Blick aus der Mondlandefähre „Eagle" kurz vor dem Aufsetzen. Bild: NASA
 

Die erste Mondlandung

Blick aus der Mondlandefähre „Eagle" kurz vor dem Aufsetzen. Bild: NASA
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Am 16. Juli sind Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins gestartet. Drei Tage später, am 19. Juli, schwenkt das Apollo-Raumschiff mit den drei Astronauten in die Mondumlaufbahn ein. Dazu werden die Triebwerke entgegen der Flugrichtung gezündet – über der erdabgewandten „Rückseite“ des Mondes im Funkschatten. Erleichterung in Houston, als sich die Crew wieder meldet. Das Manöver hat geklappt!

Um Gewicht zu sparen, hat die Mondlandefähre keine Sitze. Armstrong und Aldrin stehen in der Fähre. Hier ein Foto aus dem Simulator, in dem die beiden den Landeanflug oft trainiert haben. Bild: NASA
Um Gewicht zu sparen, hat die Mondlandefähre keine Sitze. Armstrong und Aldrin stehen in der Fähre. Hier ein Foto aus dem Simulator, in dem die beiden den Landeanflug oft trainiert haben. Bild: NASA

Am 20. Juli – 100 Stunden nach dem Start – klettern Armstrong und Aldrin in die Mondlandefähre „Eagle“ und docken vom Mutterschiff „Columbia“ ab. Armstrong kommentiert: „The Eagle has wings.“ Michael Collins bleibt in der Columbia zurück: Er umkreist von jetzt an alleine den Mond.

Dieses Foto zeigt den legendären Flugdirektor Gene Kranz im Kontrollzentrum in Houston (bei einer späteren Apollo-Mission). Bild: NASA
Dieses Foto zeigt den legendären Flugdirektor Gene Kranz im Kontrollzentrum in Houston (bei einer späteren Apollo-Mission). Bild: NASA

Zunächst fliegen Columbia und Eagle noch recht nah hintereinander um den Mond – es ist die 13. Umkreisung. Dann gibt das Kontrollzentrum in Houston das Kommando zum Flug in Richtung Oberfläche. Das sogenannte Descent-Triebwerk der Landefähre wird gezündet. Die Landefähre nähert sich allmählich der Oberfläche.

 

Margaret Hamilton mit einem Ausdruck der Software, die sie mit ihrem Team für die Apollo-Bordrechner programmiert hatte. Bild: NASA, MIT, Wikipedia
Margaret Hamilton mit einem Ausdruck der Software, die sie mit ihrem Team für die Apollo-Bordrechner programmiert hatte. Bild: NASA, MIT, Wikipedia

Plötzlich meldet Aldrin Alarm: „1202, 1202!“ Die Flight Controller in Houston sehen das ebenfalls auf den Schirmen. Flugdirektor Gene Kranz (gerade mal 32 Jahre alt) fragt den erst 26-jährigen Computer-Experten Steve Bales um Einschätzung. Der erkennt, dass es kein echtes Hardware- oder Softwareproblem gibt. Der Bordrechner der Landefähre war zwar überlastet – aber die IT-Expertin Margaret Hamilton (33 Jahre alt) hatte die Software so clever programmiert, dass der Computer das Problem erkannte und die wichtigsten Arbeiten vorrangig ausführte, Unwichtiges dagegen zurückstellte. Auf die Idee, den Computer für einen solchen Notfall vorzubereiten, war sie angeblich gekommen, als ihre kleine Tochter zu Hause wild auf die Tastatur eines Computers tippte und ihn so zum Absturz brachte.

Charlie Duke war der Verbindungsmann zu der Crew, der sogenannte CapCom. Die Abkürzung kommt von „Kapsel-Kommunikator“. Das heißt: Nur der CapCom durfte mit der Crew per Funk sprechen. Bild: NASA
Charlie Duke war der Verbindungsmann zu der Crew, der sogenannte CapCom. Die Abkürzung kommt von „Kapsel-Kommunikator“. Das heißt: Nur der CapCom durfte mit der Crew per Funk sprechen. Bild: NASA

So oder so: Der junge Bales erkennt jedenfalls in all der Hektik sekundenschnell, dass die Mission fortgesetzt werden kann. CapCom Charlie Duke teilt der Crew die Entscheidung mit: go! Der „CapCom“ ist im Kontrollraum der einzige, der mit der Crew sprechen darf. So wird vermieden, dass alle Experten wild durcheinander auf die Astronauten „einquatschen“.

8 Minuten vor der Landung, 2000 Meter über der Oberfläche. Armstrong und Aldrin können in knapp 8 Kilometern Distanz die geplante Landestelle schon sehen. Kranz fragt ein letztes Mal alle Flight Controller für die einzelnen Systeme ab. Alle geben nacheinander „go“.

600 Meter Höhe. Armstrong meldet erneut Alarm 1201. Schon wieder! Zum zweiten Mal droht der Abbruch des Landeanflugs. Kranz fragt wieder Bales. Der antwortet wieder „go“! Aldrin erzählt später: Bei einer Simulation hätten wir da abgebrochen.

Armstrong erkennt aus dem kleinen dreieckigen Fenster, dass die von der Automatik anvisierte Landestelle mit Felsbrocken geradezu übersät ist. Er schaltet die Automatik ab und lenkt die Landefähre über die Stelle hinweg.

Der für den Landeanflug vorhandene Treibstoff wird knapp. Um die Crew nicht zu verwirren, lässt Kranz den CapCom Duke jetzt nur noch die Sekunden durchsagen, die mit Blick auf den restlichen Treibstoff noch bis zu einem Abbruch verbleiben. Und das wird jetzt immer enger!

Duke: „Sixty seconds.“

Armstrong lenkt die Fähre in aller Coolness und Ruhe weiter in Richtung einer Fläche ohne Felsen und Geröll.

Duke: „Thirty seconds.“

Wenn Armstrong nicht innerhalb dieser halben Minute landet, muss abgebrochen werden. Ein weiteres Mal steht die Mondlandung auf der Kippe – nur wenige Meter vor dem Ziel!

Dann meldet Aldrin Bodenkontakt: „Contact light. Okay. Engine stop.“

Pause. Stille.

Dann Armstrong: „Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed.” Tranquility – das steht für die Region auf dem Mond, in der sie gelandet sind: das “Meer der Ruhe”, lateinisch „Mare Tranquillitatis“.

Duke meldet sich aus dem Kontrollzentrum in Houston – vor lauter Aufregung mit einem kleinen Versprecher: „Roger Twank… Tranquility. We copy you on the ground.” Und dann fügt er (übersetzt) hinzu: „Ein paar Leute hier drohten schon blau anzulaufen. Wir atmen wieder.“

Das war verdammt knapp. Aber es hat geklappt. Erstmals sind Menschen auf einem anderen Himmelskörper gelandet. Wenn ihr euch das im Original-Video ansehen wollt, findet ihr das hier.