Was hinter dem Horizont liegt

Alexander Gerst bei seinem ersten Aufenthalt an Bord der ISS. Eindrucksvoll hat er den faszinierenden Blick auf die Erde beschrieben, der aber oft auch die Umweltprobleme auf unserem Planeten zeigt. Bild: NASA/ESA
Alexander Gerst bei seinem ersten Aufenthalt an Bord der ISS. Eindrucksvoll hat er den faszinierenden Blick auf die Erde beschrieben, der aber oft auch die Umweltprobleme auf unserem Planeten zeigt. Bild: NASA/ESA
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Die 13-Jährige Rosa hat kurz vor dem Start der zweiten Gerst-Mission bei uns ihren Berufsorientierungstag absolviert. Und da haben wir sie gleich mal zur DLR_next-Autorin gemacht. Hier ihr Artikel zu der Frage, was Weltraum-Missionen wie den Flug von Alexander Gerst ihrer Meinung nach so interessant macht – auch und gerade für junge Leute.

Die Internationale Raumstation ISS. Bild: NASA
Die Internationale Raumstation ISS. Bild: NASA

Von Rosa (13 Jahre) aus Köln

3 … 2 … 1 … Plötzlich eine unvorhergesehene Situation, es wird gefährlich. Der Sauerstoff wird knapp, es entsteht eine unbeschreibliche Hitze, das Raumschiff droht abzustürzen. Glück gehabt, dass Alexander Gerst und seine Crew in diesem Augenblick nur im Simulator sitzen – und nicht im echten Sojus-Raumschiff. Im Training gehen sie alle denkbaren Vorfälle durch, um auch auf kritische Momente gut vorbereitet zu sein. Raumfahrt ist eben auch heute noch ein großes Abenteuer an der Grenze des technisch Machbaren. Das ist nur einer von vielen spannenden Aspekten, die einen Raumflug wie Alexander Gersts Mission „Horizons“ für jede Altersgruppe so aufregend macht – gerade auch für junge Leute.

Wenn Astronautinnen und Astronauten ins Weltall fliegen, um dort in der Schwerelosigkeit Experimente durchzuführen, könnte man zunächst einmal denken, dass das nur für Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler interessant ist. Daran hat Alexander Gerst allerdings schon bei seinem ersten Flug eine Menge geändert: Durch seine Tweets, News und Fotos in den Social Media hat er Hunderttausende von Menschen erreicht. Und er hat in vielen Videos allgemein verständlich erklärt, wozu die Forschung auch im Alltag dient. Gerade junge Menschen hat er auf diesem Wege begeistert.

Insgesamt beinhaltet das Thema Weltall so viele verschiedene Aspekte, die alle derartig spannend sind, dass es bestimmt in jedem von uns Faszination erweckt. Zuerst einmal ist es doch geradezu überwältigend, dass der Mensch durch die Raumfahrt überhaupt in der Lage ist, seinen eigenen Planeten zu verlassen! Bisher sind es meist nur professionelle Raumfahrer, aber schon bald werden immer mehr Menschen in den Weltraum fliegen können. Allein bei diesem Gedanken müsste eigentlich jeder Mensch mehr darüber erfahren wollen.

Coole Neugier

Dazu kommt, dass die Raumfahrt faszinierende Erkenntnisse liefert. Schon der Name „Horizons“ deutet das an. Alexander Gerst hat ihn selbst für seine zweite Mission gewählt. Er drückt damit aus: Hier soll erforscht werden, was heute noch hinter dem Horizont liegt. Das ist auch im übertragenen Sinn gemeint und klingt schon sehr poetisch. Ich denke dabei auch ganz unabhängig von seinem Flug an all die Geheimnisse und Rätsel, die das Weltall für uns noch beinhaltet. Gerade junge Leute, so heißt es zumindest, sind sehr neugierig. Der Name „Horizons“ ist perfekt, um die Neugier zu wecken und hört sich außerdem ziemlich cool an.

Der Overview-Effekt

Polarlichter – gesehen von Bord der Internationalen Raumstation. Bild: NASA/ESA/Gerst
Polarlichter – gesehen von Bord der Internationalen Raumstation. Bild: NASA/ESA/Gerst

Auch für die Leute, die kein großes Interesse an Naturwissenschaften haben, können die Raumfahrt und das Weltall spannend und interessant sein. Es ist bekannt, dass man von der ISS einen wunderbaren Ausblick auf die Erde hat. Man kann alle möglichen Naturwunder betrachten: von bunten Polarlichtern bis hin zu plötzlich aufblitzenden Gewitterwolken, riesigen Regenwäldern oder blauen Meeren – und sogar ein Sonnenaufgang von dort oben ist etwas ganz Besonderes. Bilder von solchen Ausblicken, also Perspektiven, die nur Astronautinnen und Astronauten kennen, wecken großes Interesse und können einem selbst vielleicht sogar neue Ansichten über unser Leben auf der Erde eröffnen. So sind viele Umweltprobleme aus der Umlaufbahn mit bloßem Auge erkennbar – etwa die Verschmutzung der Meere oder die Rodung der Regenwälder. Zwar liefern dazu vor allem Satelliten die entsprechenden Bilder und Informationen. Und das ist auch wichtig. Aber Satelliten haben und übermitteln eben keine Gefühle! Astronauten wie Alexander Gerst können dagegen all diese Themen menschlich und für jeden verständlich berichten. Dieser sogenannte Overview-Effekt – der Blick aus großer Distanz auf die Erde – spielt daher eine sehr wichtige Rolle. Das gilt nicht nur für Umweltfragen. So hat Alexander Gerst auch davon erzählt, wie absurd es mit etwas Abstand betrachtet ist, dass wir uns hier unten – auf unserem kleinen „blauen Punkt“ – bekriegen und bekämpfen.