Der Mann, der das Unmögliche schaffte!

Bild: DLR
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Vor über 100 Jahren unternahm Otto Lilienthal die ersten erfolgreichen Gleitflüge. Lange her – und du denkst jetzt vielleicht: „Gähn … Ist doch total langweilig.“ Irrtum! Diese Geschichte hier ist total aufregend! Du musst dir das mal vorstellen: Otto Lilienthal wagte damals etwas Unglaubliches! Niemand vor ihm hatte das geschafft – von kleineren „Hüpfern“ mal abgesehen. Es gab sogar angesehene Wissenschaftler, die es für unmöglich hielten, dass Menschen jemals fliegen könnten. Mit einem Ballon: Ja klar, das gab es schon lange. Aber mit Flügeln? Wie ein Vogel? Pah! Ausgeschlossen!

Lilienthal bei einem seiner Flugversuche. Bild: www.lilienthal-museum.de
Lilienthal bei einem seiner Flugversuche. Bild: www.lilienthal-museum.de

Otto heiratet, gründet eine Firma, in der Motoren hergestellt werden. Er beteiligt seine Arbeiter am Gewinn – und er widmet sich immer mehr seinem Traum: dem Fliegen! Er beschreibt die physikalischen Grundlagen des Fliegens, doch das interessiert niemanden. Seine Bücher werden nicht gedruckt – noch nicht. Spinnerei! Geht nicht! Aber er macht weiter, baut erste „Flugapparate“ mit Flügeln aus dünnem Stoff, der über Weidenhölzer gespannt wird. Damit stürzt er sich nicht gleich den Abhang hinunter. Sondern er geht sehr systematisch vor: Erst testet er im Stehen, wie sich die Flügel im Wind verhalten. Dann macht er kleine Sprünge. Und erst danach – im Frühjahr 1891 – wagt er bei Derwitz im Südwesten von Berlin in einer Sandgrube den ersten größeren Sprung. Und es funktioniert: Die Flügel tragen ihn etwa 15 Meter weit! In den folgenden Jahren baut Lilienthal – inzwischen über 40 Jahre alt – weitere Gleitflieger. Anfangs legt er nur wenige Meter durch die Luft zurück, später über 200 Meter.

Der letzte Flug

In der Nähe des Ortes Stölln im Havelland ragt ein Hügel rund 100 Meter aus der Landschaft empor. Okay, hier auf dem ansonsten völlig platten Land zählt der Hügel als „Berg“: Er wird Gollenberg genannt. Ein Weg führt durch den kleinen Wald nach oben. Lilienthal ist hier schon oft mit seinem Gleiter in die Tiefe gesprungen. Jetzt, am 9. August 1896, steht er wieder da oben. Er nimmt Anlauf, springt – und segelt. Doch eine Windbö erfasst ihn. Lilienthal stürzt aus 15 Metern Höhe ab. Einen Tag später stirbt er an seinen schweren Verletzungen. Später wird hier ein Denkmal errichtet – und auch an anderen Orten, an denen Lilienthal Flugversuche unternommen hat, ehrt man den Pionier der Luftfahrt mit Denkmälern. In Anklam gibt es auch ein Museum. Das DLR hat zum 125. Jubiläum Lilienthals Gleiter nachgebaut – auch um im Windkanal zu prüfen, wie gut seine Flugeigenschaften waren und was genau den Absturz verursacht haben könnte. In gewisser Weise ist das auch eine Ehrung für den ersten Flieger der Menschheitsgeschichte. Denn auch wenn für uns heutzutage der Flug in den Urlaub eine Selbstverständlichkeit ist: Lilienthals Mut und auch seine Ausdauer muss man einfach bewundern. Er hatte einen Traum – und er hat ihn in die Tat umgesetzt. So, was sagst du jetzt? War das spannend oder nicht?

Kleiner Nachtrag

Es ist nach wie vor nicht ganz geklärt, ob einige andere Erfinder – eventuell schon vor Lilienthal – ebenfalls Flugversuche unternommen haben und wie erfolgreich sie waren. Doch es steht fest: Keiner von ihnen hat es so weit gebracht wie Lilienthal. Einen wollen wir hier aber doch noch erwähnen: nämlich den „Schneider von Ulm“. Eigentlich hieß er Albrecht Berblinger, geboren 1770. Von Beruf Schneider, entwickelte und konstruierte er nebenbei ganz andere Dinge: unter anderem die erste bewegliche Beinprothese der Welt – und eben auch einen Hängegleiter. Dass er damit bei einer Flugvorführung – viele Jahrzehnte vor Lilienthal – in die Donau stürzte, brachte ihm viel Spott ein. Tatsächlich aber war auch sein Gleiter wohl schon flugfähig. Berblinger hatte nur Pech, weil die Luftverhältnisse über Flüssen immer etwas ungünstig sind. Irgendwie schade, dass Menschen wie Berblinger und Lilienthal nicht mehr erlebt haben, was aus ihren kühnen Visionen geworden ist …