Und dann die Überraschung: der zweite Fund!

Stammen die beiden rätselhaften Meteoriten vom Merkur? Diese Aufnahmen der MESSENGER-Sonde zeigen die Merkur-Oberfläche in Falschfarben. Die einzelnen Farbtöne stehen dabei für verschiedene chemische Elemente in der Kruste des Planeten. Diese Zusammensetzung des Bodens hat die Raumsonde aus der Umlaufbahn ermittelt – sie musste also nicht auf Merkur landen. Die Instrumente, die das alles aus der Entfernung erkennen können, nennt man Spektrometer. Bilder: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington
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„Eine interessante Neuigkeit muss ich Ihnen unbedingt mitteilen“, schrieb uns der Meteoritensammler Stefan Ralew eines Tages. Er hatte uns für die Zeitkapsel ein kleines Stück des rätselhaften Meteoriten NWA 7325 überlassen und wir sind seitdem in gelegentlichem Gedankenaustausch per E-Mail. Und was da in der neuen Nachricht stand, hat es wirklich in sich! Etwa 1000 Kilometer von der Stelle, an der NWA 7325 gefunden wurde, hat man vor einem halbe Jahr einen zweiten, ganz ähnlichen Meteoriten entdeckt. Nach ersten Analysen ist davon auszugehen, dass er vom selben Himmelskörper stammt. Allerdings sind es nicht Bruchstücke desselben Meteoriten! Zur Erklärung: Manchmal „zerplatzt“ ein Meteorit, wenn er mit großer Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eindringt, unter dem enormen Druck und bei hohen Temperaturen in viele Stücke. Und genau darum geht es hier nicht! Dass der zweite Fund vom selben Himmelskörper stammt, das nimmt man aufgrund der Analyse des Gesteins und der darin eingeschlossenen Gasbläschen an – beides hat dieselbe „Signatur“ (das ist so etwas wie ein chemischer Fingerabdruck). Beide Stücke, NWA 7325 und der NWA 11119 getaufte zweite Fund, unterscheiden sich von sämtlichen anderen Meteoriten, die bislang auf der Erde gefunden wurden. Stefan Ralew schreibt: „Es gibt auch schon erste Ergebnisse zum Kristallisationsalter des neuen Fundes. Es ist der älteste Achondrit [Anmerkung: So nennt man diese Art von Steinmeteoriten.], den man jemals gemessen hat (4,56 Milliarden Jahre). Und ca. 2 Millionen Jahre älter als NWA 7325. Es muss also mindestens über den Zeitraum von 2 Millionen Jahren Vulkanismus auf dem Mutterkörper gegeben haben, womöglich auch sehr viel länger. Das spricht für eine recht komplexe Geschichte dieses Körpers. Die Hohlräume in dem Meteoriten mit den schönen Kristallen dürften somit ebenfalls 4,56 Milliarden Jahre alt sein. Das stockt einem schon ein bisschen der Atem! Absolut faszinierend!"

Stammen die Steine wirklich vom Merkur, wie nach Laboruntersuchungen des ersten Fundes vermutet wurde? Oder war da in der Frühzeit des Sonnensystems ein ganz anderer Himmelskörper im Spiel, den es heute nicht mehr gibt? Das große Rätselraten geht weiter …