Biologische Gülleaufbereitung mit dem BiG C.R.O.P.®-Verfahren. Projektleiter Tim Paulke vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin und sein Team bereiten mit der Anlage stickstoffhaltige Abwässer zu einer Düngemittellösung auf. Im Spätherbst startet der erste Feldversuch. © DLR: Alle Rechte vorbehalten.
7. Oktober 2021
Das C.R.O.P.®-Verfahren zur biologischen Düngeaufbereitung, entwickelt vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, wird nun in einer Marktstudie mit Landwirtinnen und Landwirten getestet. Ursprünglich war die Technologie für das Weltall zur Unterstützung beim Anbau von Gemüse auf einer Raumstation vorgesehen: Astronautinnen und Astronauten auf Langzeitmissionen und auf Stationen auf dem Mars oder dem Mond brauchen geschlossene Lebenserhaltungssysteme. Atemluft, Wasser und Nahrung müssen dort verfügbar sein und so weit wie möglich recycelt werden. Der Biofilter C.R.O.P.® (Combined Regenerative Organic food Production) wird nun auf der Erde bei der biologischen Gülleaufbereitung eingesetzt und weiterentwickelt. Im nächsten Schritt folgt dann der erste Feldversuch im BiG C.R.O.P.®-Projekt.
„Das C.R.O.P.®-Verfahren ist eine rein biologische Methode, um stickstoffhaltige Abwässer zu einer Düngemittellösung aufzubereiten“, erklärt Projektleiter Tim Paulke vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln. „Das Prinzip eignet sich nicht nur für Urin. Es lässt sich problemlos auch bei der Behandlung von Wirtschaftsdüngern wie Rindergülle oder Gärprodukten anwenden.“ Der Einsatz von Mineraldünger in der konventionellen Landwirtschaft könnte damit reduziert und die Abgabe von überschüssigen Stickstoffmengen in die Ökosysteme Luft, Wasser oder Boden verhindert werden.
Der C.R.O.P.®-Prozess benötigt keine Chemikalien oder Gefahrstoffe, sondern nutzt natürliche Stoffwechselvorgänge. Die Anlage besteht aus einem Tank und einem „Reaktionsraum“. Dieser enthält eine Vielzahl von Mikroorganismen. Bakterien, Pilze und Einzeller bilden ein anpassungsfähiges Ökosystem. Es kann verschiedene Stoffe von Stickstoff bis Phosphor verarbeiten. „Dabei vermehren sich genau die Organismen, denen die jeweiligen Stoffe als Nahrungsgrundlage dienen“, sagt Gravitationsbiologe Dr. Jens Hauslage. Die Idee der Biofilter ist nicht neu – das Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin erforscht seit 2011 Szenarien für bestimmte Lebensräume und Anwendungen. Auch ein Einsatz in Städten ist denkbar: Das Filtersystem könnte in Wohngebieten Abwässer reinigen und dabei platzsparend in Häusern untergebracht werden. Es bereitet außerdem Abwässer auf, die mit Medikamenten belastet sind.
Die Marktstudie und der Feldversuch stärken den Technologietransfer von der Raumfahrt in die Landwirtschaft. Interessierte Landwirtinnen und Landwirte können, sofern die Gegebenheiten vor Ort passen, für einen Zeitraum eine Pilotanlage auf ihrem Gelände nutzen. So können Gülle oder Gärprodukte aus einer Biogasanlage vor Ort mit einer C.R.O.P.®-Anlage zu einem höherwertigen Dünger weiterverarbeitet werden. Die Düngemittellösung ist direkt pflanzenverfügbar und verursacht keine Geruchsbelästigung.
Weitere Informationen:
Biofilter aus der Raumfahrt verwandelt Gülle in hochwertigen Dünger
BiG C.R.O.P.®: Biologische Gülleaufbereitung