Unfälle im Verkehr und der Luftfahrt gehen sehr häufig auf müdigkeitsbedingte Fehlreaktionen der Akteure zurück. Da die eigene Leistung und Müdigkeit sehr schwer einschätzbar ist, sollen gesetzliche Vorgaben dem entgegenwirken, indem Dienst- und Ruhezeiten geregelt werden. Um aber überhaupt objektiv die Leistungsfähigkeit messen zu können, muss ein geeignetes Instrument entwickelt werden, das schnell und verlässlich prüft. Ein solches Instrument wurde nun in einer dreijährigen Studie des DLR entwickelt: In dem Projekt „FIT“ wurde ein „Fitness-for-Duty Test“ zur Steigerung der Sicherheit in Luftfahrt und Verkehr erarbeitet, der kognitive Leistung mit einem extrem kurzen Leistungstest von nur drei Minuten valide messbar macht. Er kann Leistungseinbußen durch Müdigkeit erkennen und soll für jeden anwendbar sein, vor allem aber wurde er für Operatoren in Luftfahrt und Verkehr entwickelt (Piloten, Lotsen, Kabinenpersonal, LKW-Fahrer, Bus-Fahrer, Zugführer etc.).
Schlafmangel ist ein grundlegendes Phänomen in unserer Gesellschaft und betrifft fast jeden. Eine adäquate Leistung und Leistungsbereitschaft wird rund um die Uhr erwartet, Schlaf muss zum Teil zu ungünstigen Tageszeiten stattfinden, zum Beispiel bei Schichtarbeitern, die über Tag schlafen und somit gegen den inneren Rhythmus. Der nun entwickelte Test gibt Auskunft über das aktuelle Leistungsvermögen und soll als Feedback-System den verantwortlichen Umgang mit Schlaf und Erholung lehren. Die extrem kurze Dauer des Tests macht ihn in vielen Situationen einsetzbar, auch während des Dienstes und gerade in zeitlich stark limitierten Arbeitsumgebungen wie der Luftfahrt. Dies soll auch die Akzeptanz zur Durchführung des Tests erhöhen. Bereits bestehende psychomotorische Vigilanztests von längerer Dauer (mind. zehn Minuten) sind gut für die Erkennung von Leistungseinbußen durch Schlafmangel validiert, deshalb haben die Wissenschaftler diesen ausgewählt, verkürzt, leicht modifiziert und auf einem portablen Handheld-Computer implementiert.
Der Test kann somit einen Beitrag zur Steigerung der Sicherheit in Luftfahrt und Verkehr leisten.
Bei der FIT-Studie wurden in einer Schlafstudie gezielt Schlafdauer und -qualität herabgesetzt, um so unterschiedliche Grade von Müdigkeit und Leistungsniveaus zu induzieren. Der Drei-Minuten-Test wurde dann im Vergleich zu einer Reihe unterschiedlicher Testverfahren auf Verlässlichkeit geprüft und validiert. Die Testbatterie umfasste eine parallele Testversion (10-min PVT am Computer) sowie Tests aus dem angewandten Bereich, die das Aufgabenfeld von Operatoren in Luftfahrt und Verkehr wiederspiegeln. Die Schlafbedingungen während der Studie umfassten normalen Schlaf (acht Stunden), kein Schlaf (38 Stunden wach), vier Stunden Schlafzeit und vier Stunden Schlafzeit nach moderatem Alkoholkonsum. Bei der Hälfte der vier-Stunden-Schlaf-Probanden wurden Reiseflugbedingungen (Lärm, erniedrigter Druck) in einem Crew-Rest-Compartment simuliert.
Ein Nachfolgeprojekt soll die Auswirkungen von Schichtdienst untersuchen, um den Einsatz des Tests im realen Leben zu verbessern. Das Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin wird dabei Schlaf und Leistung (drei-Minuten-PVT) bei Piloten in Rufbereitschaft untersuchen. Für das individuelle Feedback sollen weitere Faktoren einbezogen werden wie grundlegende Modelle der Schlaf-Wach-Regulation sowie Informationen über Schlafdauer, Wachzeit, Dienstzeit etc. und individuelle Grenzwerte definiert werden.