dafür, dass aus
künstlichem Urin Dünger ent-
steht. Augentierchen – der Ein-
zeller Euglena – schützen das
geschlossene System vor über-
schüssigem Ammoniak und lie-
fern Sauerstoff. Fernziel sind Sys-
teme, die eine Weltraum-Crew
vor Ort mit frischen Lebensmit-
teln versorgen.
BIROS KANN FEUER SEHEN
Der kühlschrankgroße Kleinsa-
tellit BIROS (Bi-Spektral Infrared
Optical System) umkreist seit
Juni 2016 die Erde. In einer Hö-
he von 515 Kilometern spürt er
Hochtemperaturereignisse wie
Waldbrände oder Industrie-Hot-
spots auf der Erde auf. Zusam-
men mit dem Technologie-Er-
probungsträger TET-1, der seit Juli 2012 im All ist, bildet er die
Mission FireBIRD (Fire Bispectral Infrared Detector). Hochauflösende
Infrarotkameras ermöglichen es, präzise Daten über Hitzeereignisse
zu liefern, die per Laserkommunikation an Bodenstationen auf der
Erde und per SMS direkt aufs Handy übertragen werden. Brände
verursachen weltweit fast ein Drittel aller Kohlendioxid-Emissionen
und sind meist anthropogenen Ursprungs. Aufgrund steigender
Temperaturen, bedingt durch den Klimawandel, ist mit zunehmen-
der Waldbrandgefahr zu rechnen.
NUTZFAHRZEUGSTUDIE
ZEIGT HANDLUNGSBEDARF
Eine Nutzfahrzeug-Studie von
Shell in Zusammenarbeit mit
dem DLR befasste sich mit der
Zukunft des Straßengüterver-
kehrs sowie des öffentlichen
Straßenpersonenverkehrs mit
Bussen bis in das Jahr 2040. Sie
kommt zu dem Schluss, dass die
politischen Klimaziele vom Sektor Verkehr nicht erreicht werden.
2016 sind in Deutschland knapp drei Millionen Lastkraftwagen und
80.000 Busse zugelassen. Hauptverkehrsträger für den Gütertrans-
port ist die Straße und dies wird auch in Zukunft so bleiben. Um
die deutschen Klimaschutzziele zu erreichen, müssen Treibhausgas­
emissionen bis 2040 sektorübergreifend um 70 Prozent reduziert
werden. Eine Lösung für alternative Antriebe von schweren Last-
kraftwagen ist nicht in Sicht. Fortschritte könnten Brennstoffzellen
und aus erneuerbarem Strom gewonnener Wasserstoff bringen.
GEKRÜMMTE ANFLÜGE
Bei Flugversuchen mit dem Airbus A320 ATRA (Advanced Techno-
logy Research Aircraft) in Braunschweig erprobten DLR-Wissen-
schaftler neue automatische Landeverfahren und satellitengestützte
Positionsbestimmungen. Gekrümmte Anflüge und hochpräzise
Landungen können Lärm reduzieren und die Umwelt schonen. Mit
Hilfe von Satellitennavigation und dem Einsatz modernster Flug-
zeugsysteme lassen sich Kurven mit festen Radien zwischen zwei
Wegpunkten exakt planen und
so gekrümmte Landeanflüge
sehr präzise fliegen. Traditionelle
Landehilfen bieten zwar teilwei-
se eine hohe Präzision, jedoch
nicht für einen Kurvenflug. Doch
durch ihn lassen sich Lande-
Stoßzeiten an großen Flughäfen
besser planen und besonders
lärmbetroffene Gegenden um
Flughäfen umfliegen.
