16. Juli 1969: Der Starttag!

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Es ist so weit! Heute sollen Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins zum Mond aufbrechen. Nach der letzten Nacht auf der Erde wird die Crew am 16. Juli um 04:15 Uhr Ortszeit (etwa 5 Stunden vor Start) geweckt. Hier das offizielle Crew-Foto – natürlich lange zuvor aufgenommen.

Erst ein kurzer Medizin-Check, dann geht es für die Crew zum Frühstück. Wie bei allen Apollo-Missionen gibt es das traditionelle Astronauten-Frühstück: Steak mit Rührei und Toast, dazu Kaffee und O-Saft.

 

Zur Morgentoilette gehört heute auch eine ungewöhnliche Rasur – und zwar im Brustbereich: Da werden vier Elektroden befestigt, damit die Flugmediziner während des Fluges die Herzfrequenz der drei Crewmitglieder messen können.

Im texanischen Houston nehmen die Bodenteams ihre Plätze im Kontrollzentrum ein. „Spacecraft Communicator“ oder kurz CapCom – der einzige, der mit der Crew sprechen darf – ist Charlie Duke, der später bei Apollo 16 selbst den Mond betrat. Zur Erklärung, warum nur der CapCom mit den Astronauten sprechen darf: Man möchte durch diese klare Kommunikationsregel vermeiden, dass alle Spezialisten, die im Kontrollraum sitzen, auf die Crew einreden. Unten wird diskutiert – aber nur einer kommuniziert mit der Crew. Übrigens ist das in aller Regel immer selbst ein Astronaut, einfach weil er sich am besten in die Lage der Crew hineinversetzen kann.

Flugdirektor in Houston ist Gene Kranz, der fast immer mit weißer Weste gekleidet ist (hier ein Foto aus einer späteren Apollo-Mission).

Knapp 4 Stunden bis zum Start: Jetzt zieht die Crew – unterstützt von Experten – die Raumanzüge an. Im Bild sieht man Neil Armstrong.

An der Ostküste von Florida bricht ein sonniger Tag an. Bis zu 1 Million Zuschauer versammeln sich entlang der „Space Coast“ rund um Cape Canaveral, wo sich der Startplatz, das Kennedy Space Center, befindet.

3 Stunden bis zum Start: Jetzt macht sich die Crew auf den Weg. Hier gehen die drei Astronauten durch den Flur des Manned Spacecraft Operations Building, in dem sie zuvor die Raumanzüge angelegt haben.

Ein letztes Schulterklopfen ...

Jetzt der berühmte „Walkout“: Armstrong, Collins und Aldrin verlassen das Manned Spacecraft Operations Building und steigen in den sogenannten Astro-Van, der die Astronauten zur Startrampe bringt. Die Fahrt dauert eine knappe halbe Stunde.

In den Metallkoffern befindet sich übrigens die Klimaanlage für den Raumanzug.

Wenn man genau hinschaut, erkennt man: Michael Collins hat da eine braune Papiertüte in der Hand. Darin ist ein „Abschiedsgeschenk“ für Guenter Wendt, den Chef des Teams, das oben an der Spitze der Rakete im White Room auf die Crew wartet und ihr beim Einsteigen hilft.

Ein Aufzug bringt die Astronauten zum White Room, von dem aus die Crew in das Raumschiff einsteigt.

Die Saturn V am Launch Complex 39A im Kennedy Space Center. 2940 Tonnen ist die Rakete schwer, 111 Meter hoch.

Jetzt ist die Crew im White Room beim Einsteigen ins Raumschiff. Rechts Guenter Wendt im Gespräch mit Armstrong. Der in Berlin geborene Wendt war immer derjenige, der die Luke schloss – und damit der letzte Mensch, den die Astronauten vor dem Start ins All sahen.

 

Im Raumschiff sitzt Armstrong als Commander (CDR) links. Buzz Aldrin (Pilot der Mondlandefähre, kurz LMP) sitzt in der Mitte und Michael Collins als Pilot des Raumschiffs (CMP) rechts. Nur nebenbei: Das entspricht nicht der normalen Sitzordnung aller anderen Flüge – da saß der „LMP“ immer rechts. Bei Apollo 11 wird eine Ausnahme gemacht, weil Aldrin zuvor als Mitglied einer Reserve-Crew den Start auf dem Mittelplatz trainiert hat.

