Das Deutsche Museum in München beherbergt zahlreiche Meisterwerke der Naturwissenschaft und Meilensteine der technischen Entwicklung. Seit kurzem gehört auch der vom DLR Institut für Kommunikation und Navigation entwickelte Prototyp des mit Mitteln der Programmdirektion Verkehr und des Technologiemarketings entwickelten Kollisionsvermeidungssystems für Züge (Railway Collision Avoidance System, kurz RCAS ) dazu. Auf der Galerie in Halle III des Verkehrszentrums am Bavariapark wurde die Modellanlage des DLR mit einem Vortrag und einer Sonderführung im Rahmen der 14. Münchener Wissenschaftstage feierlich dem Museum übergeben.
Mit dem innovativen Sicherheitssystem für den Bahnverkehr werden relevante Informationen beispielsweise über Position und Geschwindigkeit, geplante Streckenführung oder auch Lademaßüberschreitungen über infrastrukturlose Zug-zu-Zug-Kommunikation ausgetauscht. Das System bewertet die Verkehrssituation um den eigenen Zug herum ständig und unterbreitet dem Fahrer bei kritischen Zuständen Lösungsvorschläge oder greift steuernd in das Bremsverhalten ein, so dass die Züge bei Kollisionsgefahr frühzeitig zum Stillstand kommen.
Die prototypische Umsetzung auf einer Modellanlage erlaubte dabei bereits in einer frühen Phase der Forschung und Entwicklung am DLR die Erprobung der entwickelten Algorithmen. Hierbei war insbesondere die vollständig dezentrale Situationserfassung und –bewertung auf jeder einzelnen Lok ein Novum. So wurden in jede Lok der Modellbahn nicht nur Sensoren zur Erfassung der Position auf dem Gleisnetz, sondern auch hochmoderne Kommunikationsgeräte zum direkten Datenaustausch zwischen den Modellzügen über Funk eingebaut. Über das Display des in jede Lok eingebauten Computers erlaubt das System Einblick in die interne Bewertung der Verkehrssituation jeder einzelnen Lok.
Die Modellanlage wurde im späteren Verlauf der Arbeiten zunehmend dazu genutzt, öffentlichkeitswirksam die Funktionsweise des neuen Ansatzes zu demonstrieren, beispielsweise auf dem Tag der offenen Türe des DLR oder beim Besuch des damaligen Verkehrsministers Peter Ramsauer. Zuletzt hat die Modellanlage und der durch sie dargestellte Ansatz auf dem ITS World Congress 2012 in Wien, dem Weltkongress für Intelligente Verkehrssysteme, für Aufmerksamkeit in der Fachwelt gesorgt.
Inzwischen wird das Kollisionswarnsystem auf der Basis der RCAS-Technologie des DLR über das Spin-Off Unternehmen Intelligence on Wheels international im Markt angeboten. Das DLR ist stolz, die Modellanlage als Meilenstein der Entwicklung des innovativen Systems als Exponat dem Deutschen Museum als Teil der Verkehrsausstellung zur Verfügung stellen zu können. Hierdurch kann sich der Besucher nicht nur einen Eindruck von diesem Paradebeispiel für Technologietransfer aus der Luft- und Raumfahrt machen, sondern sich auch über die interessanten und zukunftsträchtigen Arbeiten am DLR informieren.