DAMPFSTRÖMUNG SCHNELL
UND GENAU BERECHNEN
Ein neues Berechnungsverfahren
für das Verhalten von Wasser-
dampf ist von Forschern des DLR
in Kooperation mit der Fach-
hochschule Zittau/Görlitz und der
Technischen Universität Dresden
entwickelt worden. Damit kann die Strömung von Wasserdampf in
Turbinen berechnet werden. Das Verfahren arbeitet 300-mal so
schnell wie bisherige Rechenmodelle. Wasser hat je nach Temperatur
und Druck sehr unterschiedliche Eigenschaften. Um die Prozesse in
der dreidimensionalen Umgebung einer Turbine numerisch vorhersa-
gen zu können, muss das Verhalten für Millionen Punkte im Raum zu
jedem Zeitpunkt berechnet werden. Die gewonnenen Daten helfen
Herstellern von Dampfturbinen, diese zu optimieren. Auch die Welt-
raumforscher profitieren von dem Verfahren: Durch die Simulation
von Prozessen mit Wasserdampf im Sonnensystem können sie Vor-
gänge auf Kometen, Monden und Exoplaneten besser verstehen.
TECHNOLOGIEN FÜR
HUMANITÄRE HILFE
Die Rolle moderner Technolo­
gien im Kampf gegen den
Hunger wurde Anfang Juli
zum Start des Innovation Ac-
celerators des UN World Food
Programme (WFP) von inter-
nationalen Akteuren auf
höchster Ebene diskutiert. Die
neue Einrichtung des WFP wurde in München eröffnet. Das DLR
nutzt Hightech für humanitäre Hilfe vor allem im Bereich der Fern­
erkundung, beispielsweise in Form von sehr rasch erstellten Über-
blickskarten für Einsatzkräfte in Katastrophengebieten. Die Helfer
sind außerdem ständig auf der Suche nach besseren Satelliten­
kommunikationslösungen und Hightech-Lösungen bei der Krisen-
früherkennung. Das DLR könne seine Kompetenzen in die weltwei-
te humanitäre Hilfe einbringen, sagte die DLR-Vorstandsvorsitzende,
Professor Dr. Pascale Ehrenfreund (rechts im Bild).
REGIONALMELDUNGEN
STUTTGART:
Um Biomasse aus der Land-
schaftspflege – etwa Schnittgut und Holzab­
fälle – direkt vor Ort für die Energieversorgung
zu nutzen, haben das DLR und EnBW (Energie
Baden-Württemberg) sowie weitere Forschungs-
partner eine Pilotanlage entwickelt und getestet.
Dafür rüsteten sie ein bereits bestehendes Holz-
vergaserkraftwerk mit einer kleinen Turbine, einer
sogenannten Mikrogasturbine, aus. Diese verfügt
über eine spezielle Brennkammer, die es ermöglicht,
das aus Biomasse gewonnene Gas effizient und
schadstoffarm zu verbrennen. Das Projekt zeigte,
dass die Mikrogasturbine für die Gewinnung von
Strom und Wärme aus Holzgas eine Alternative zum
Gasmotor sein kann.
NEUSTRELITZ:
Seit Mai 2016 verfügt das DLR in Neu-
strelitz über eine vierte Großantenne. Mit einem
Durchmesser von 11,5 Metern und einer Fläche von 103
Quadratmetern verfügt sie über einen mehr als doppelt
so großen Empfangsspiegel wie ihre „Schwestern“. Ihr
gewaltiger Parabolspiegel garantiert eine fehlerfreie
Übertragung, vor allem der Daten von den Sentinel-
Satelliten. Diese Satelliten liefern Erdbeobachtungsdaten
über den Zustand des Ökosystems der Erde.
AACHEN: Nach Berchtesgaden, Rostock und Braun-
schweig verfügt das DLR nun auch nahe Aachen über
eine Entwicklungsumgebung für Europas Satelliten-
navigationssystem Galileo. Mit „automativeGATE“ und
„railGATE“ werden unter Verwendung von realen Galileo-
Daten Straßenverkehrssituationen analysiert sowie neue
Kommunikationssysteme für die Bahn getestet.
GÖTTINGEN: Das DLR hat gemeinsammit der ungarischen
Botschaft, der Stadt und der Universität Göttingen den
ungarischen Strömungsforscher Théodor von Kármán mit
einer Gedenktafel und einem anschließenden Kolloquium
geehrt. Göttingen war die Stätte seiner größten wissen-
schaftlichen Erfolge. Von Kármán gilt als Wegbereiter der
modernen Aerodynamik und lieferte mit seinen Untersu-
chungen der später nach ihm benannten „Kármánschen
Wellen“ (gegenläufiger Wellen hinter einem umström-
ten Körper) einen wichtigen Beitrag zur Göttinger Strö-
mungsforschung.