Noch 2 Stunden bis zum Start. Mehrere tausend Medienvertreter berichten vom Kennedy Space Center in Florida. Hier ein Blick von der Pressetribüne.

 

Die Saturn V ist vollgetankt mit gekühltem Flüssigtreibstoff. Ventile zischen, die ganze Struktur arbeitet unter der Belastung. Überall knackst und kracht es. Viele Astronauten erzählen: Am Starttag direkt an der Rakete fühlt es sich an, als ob man es mit einem erwachenden „Maschinen-Monster“ zu tun hat.

 

Die Luke wird geschlossen. Die Crew sitzt jetzt im Raumschiff an der Spitze der Rakete. Fast 3.000 Tonnen unter sich, das allermeiste davon hochexplosiver Treibstoff.

 

Das sogenannte Startfenster dauert vier Stunden: So lange hat man im Falle einer Verzögerung an diesem Tag maximal Zeit. Das Startfenster ergibt sich bei Raumfahrt-Missionen aus verschiedenen Faktoren. Bei den Apollo-Flügen gehörte dazu zum Beispiel, dass der Landeplatz bei Ankunft am Mond (vier Tage nach dem Start) im Sonnenlicht liegen sollte. Und natürlich wurde auch berücksichtigt, wie lange die Crew im Falle einer Verzögerung maximal in der Kapsel auf den Start warten kann.

Die VIP-Tribüne füllt sich. Auch zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen sich einen guten Platz, um den Start zu verfolgen. Es ist ein heißer Tag – viele tragen improvisiert Tücher als Kopfbedeckung, Papierblätter werden als Fächer benutzt.

Die Anspannung im „Firing Room“, dem Kontrollzentrum im Kennedy Space Center, wächst ... Die großen Fenster (links im Bild) erlauben nachher den direkten Blick zum Start. Um Missverständnisse zu vermeiden: Dieses Kontrollzentrum direkt im Kennedy Space Center in Florida ist nur für die Startphase zuständig. Später übernimmt Houston (Texas) die Kontrolle für den restlichen Flug.

Durch die Außentemperaturen dehnt sich der gekühlte flüssige Treibstoff aus und wird über Ventile abgelassen. Hier ist das im Bild der automatischen Mast-Kamera gut zu erkennen.

Der NASA-Kontrollraum nur wenige Augenblicke vor dem Start. Wie das Bild zeigt, arbeiten hier nur Männer. Mit einer Ausnahme: An einer der Konsolen sieht man JoAnn Morgan – offenbar reichlich angespannt. Sie war die erste Ingenieurin im Kennedy Space Center der NASA.

Start!

Mit ohrenbetäubendem Lärm hebt die Saturn V ab. Es ist angeblich nach der Atombombe das zweitlauteste von Menschen erzeugte Geräusch.

Die erste Stufe brennt zweieinhalb Minuten. Dann ist die Rakete mit einer Geschwindigkeit von 8.000 Kilometern pro Stunde unterwegs ins All.

Abtrennung der 1. Stufe. Jetzt übernimmt die 2. Stufe. .

Übrigens: Weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass die Apollo-Crew eigentlich aus vier Personen bestand. Im Protokoll des Funkverkehrs ist jedenfalls häufig von einem gewissen „Roger“ die Rede, der sich demnach ebenfalls an Bord befunden haben muss. ;-)

 

Apollo 11 schwenkt in eine Umlaufbahn um die Erde ein. Dann schießt die 3. Stufe das Raumschiff aus der Erdumlaufbahn in Richtung Mond. Nach dem Einschuss trennt sich das Raumschiff von der Raketenstufe. Collins dreht es um 180 Grad, fliegt zurück, dockt an die Mondfähre an und zieht sie aus der Raketenhülle heraus. Das alles hat problemlos geklappt. Nur wurde etwas mehr Treibstoff verbraucht (unkritisch) als in den Simulationen, weil sich das Raumschiff – so vermutet Collins – wohl etwas weiter als geplant von der Oberstufe entfernt hatte und der Weg zurück dadurch länger war. Das Raumschiff und die angedockte Fähre drehen nochmal um 180 Grad und in dieser Konfiguration geht es jetzt 3 Tage lang auf den Weg zum Mond.