DLR Magazin 138 - page 8-9

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Belastungstests für
Philae-Schwestern
Baugleiche Modelle des Kometenlanders Philae, der bereits
seit neun Jahren durchs All fliegt, müssen derzeit einiges aus-
halten: Im DLR in Bremen setzt ein originalgetreues Lander-
Modell deshalb immer wieder auf dem Boden auf – mal in
weichem Sand, mal auf hartem Boden. Denn die Oberflächen-
beschaffenheit des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko,
auf dem Philae im November
2014 landen soll, kennt noch
niemand. Im DLR in Köln wird
eine Philae-Kopie mit Kom-
mandos angefunkt und in
Betrieb gesetzt.
Bei der Landung wird
ein Dämpfer die Kräfte abfan-
gen, die auf Philae wirken.
Sobald der kühlschrankgroße
Lander mit zehn Instrumenten
an Bord aufsetzt, schießen zwei
Harpunen in den Kometen­
boden und verankern Philae. Die Landung wird automatisch
geschehen, denn ein Steuerungskommando von der Erde zum
Lander würde aufgrund der großen Entfernung etwa eine halbe
Stunde benötigen. Wenn die entscheidende Phase beginnt,
müssen die Wissenschaftler darauf vertrauen, dass die Soft-
ware an Bord perfekt funktioniert.
Ergebnisse vom Weltraumteleskop „Planck“
Momentaufnahme vom ältesten Licht im Universum. Es zeigt winzige
Temperaturschwankungen in Regionen mit leicht unterschiedlicher
Dichte, aus denen alle zukünftigen Strukturen hervorgegangen sind.
Greifsystem für Leichtbauteile
Ein Roboterwerkzeug mit einem speziellen Greifsystem wurde
vom Zentrum für Leichtbauproduktionstechnologie (ZLP) auf
Europas Leitmesse für Faserverbundleichtbau, der JEC in Paris,
vorgestellt. Es ist in der Lage, Bauteile aus kohlenstofffaserver-
stärktem Kunststoff (CFK) während der Herstellung sicher zu
greifen, zu transportieren und abzulegen. Der von DLR-Wis-
senschaftlern im ZLP Augsburg entwickelte „Streifengreifer“
kann sowohl einzelne streifenförmige Zuschnitte handhaben
als auch große Zuschnitte mit Hilfe von zwei kooperierenden
Robotern bewegen. Durch seinen modularen Aufbau lässt sich
das Greifsystem an die Form des Bauteils anpassen.
Bei seinem vierten Auftritt auf
der JEC stellte das DLR außerdem ein
Druckschott aus einem Faserverbund-
werkstoff für ein Fahrwerk des Airbus
320 vor, zeigte eine Flügelschale in
CFK-Leichtbauweise nebst einem
3-D-Scanner zur Vermessung der
Flügelwelligkeit und präsentierte
das „Gehirn“ des weltweit größten
Forschungsautoklaven, mit dem der
„Backvorgang“ von CFK-Bauteilen in
dem riesigen druckdichten Röhren-
ofen gesteuert wird.
Der „Streifengreifer“ kann Bauteile aus kohlenstoff­
faserverstärktem Kunststoff sicher handhaben, ein
wichtiges Qualitätsmerkmal für die Produktion der
Leichtbauteile
In der Landing and
Mobility Test Facility
(LAMA) des DLR in
Bremen stellen die Inge­
nieure ein Modell des
Kometenlanders Philae
auf die Probe. Unter
anderem wird die Lan­
dung auf unterschied­
lichen Böden simuliert.
50 Jahre nach der Entdeckung der kosmischen Hintergrund­
strahlung haben Forscher aus 40 europäischen und zehn
amerikanischen Instituten die Reststrahlung des Urknalls so
exakt wie nie zuvor vermessen. Auch deutsche Wissen­
schaftler sind im Auftrag des DLR Raumfahrtmanagements
an dem Projekt beteiligt. Interessant sind vor allem die win­
zigen Temperaturunterschiede in der Hintergrundstrahlung.
Daran lässt sich ablesen, wie das Universum entstanden ist
und wie sich Energie und Dichte im Raum verteilt haben.
Das nach dem deutschen Physiker Max Planck benannte
Weltraumteleskop war 2009 gestartet worden. Nun liegt die
erste vollständige Himmelskarte der Hintergrundstrahlung vor.
Dazu wurde der Himmel fünfmal komplett durchmustert. Die
minimalen Temperaturschwankungen zeigen sich in auffälli-
gem Fleckenmuster und verdeutlichen kleinste Unterschiede
in der Verteilung der Dichte im frühen Universum. Das erlaubt
Rückschlüsse auf die frühe Verteilung der Materie. So zeigen
die Daten unter anderem, dass die normale Materie, aus der
Galaxien, Sterne und auch die Erde bestehen, nur mit knapp
fünf Prozent zur Masse- und Energiedichte des Universums
beitragen. Mit fast 27 Prozent in deutlich größerer Menge
vorhanden als bisher angenommen ist die „Dunkle Materie“,
die sich nur über ihre Schwerkraftwirkung bemerkbar macht.
