Rollenspiele und „ganz großes Kino“ in Braunschweig

Mehr zum Thema

Von solch einem riesigen Bildschirm träumt wohl jeder, der eine Vorliebe für Computerspiele hat: eine Höhe von über zwei Metern und ein realistischer 360-Grad-Rundumblick! Ganz großes Kino! Aber hier wird kein normales Rollenspiel und auch kein Film aufgeführt, sondern hier wird geforscht. Denn in diesem sogenannten „virtuellen Tower” des DLR in Braunschweig erproben Fachleute neue Verfahren für die Führung von Flugzeugen.

Fluglotsen testen neue Hilfssysteme im „virtuellen Tower“. Bild: DLR
Fluglotsen testen neue Hilfssysteme im „virtuellen Tower“. Bild: DLR

Fluglotsinnen und -lotsen haben einen verantwortungsvollen Job: Sie dirigieren die Flugzeuge am Himmel und sorgen für reibungslose Starts und Landungen. Auch der „rollende Flugverkehr“ – also das Geschehen auf dem Rollfeld – wird von ihnen gelenkt.

Der „virtuelle Tower“

Der „virtuelle Tower“ mit 360-Grad-Rundumblick. Bild: AT-One, DLR
Der „virtuelle Tower“ mit 360-Grad-Rundumblick. Bild: AT-One, DLR

Um die Lotsinnen und Lotsen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, werden sogenannte „Assistenzsysteme“ entwickelt. Sie schlagen beispielsweise dem Lotsen bzw. der Lotsin vor, in welcher Reihenfolge die anfliegenden Maschinen am besten landen sollten – welche also etwas schneller und welche etwas langsamer fliegen sollte, damit dann ein Flugzeug nach dem anderen landen kann, ohne dass lange „Warteschleifen“ in der Luft nötig sind. Um solche Systeme zu testen, bevor sie später im „echten“ Tower eingesetzt werden, gibt es im DLR-Institut für Flugführung in Braunschweig den „virtuellen Tower“.

Hier sitzen echte Fluglotsinnen und -lotsen an einer originalgetreuen und voll funktionsfähigen Anlage – genau so, wie sie es aus ihrer täglichen Arbeit kennen. Doch was sie sehen, ist nicht die Wirklichkeit, sondern die künstliche Darstellung eines Flughafens. An der großen Bildwand werden die Bewegungen aller Flugzeuge innerhalb eines Flughafens nachgestellt. Auf ihren Monitoren können die Lotsinnen und Lotsen die Bewegungen der Flugzeuge verfolgen und Anweisungen geben.

Kein „Trickfilm”

Mit speziellen Computerprogrammen lässt sich jedes Detail des virtuellen Flughafens darstellen. Bild: AT-One, DLR
Mit speziellen Computerprogrammen lässt sich jedes Detail des virtuellen Flughafens darstellen. Bild: AT-One, DLR

Das Besondere dabei: Auf den riesigen Leinwänden läuft kein „Trickfilm“ ab. Vielmehr werden die „virtuellen“ Flugzeuge von Kolleginnen und Kollegen gesteuert, die in einem Nebenraum sitzen. Diese „Pseudo-Pilotinnen und -Piloten” sind sozusagen die Cockpit-Crew der Flugzeuge, die sich genau so über die Leinwand bewegen, wie die „Pilotinnen und Piloten“ sie nach Anweisung aus dem Tower steuern. Alles ist also absolut realistisch – inklusive Sprechfunk, der hier eben nur nicht zwischen Boden und Himmel, sondern von Raum zu Nebenraum erfolgt. Bis zu acht Fluglotsinnen und -lotsen können auf diese Weise neuartige Techniken und Verfahren testen, ohne dass richtige Flugzeuge als „Versuchskaninchen” herhalten müssen. Erst wenn eine neue Software oder verbesserte Instrumente dann ausführlich getestet und ausgereift sind, kommen sie in der „echten Welt“ eines Flughafens zum Einsatz.