Helga und Zohar in der Orion-Kapsel. Credit: NASA/Frank Michaux
Die Weltraumstrahlung ist ein großes gesundheitliches Risiko für den Menschen und damit ein entscheidender Faktor für geplante zukünftige Langzeitaufenthalte des Menschen im Weltraum. Mit dem Experiment MARE (Matroshka AstroRad Radiation Experiment) steuert das DLR mit weiteren Partnern nun einen großen Beitrag dazu bei, dieses Strahlenrisiko zu bestimmen und Schutzmaßnahmen entwickeln zu können. Bei der NASA Artemis I Mission werden mit MARE erstmals zwei weibliche Phantome einen Raumflug antreten, um das Strahlenrisiko auf dem Weg zum Mond zu bestimmen. Beide Phantome werden mit Strahlungsdetektoren ausgestattet, eines wird dabei eine Strahlenschutzweste tragen. Beide sind dem Menschen nachempfunden, so dass die Strahlungsdosis in den besonders strahlungsempfindlichen Organen gemessen werden kann.
Helga und Zohar, so die Namen der beiden Phantome, werden bei Orions erstem Flug zum Mond im Rahmen der Artemis I Mission in seinen Passagiersitzen mitfliegen. Dabei wird Zohar eine neu entwickelte Strahlenschutzweste (AstroRad) des israelischen Partners StemRad tragen. Die Phantome bestehen jeweils aus 38 Scheiben und fliegen stellvertretend für zwei Astronautinnen. In Köln am DLR rüstet das Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin die beiden Phantome mit Sensoren aus. Damit kann erstmals mit einer großen Genauigkeit gemessen werden, welche Strahlenbelastung bei einem bemannten Flug zum Mond für die Astronautinnen und Astronauten entsteht.
Aufbau der anthropomorphen Phantome (Hersteller: CIRS, Norfolk, USA www.cirsinc.com) © DLR
Die 95 Zentimeter großen weiblichen Phantome sind in ihrem Inneren mit Organen und Knochen aus Kunststoff unterschiedlicher Dichte ausgerüstet. Am DLR werden derzeit die Strahlungsdetektoren entwickelt, gebaut und getestet, die später in Helga und Zohar eingebaut werden. Insgesamt 1400 Sensorplätze werden mit kleinen passiven aus Kristallen bestehenden Strahlungsdetektoren bestückt, zum anderen werden die Sensoren der aktiven Detektoren an den strahlenempfindlichsten Organen des Körpers – Lunge, Magen, Gebärmutter und Knochenmark – integriert. Während die passiven Detektoren vom Start bis zur Rückkehr zur Erde kontinuierlich messen werden und die Gesamtbelastung erfassen sollen, werden die aktiven, batteriebetriebenen Detektoren während des Startes eingeschaltet und zeichnen den zeitlichen Verlauf der Strahlenbelastung auf. Nach der Rückkehr können dann die verschiedenen Detektoren ausgelesen und Daten über die Reise zum Mond ausgewertet werden.
Die Daten des Phantoms Helga, die ohne Schutzweste fliegen wird, dienen außerdem dazu, die Wirksamkeit der neu entwickelten Strahlenschutzweste (AstroRad) des von der israelischen Raumfahrtagentur ISA geförderten Industriepartners StemRad zu bestimmen. Vor dem bis zu 42 Tage dauernden Flug zum Mond und zurück werden Helga und Zohar noch einige Tests durchlaufen.
MARE stellt in seiner Komplexität und in seiner internationalen Zusammenarbeit mit zahlreichen Universitäten und Forschungseinrichtungen in Österreich, Belgien, Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik, Griechenland, der Schweiz, Japan und den USA das größte Experiment zur Bestimmung der Strahlenbelastung für Astronauten dar, das jemals den erdnahen Orbit verlassen hat. Es liefert grundlegende Daten zur Abschätzung des Strahlenrisikos für die kommenden bemannten Flüge zum Mond.
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Video:
Die ersten „Mond-Astronautinnen“ kehren zurück nach Köln - Quickchannel
MARE: Der Strahlenbelastung auf dem Weg zum Mond auf der Spur - YouTube
TV:
Mit Weltraumpuppen Strahlung messen (ARD)
Wie hoch ist die Strahlung bei einem Flug zum Mond? (Quarks/WDR)
Strahlenrisiko für Astronauten? (Wissen/nano/3sat)
Radio:
Deutschlandradio: FORSCHUNG AKTUELL: Ein Phantom namens Helga: Deutschland schickt einen Astronauten-Dummy zum Mond (Autor: Meyer, Guido)
Print:
Helgas Mondfahrt (Süddeutsche Zeitung)
DLR:
MARE – Der Strahlenbelastung auf dem Weg zum Mond auf der Spur
Sitzt, wackelt nicht und hat Luft – DLR- und ISA-Phantome sitzen Probe in NASA-Raumkapsel Orion
Helga und Zohar: Strahlungsbelastung auf dem Weg zum Mond
DLR-Magazin: Helga fliegt zum Mond (Download)
ESA:
RADIATION SCIENCE FOR ORION (ESA BLOG)
THE RADIATION FACTOR (ESA BLOG)
SHIELDING ASTRONAUTS FROM SPACE RADIATION ON THE WAY TO THE MOON (ESA BLOG)
NASA:
Orion Manikins Return from Artemis I Mission | NASA
ARTEMIS I Pressemappe
Orion “Passengers” on Artemis I to Test Radiation Vest for Deep Space Missions
Artemis I Space Radiation Research to Help Moon, Mars Explorers | NASA
Vorträge:
Lichtjahre voraus 2020: Die Gefahren der Weltraumstrahlung und das MARE-Experiment
ISPCS 2017 - Thomas Berger "Exploration Missions and Radiation"
Israel Space Agency (ISA)
Israel
https://www.space.gov.il/en
StemRad
https://stemrad.com/astrorad-4/
Lockheed Martin Space (LM)
USA
https://www.lockheedmartin.com/en-us/products/orion.html
National Aeronautics and Space Administration (NASA)
www.nasa.gov