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Workshop in Neustrelitz zeigt den Nutzen des deutschen
Satellitensystems RapidEye
Die Nutzung von Daten des deutschen Satellitensystems RapidEye ist Thema des diesjährigen Workshops, den das
Earth Observation Center (EOC) im mecklenburgischen Neustrelitz durchführt. DLR-Wissenschaftler Dr. Erik Borg vom
EOC Neustrelitz ist verantwortlich für die Organisation des Arbeitstreffens von Wissenschaftlern aus Universitäten,
Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft sowie Unternehmen und gab dem DLR-Magazin Auskunft, worum
es dabei geht.
Vom Algorithmus zum Produkt
Für welche Anwendungen sind die Daten der
RapidEye-Satelliten interessant?
Das ist sehr unterschiedlich. Geologie, Hydrologie und
Ozeanografe können davon proftieren, aber auch Informationen
über die Vegetation und die Beschaffenheit von Landschaftsräu-
men lassen sich aus den Daten ableiten. Daher auch das Thema
des 4. Nutzerworkshops „Vom Algorithmus zum Produkt“.
Klimaforscher verweisen auf länger werdende Trocken­
perioden und sagen einen Anstieg des Meeresspiegels
voraus. Lässt sich mit Daten des RapidEye Science Archive,
kurz RESA, der Klimawandel belegen?
Die Daten können zumindest das Wissen über klimawirk-
same Faktoren wie Wasserressourcen oder Veränderungen in
den ökologischen Systemen verbessern. Auch Auswirkungen
von Landnutzungsänderungen oder auch der Einfuss sozio-öko-
nomischer Entwicklungen lassen sich so dokumentieren, um
darauf aufbauend Antworten für die Gesellschaft zu fnden.
Haben Sie ein Beispiel?
Ja: Ein sensibler Lebensraum, der Auskunft über den
Zustand unserer Erde liefern kann, ist das Permafrostgebiet. Hier
lassen sich beispielsweise die Geschwindigkeit und Dynamik so-
wie die Veränderung empfndlicher Ökosysteme gut beobachten.
Die Daten können dann in Umweltmodelle und Konzepte für die
Gestaltung der Gesellschaft einfießen.
Sie sprechen einen der Workshop-Beiträge von Dr. habil.
Sören Hese von der Friedrich-Schiller-Universität Jena an …
Genau. Zusammen mit Michael Voltersen und Marcel Urban
untersuchte Sören Hese das Mündungsdelta des sibirischen Flusses
Lena. Erstmals wurden räumlich sehr hochaufgelöste Satelliten-
daten vom Aufnahmesystem des RapidEye genutzt, um Degra-
dationsprozesse von Permafrostböden, also die Verschlechterung
der Leistungen dieser Böden, im Zusammenhang mit klimatischen
Veränderungen zu betrachten.
Was macht den Permafrostboden so besonders?
Wenn er auftaut, wird das Treibhausgas Methan freigesetzt.
Im Vergleich mit Kohlendioxid ist Methan erheblich stärker als
Treibhausgas wirksam. Auch wenn hier noch nicht alle Zusam-
menhänge vollständig verstanden sind, so kann man doch davon
ausgehen, dass die Methanemissionen infolge einer Erwärmung
zu einem weiteren Auftauen der Permafrostböden führen. Methan
wird daher als ein sich selbst verstärkender Faktor im Klimawandel
angesehen.
Was können die RapidEye-Daten in diesem
Zusammenhang leisten?
Sören Hese und seine Kollegen konnten zeigen, dass
Veränderungen der Permafrostböden über die multitemporale
Kartierung von Vegetationstypen und die Veränderung von
Wasserfächen, den sogenannten Thermokarstseen, dokumentiert
werden können. Für das Lena-Delta erzeugten die Kollegen ein
Datenmosaik aus verschiedenen RapidEye-Szenen und Satelliten-
Bildstreifen aus den Sechzigerjahren.
Und wie kommt man von den Daten zum Bild?
Die Landbedeckungsklassifkation des Lena-Mündungs­
deltas nutzt zur Bildanalyse einen objektbasierten Ansatz und
erfasst die häufg vorkommenden Vegetationstypen. Im Lena-
Delta können vor allem Gräser, Moose, Seggen und Zwerg­
sträucher beobachtet werden. Zudem wird circa ein Drittel der
Landbe­deckung des Deltas durch Gewässerfächen repräsentiert.
Wie geht es mit der RapidEye AG weiter?
Die Datenlieferung im Rahmen des RESA-Projekts an die
Wissenschaft soll auch weiterhin kontinuierlich fortgesetzt werden.
Die RapidEye AG sieht die Erfolge dieses Projekts auch als Erfolg
für sich, zeigen sie doch das hohe Potenzial dieser Daten. Insbe-
sondere bei dem erwähnten Beispielprojekt, wurde zunächst viel
diskutiert, ob die Qualität der zu erwartenden Daten ausreichend
sein würde. Wir wurden alle eines Besseren belehrt und die
Ergebnisse verdeutlichen, dass sich das Arbeiten mit Rapid­Eye-
Daten lohnt.
Weitere Informationen:
www.ipf.tuwien.ac.at/permafrost/
http://resaweb.dlr.de/
www.DLR.de/caf/
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