Kleiner als der bisherige Standardwert ist auch die Geschwin-
Jubiläum der deutschen Forschungsrakete TEXUS
Das weltweit längste Raketenprogramm für Forschung in Schwerelosigkeit hat ein Jubiläum zu verzeichnen: 35 Jahre nach der ersten
TEXUS-Mission im Dezember 1977 startete am 12. April 2013 vom Raumfahrtzentrum Esrange bei Kiruna in Nordschweden aus die
50. TEXUS-Rakete in den Weltraum. 15 Minuten dauerte der Flug, davon herrschte sechs Minuten und 20 Sekunden lang Schwere­
losigkeit. Ein Fallschirm brachte die wissenschaftlichen Nutzlasten nach dem Flug wieder zurück zum Boden.
Die DLR-Forschungsrakete trug vier deutsche Experimente aus Biologie und Materialforschung in eine Höhe von 261 Kilome-
tern. Hauptnutzlast war die in Deutschland entwickelte Elektromagnetische Levitationsanlage EML. Mit ihr erforschen Wissenschaft-
ler des DLR-Instituts für Materialphysik im Weltraum thermophysikalische Eigenschaften und das Erstarrungsverhalten von Metall-
Legierungen, die von industriellem Interesse sind. Die Forscher untersuchten eine Aluminium-Nickel-Verbindung, die in der Luftfahrt
und anderen Verkehrssystemen verwendet wird, sowie eine Nickel-Zirconium-Legierung.
Das Experiment, das Forscher der Universität Marburg
beisteuerten, war ein biologisches: Anhand von Sporenträgern
eines Pilzes untersuchten die Wissenschaftler die allerersten
Reaktionen eines Organismus auf Schwerkraftänderungen.
Das zweite biologische Experiment auf TEXUS 50 kam von
Wissenschaftlern der Universität Freiburg. Sie wollten Gene
und Genprodukte („Boten-RNA“) identifizieren, die bei der
Wahrnehmung und Verarbeitung des Schwerkraftreizes in
Pflanzen eine Rolle spielen. Dazu flogen Keimlinge der Acker-
Schmalwand mit, einer Pflanze, die aufgrund ihrer relativ
einfachen genetischen Struktur seit den Vierzigerjahren von
Forschern als Modellorganismus benutzt wird.
Absolut. Weltraumschwarz.
Als der deutsche Wissenschaftsastronaut
Reinhard Furrer am 30. Oktober 1985
mit dem Space­shuttle Challenger ins All
startete, hatte er ein Diktier­gerät im Gepäck. Mit die-
sem hielt er während der Mission fortwährend seine
Eindrücke fest – in Form eines akustischen Tagebuchs.
Die renommierten Hörspielproduzenten Ammer &
Console haben es unter dem Titel ‚Spaceman 85‘
kongenial vertont. Das Hörspiel erschien bereits 2005
auf CD, ist aber nach wie vor im Netz verfügbar
(Anhören kostenlos, Download kostenpflichtig).
SEHENSWERT
Blick aus der ISS – ein wunderschöner
Kurzfilm mit Zeitraffer-Aufnahmen und
atemberaubenden Fotos. Der aktuelle
Dokumentarfilm von Christoph Malin „The ISS Image
Frontier – Making the invisible visible“ ist eine
Hommage an das ISS-Programm und an NASA-
Astronaut Don Pettit, der mehr als ein Jahr auf der
ISS verbrachte.
HÖRENSWERT
Weltraumlabor Columbus – seit fünf
Jahren werden im Columbus-Labor
wissenschaftliche Experimente auf der
ISS in etwa 400 Kilometer Höhe durchgeführt. Der
Hörfunkbeitrag des Bayerischen Rundfunks zieht eine
Zwischenbilanz und geht dabei der Frage auf den
Grund, was die Forschung im Weltall bringt.
SELTSAMES UNIVERSUM
Das Universum ist ein seltsamer Ort.
Die englischsprachige Website
Space.com hat eine interaktive
Animation veröffentlicht und damit Kuriositäten
im Weltall unter die Lupe genommen. Klicken Sie
sich anhand erstaunlicher Betrachtungen durch
den Kosmos, von A wie Antimaterie bis V wie
Vakuum-Energie.
VIDEOSERIE: DID YOU KNOW?
Im Webvideo-Format „Did you know“
der Europäischen Weltraumorganisation
ESA werden Fußgänger in Europa zu
ihrem Weltraumwissen interviewt. In der aktuellen
Folge, aufgenommen auf der Domplatte in Köln, wird
gefragt, wie lange die Reise zum Mars dauert. In drei
Minuten zeigt das zweisprachige Video die zuweilen
schmunzeln lassenden Antworten der Passanten und
erklärt, wie lange die Reise zum Mars tatsächlich
dauert.
Sterne, Sterne, Sterne
„100.000 Stars“ ist eine interaktive
Raumreise in unsere stellare Nach­
barschaft. Die Visualisierung von
119.617 Sternen erfolgt am besten in Googles
hauseigenem Chrome-Browser. Die Detailfülle und
Darstellung von Raum macht einfach Lust auf eine
Sternenreise am Bildschirm.
digkeit, mit der sich das Universum heute ausdehnt – die soge-
nannte Hubble-Konstante: Das Universum ist demzufolge mit
13,82 Milliarden Jahren älter als bisher angenommen.
TEXUS 50 im Start-Turm
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