Flughäfen sind die zentralen Knoten des Lufttransportsystems und zugleich Schnittstellen zu den anderen Verkehrsträgern. Deren gemeinsame Probleme lassen sich nur durch ein umfassendes, verkehrsträgerübergreifendes, land- und luftseitiges Management lösen. Im Projekt TAMS, das sich genau dieser Aufgabe widmet, geht das DLR mit führenden Vertretern der deutschen Luftfahrtindustrie erstmals den Schritt zu einem neuartigen Flughafenmanagement-System. Das Projekt TAMS wird dabei durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) als ein deutsches Leuchtturmprojekt gefördert.
Die am Flugbetrieb beteiligten Parteien sind nicht optimal verzahnt. So greifen beispielsweise die Aktivitäten von Flughafenbetreibern, Fluggesellschaften und Flugsicherung noch nicht wie ein Zahnrad ins andere. Das führt zu Reibungsverlusten innerhalb der verschiedenen Prozesse des Flugbetriebs. Gegenwärtig optimieren die einzelnen Parteien ihren jeweiligen Verantwortungsbereich. Der Wettbewerb und die wirtschaftliche Lage fordern sie heraus. Doch in vielen Fällen wird zu kurz gedacht. Auswirkungen von Einzelentscheidungen auf andere Verantwortungsbereiche sind nur ungenügend bekannt. Dies führt zu höheren Kosten und anderen Nachteilen, sowohl für einige Prozessbeteiligte als auch für Reisende. Oftmals sind lange Wartezeiten die Folge. Die Komplexität der Abfertigungsprozesse kann sich vor allem dann erschwerend auswirken, wenn Störfaktoren wie schlechtes Wetter zunächst einzelne Prozesse belasten. Es kann zu einem Schneeballeffekt kommen: Auch in nicht unmittelbar benachbarten Prozessen zeigen sich dann Auswirkungen, die oftmals vorher nicht absehbar sind und die wiederum weitere Probleme in anderen Prozessen auslösen.
Im Rahmen erster Arbeiten auf diesem Forschungsgebiet hat das Institut für Flugführung gemeinsam mit EUROCONTROL einen Ansatz des ganzheitlichen Flughafen-Managements (Total Airport Management – TAM) entwickelt. Aufbauend auf dieser bereits seit einigen Jahren etablierten Philosophie des gemeinsamen Datenaustauschs verfolgt TAM das Ziel der parteiübergreifenden Prozessplanung und -optimierung am Flughafen. Untersuchungen an europäischen Flughäfen lassen auf ein großes Verbesserungspotenzial schließen, wenn sich alle am Flugbetrieb Beteiligten besser abstimmen. Nicht nur Kosten können reduziert werden, durch weniger Verspätungen und Wartezeiten kann auch die Umwelt spürbar entlastet werden. Zusätzlich verbessert sich die Anschlusssicherheit der Passagiere.
Das Institut für Flugführung hat gemeinsam mit Partnen eine Projektidee erarbeitet, das TAM-Konzept realitätsnah als Total Airport Management Suite (TAMS) umzusetzen. Der Flughafen Stuttgart konnte als möglicher Nutzer gewonnen werden. Unter Einbeziehung der Projektträger Mobilität und Verkehrstechnologie (TÜV Rheinland) des BMWi wurde TAMS konsequent weiterentwickelt und später vom BMWi zur Förderung als Leuchtturm-Projekt ausgewählt.
Das Institut für Flugführung stellt im Rahmen von TAMS vor allem eine virtuelle land- und luftseitige Flughafenumgebung für die Industriepartner bereit, in die deren Teilsysteme integriert werden können. Dies unterstützt einerseits ein zielgerichtetes Weiterentwickeln von gekoppelten neuartigen Applikationen. Des weiteren stellt das Institut so eine Plattform zur Versuchsdurchführung der TAMS-Konzepte zur Verfügung, ohne den Arbeitsablauf am Flughafen zu stören. Wissenschaftler können Systemlösungen hier direkt erproben und die Konzepte an die potenziellen Nutzer vermitteln.