BREMEN:
Am internationalen Asteroidentag am
30. Juni 2016 weihten 14 Schüler im DLR_School_Lab
Bremen zwei Versuche zum Thema Asteroiden ein.
Beim Experiment „Röntgenspektrometrie“ untersuch-
ten sie echte Meteoriten, während sie beim „Asteroi-
den-Chaos“ die Erkenntnis gewannen, dass sich Aste-
roidenbahnen langfristig schlecht voraussagen lassen.
SOFIA FLIEGT WEITER
Seit fünf Jahren beobachtet
die fliegende Sternwarte
SOFIA (Stratosphären-Ob­
servatorium für Infrarot-As-
tronomie) den Nachthim-
mel. 250-mal sind Forscher
mit der aufwändig um-
gerüsteten Boeing 747SP schon aufgebrochen. Die Flüge waren
erfolgreich, sodass das DLR und die NASA die Laufzeit für SOFIA bis
Ende 2020 verlängerten. Herzstück SOFIAs ist das 17 Tonnen
schwere Teleskop. Es misst ohne den störenden Einfluss der Erd-
atmosphäre die Wärmestrahlung aus dem Weltall. So werden
Molekül- und Staubwolken untersucht, vorrangig in Galaxien, in
denen neue Sterne und Planetensysteme entstehen. Dazu öffnet
sich eine seitlich eingebaute Rolltür und gibt das Spiegelfernrohr
mit seinem 2,70-Meter-Durchmesser frei. Der Vorteil gegenüber
einem Teleskop im Weltraum: Die Messinstrumente lassen sich
kontinuierlich modernisieren.
AUTO DER ZUKUNFT
Komponenten und Entwicklungswerkzeuge für die nächste Gene-
ration Auto (Next Generation Car) wurden in Braunschweig präsen-
tiert. Ein Forschungsfahrzeug passte bei seiner selbstständigen
Fahrt seine Geschwindigkeit automatisch an die des vorausfahren-
den Personenkraftwagens an. Es kommunizierte mit Ampeln, hielt
sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen und fuhr regelkonform.
Mit dem System UrbanACC (Urban Adaptive Cruise Control) bewäl-
tigte es sämtliche Fahrsituationen automatisch; bisher gelang die
automatische Längsführung nur auf Autobahnen. Im Virtual-Reality-
Labor zeigten die DLR-Wissen-
schaftler ein exaktes Abbild des
Braunschweiger Innenstadtrings
für Tests automatisierter Fahr-
funktionen. Außerdem wurde
das ROboMObil präsentiert,
dessen vier Radroboter das Fah-
ren seitwärts sowie Drehen auf
der Stelle ermöglichen.
ORGANISMEN ZURÜCK
AUS DEM ALL
Mehrere hundert Organismen,
die 530 Tage im Weltraum ver-
brachten, werden in diesen Wo-
chen im DLR untersucht. Für die
Reise ins All hatten die Forscher
Organismen wie Bakterien und
Flechten ausgewählt, die auch auf der Erde unter extremen Bedin-
gungen leben und in ersten Tests auf der Erde unter simulierten
Weltraumbedingungen in einer Marssimulationskammer bereits
ihren Überlebenswillen unter Beweis gestellt hatten. Auf der Inter-
nationalen Raumstation ISS waren die DLR-Experimente BIOMEX
(Biology and Mars Experiment) und BOSS (Bio Organisms Surfing
Space) an der Außenseite der Station befestigt und dem Weltraum-
vakuum sowie der starken UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt. Mit
dem Versuch wollen die Wissenschaftler herausfinden, unter wel-
chen Bedingungen Organismen im Weltraum überlebensfähig sind.
Bild: NASA/C. Thomas
Bild: Siemens Pressebild
Bild: Pixabay
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