DLR Magazin 139 - page 48-49

Stimmt eigentlich das Gerücht, dass Zugvögel manchmal
in einer V-Formation fliegen, weil sie die Luftwirbel des davor
fliegenden Vogels ausnutzen? – Dr. Frank Holzäpfel lacht: „Das
ist tatsächlich richtig. Es gibt sogar wissenschaftliche Studien
zu diesem Thema. Die Flügel von Vögeln erzeugen ja genau
wie die Tragflächen von Flugzeugen Luftwirbel, sogenannte
Wirbelschleppen. Den Aufwindbereich der Wirbel kann der da-
hinter fliegende Vogel wunderbar nutzen. Er spart Energie!“
Auch Flugzeuge hinterlassen solche Luftwirbel – im großen Stil
und mit Konsequenzen für die nachfolgenden Flugzeuge. Der
Strömungsexperte Dr. Frank Holzäpfel arbeitet daran, das Ver-
halten der Wirbel zu verstehen und vorherzusagen. Und er
weiß, wie man deren Zerfall beschleunigen kann.
Als Dr. Frank Holzäpfel 1996 nach seinem Maschinenbau-
Studium an der Universität Karlsruhe (TH) seine Promotion be-
endete, wartete bereits eine Stelle bei Daimler in Stuttgart-
Möhringen auf ihn. Als Trainee hätte der Weg in das Berufsle-
ben beginnen können. Aber bereits an der Universität wurden
die Weichen in eine andere Richtung gestellt: „Schon während
meiner Promotion war mir der Name ‚Schumann‘ als Koryphäe
auf dem Gebiet der Strömungssimulation wohl vertraut“, erin-
nert sich Holzäpfel an den ehemaligen Direktor des DLR-Insti-
tuts für Physik der Atmosphäre, Professor Dr. Ulrich Schumann.
Da kam eine Stellenanzeige in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“
gerade richtig. In der DLR-Abteilung Wolkenphysik und Ver-
kehrsmeteorologie wurde ein Wissenschaftler gesucht, der
„ein effizientes mathematisch-physikalisches Modell zur Berech-
nung der Lebensdauer von Wirbelschleppen hinter Flugzeugen
aufbauen“ sollte. Der frischgebackene Doktor sah die Möglich-
keit, die Erkenntnisse seiner Promotionsarbeit zu hochturbu-
lenten Wirbelströmungen in Brennkammern nun in der Luft-
fahrt auf Flugzeug-Wirbelschleppen anzuwenden. „Mir waren
Inhalte immer schon wichtiger als der materielle Verdienst“,
kommentiert Holzäpfel. Und genau mit diesen Inhalten lockte
die Stelle in Oberpfaffenhofen. Holzäpfel, der als schnellster
Dr. Frank Holzäpfel kümmert sich beruflich um Wirbelschleppen
und auch privat ist es bei ihm selten still
Von Miriam Kamin
Ein zufälliges Gespräch in der Kantine des DLR Oberpfaffenhofen hinterließ Spuren: Der Wissenschaftler, der so lebendig
von seinen Pflegekindern sprach, konnte ebenso begeistert von Luftströmungen erzählen. Ohne es zu ahnen, empfahl sich
Dr. Frank Holzäpfel damit für ein Porträt im DLR-Magazin.
Standhaft in
Turbulenzen
Das Forschungsflugzeug HALO bei einem der Wirbelschleppentestflüge im April 2013.
In 22 Meter Höhe überfliegt es die Platten am Boden. Im Rauch werden die absinken-
den Wirbelschleppen sichtbar.
Dr. Frank Holzäpfel mit seiner Frau, den zwei leiblichen Kindern und
zwei Pflegekindern
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