Ausbringen des autonomen Unterwasserfahrzeuges vom Schiffsdeck. Das AUV kann ebenfalls vom Strand aus geslipped werden.
Bereits zum zweiten Mal begleitet das DLR Bremerhaven Forscher der Universität Kiel und des Deutschen Schifffahrtsmuseums auf einer Messausfahrt in die Ostsee. Dabei war die Forschungsgruppe „Technologieerprobungssysteme“ zu Gast auf dem Forschungskutter Littorina mit Heimathafen Kiel.
Neben der hydrographischen Kartierung von archäologischen Fundstellen erprobte das Team die dreidimensionale Erfassung von Strukturen unter Wasser. Die zahlreichen Wrackstellen sowie Tonnen von versenkter Munition in der Kieler Förde bieten vielfältige Möglichkeiten zum Einsatz des autonomen Unterwasserfahrzeugs "SeaCat".
Aufnahme der Voitja (Gewinner) aus dem Jahr 1929. Die Aufnahme wurde durch das Käsmu Marinemuseum veröffentlicht. Sie entstammt der Privatsammlung von Aarne Vaigu.
Ein besonderer Höhepunkt der Ausfahrt war die Vermessung der Dreimastbark „Voitja“. Der ca. 36 Meter lange, ehemalige Dreimaster diente nach seinem Umbau als Wachschiff. Die „Voitja“ sank im Frühjahr 1945 vermutlich in Folge eines Flugzeugminentreffers in der Kieler Förde. Die Lage in der stark befahrenen Schifffahrtsstraße erschwert eine klassische Kartierung der Wrackstelle durch Taucher. Der Einsatz eines autonomen Unterwasserfahrzeuges ermöglicht die getauchte Vermessung der Fundstelle, ohne in der Fahrrinne auftauchen zu müssen. Der Einsatz von Fächerecholot (Multibeam) und Seitensicht Sonaren (Sidescan) der neuesten Bauart ermöglichen hochauflösende Aufnahmen der Unglückstelle. Die 3D-Rekonstruktion und das daraus resultierende dreidimensionale Modell ermöglicht beeindruckende Einblicke in den Zustand des Schiffes und gestattet den Archäologen eine Analyse der Fundstelle und Rückschlüsse auf den Unglückshergang.
Unweit der „Voitja“ kartierte die Forschungsgruppe die Überreste eines englischen Bombers aus dem zweiten Weltkrieg. Die zerschellten Überreste sind über einen großen Bereich verteilt, wesentliche Teile wie Flügel, Teile des Rumpfes und Motoren sind auf den akustischen Bildern klar zu erkennen. Ob der Untergang der „Voitja“ und der Absturz des englischen Bombers im Zusammenhang stehen, ist nicht dokumentiert.
In dem küstennahen Bereich vor Strande wurden mehrere Senken am Meeresboden mit dem Subbottom-Profiler untersucht. Dieses Tieffrequenzsonar ist in der Lage den Meeresboden, je nach Beschaffenheit, bis zu mehreren Metern zu durchdringen und somit Objekte unter dem Sediment zu orten. In den Senken unweit der Steilküste werden Überreste von ehemaligen Siedlungsstellen vermutet. Funde in diesem Bereich datieren überwiegend auf die Mittelsteinzeit zwischen 5200-5000 v.Chr.
„Die Erfahrung der Unterwasserarchäologen bei der Identifikation von Objekten und Strukturen am Meeresboden hilft uns Missionen und Aufgaben mit den Unterwassersensoren wesentlich genauer und effektiver zu planen“, erklärt Dr. David Heuskin, Leiter der Gruppe Technologieerprobungssysteme.“ Im Gegenzug zeigt sich die SeaCat als mächtiges Werkzeug bei der Vermessung von archäologischen Fund- und Wrackstellen. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit und die Möglichkeit unser Fahrzeug an unterschiedlichen Herausforderungen zu erproben.“
Zweidimensionale Abbildung der Wrackstelle in der Kieler Förde. Die Aufnahme wurde mit einem Seitensichtsonar erstellt.
Die Graustufen-Darstellung wird häufig als plastischer wahrgenommen und offenbart gelegentlich eine größere Detailtiefe.
3D Rekonstruktion der ehemaligen Drei-Mast-Bark. Die Daten wurden mit einem Norbit Fächerecholot aufgenommen.