17. bis 19. Juli 1969: Auf dem Weg zum Mond

Mehr zum Thema

Apollo 11 ist auf dem Weg zum Mond. Hier Michael Collins.

Neil Armstrong: das einzige Foto von ihm zwischen Start und Mondlandung. Auch auf dem Mond selbst wird es kaum Bilder von ihm geben – weil er die Kamera in Händen hält und seinen Kollegen Buzz Aldrin fotografiert.

Der Blick zurück zu unserem Heimatplaneten. Das Bild erinnert an das Zitat von Apollo-8-Astronaut Bill Anders: „Wir flogen zum Mond und entdeckten die Erde.“ (sinngemäß übersetzt)

 

Verrückte Sache: Wenige Tage vor Apollo 11 startet die UdSSR die unbemannte Sonde Luna 15, die Mondgestein noch vor den USA zur Erde zurückbringen soll. Doch dazu später mehr …

Bild der NASA-Sonde LRO
Bild der NASA-Sonde LRO

Während das Apollo-11-Raumschiff Kurs auf den Mond nimmt, schwenkt die ausgebrannte Oberstufe der Saturn-Rakete auf eine andere Mondumlaufbahn ein und wird dann per „Swing-by“ in einen Orbit um die Sonne geschleudert, die sie bis heute umkreist. Bei späteren Missionen wurden die Oberstufen gezielt auf der Mondoberfläche zum Absturz gebracht, um künstliche Mondbeben zu erzeugen, die von den zuvor aufgestellten Seismometern gemessen wurden. Hier die Einschlagstelle der Apollo-13-Oberstufe.

18. Juli: Apollo 11 ist inzwischen über 200.000 Kilometer von der Erde entfernt. Noch 150.000 Kilometer bis zum Mond. Noch zweieinhalb Tage bis zur Landung.

 

Das Kontrollzentrum in Houston überwacht den Flug rund um die Uhr. Zwischendurch herrscht allerdings immer mal Funkstille. Schließlich muss die Crew auch mal schlafen. Die Ärzte können aus der Distanz anhand der Körperdaten verfolgen, wer nach einem letzten „Good night“ wann einschläft.

19. Juli: Mittlerweile ist das Apollo-11-Raumschiff dem Mond deutlich näher als der Erde. Der Flug verläuft recht problemlos: Man bespricht technische Details, die Crew schildert den Blick auf den immer kleiner wirkenden Heimatplaneten – jetzt schon 270.000 Kilometer entfernt – und auf den allmählich größer erscheinenden Mond.

In der bescheidenen Bordküche gibt es sogar Kaffee: Einfache Plastiktüten mit Pulver, in die heißes Wasser gegeben wird. Armstrong trinkt ihn schwarz, Collins mit Zucker und Aldrin mit Milch und Zucker.

Die Speisekarte an Bord ist recht abwechslungsreich – unter anderem mit Frankfurter Würstchen, Brownies und Bananenpudding.

 

Apollo 11 ist jetzt schon fast 350.000 Kilometer von der Erde entfernt, nur noch rund 50.000 Kilometer bis zum Mond. Diese Passage des Funkverkehrs klingt harmlos: Wo die Oberstufe der Saturn-Rakete wohl sei, fragt Armstrong. Dazu gibt es einen etwas mysteriösen Hintergrund: Die Crew hatte ein weißes Objekt gesichtet ... Armstrong: „Do you have any idea where the S-IVB is with respect to us?“ Die Antwort aus Houston: „Stand by.“ War das die Oberstufe, die da in der Ferne im Sonnenlicht glänzte? Wo war sie überhaupt? Um keine UFO-Theorien aufkommen zu lassen (der Funkverkehr konnte ja von anderen Stellen mitgehört werden), stellte Armstrong die Frage mit dieser „sachlich“ verklausulierten Formulierung. Ganz aufgeklärt wurde die Sache nie. Vielleicht war es wirklich die Oberstufe, die ja bis heute in einer Umlaufbahn um die Sonne kreist.

 

Inzwischen hat das Raumschiff den Punkt passiert, ab dem die Anziehungskraft des Mondes stärker wirkt als die der Erde. Noch 8 Stunden bis zum Einschuss in die Mond-Umlaufbahn. Die Crew schläft. Houston entscheidet, eine kleine Kurskorrektur auszulassen, um die Ruhepause etwas zu verlängern. Aldrin wird irgendwann wach und wundert sich. Houston sagt ihm, dass er sich nochmal umdrehen und 2 Stunden länger schlafen kann ...

 

Apollo 11 rast mit 1,2 Kilometer pro Sekunde auf den Mond zu. Nur noch 20.000 Kilometer. Houston weckt die Crew. Zeit für die Vorbereitungen auf das Einschwenken in die Mond-Umlaufbahn.

 

Armstrong und Collins haben zuletzt 7,5 Stunden geschlafen, Aldrin wohl nur 6,5 Stunden. Im Funkverkehr mit Houston begrüßt man sich mit „Good morning“. Einige Daten werden ausgetauscht. Dann gibt's Frühstück.

Die Crew ist vom Anblick des dunklen Mondes mit der Sonne dahinter fasziniert. Collins bittet Houston um Tipps zur Kamera-Einstellung, um das Bild mit der Korona im Hintergrund aufzunehmen.

 

Im Schatten des Mondes und ohne die blendende Sonne erkennt Armstrong – so berichtet er über Funk – erstmals Sterne und Sternbilder. „The sky is full of stars!“

 

Houston informiert die Crew über das Echo, das Apollo 11 weltweit auslöst. Westdeutschland habe den Tag des Ausstiegs (Montag, 21. Juli) zum Apollo-Tag erklärt, in Bayern hätten sogar die Schulkinder einen Tag frei.

 

Dass eine russische Zeitung Armstrong als „Zar des Raumschiffs“ bezeichnet, hängt ihm noch eine Weile nach. Als Houston der Crew nach dem Aufstehen einen kleinen Auftrag gibt, fügt der Sprecher hinzu „... falls ihr dabei nicht gerade den Zar beim Zähneputzen stört.“

 

Für Gelächter sorgt eben die Mitteilung aus Houston, eine Astrologin habe eine erfolgreiche Mission vorausgesagt. Neil sehe zwar vieles durch die rosa Brille, sei aber clever und ein guter Kerl, Mike habe ein gutes Urteilsvermögen und Buzz wisse, wie man Probleme löst. Über Roger, der im Funkverkehr weiterhin am häufigsten genannt wird und daher wohl das wichtigste Crewmitglied sein dürfte, hat sie komischerweise nichts gesagt. ;-)

 

Apollo 11 ist jetzt nur noch 4.000 Kilometer vom Mond entfernt. Gleich wird das Triebwerk entgegen der Flugrichtung gezündet. Dadurch verlangsamt sich das Raumschiff und schwenkt in eine Umlaufbahn um den Mond ein. Ein heikles Manöver, zumal es auf der erdabgewandten Seite des Mondes geschieht, wo es keinen Funkkontakt mit der Erde gibt.

Jetzt reißt der Kontakt ab! Das nennt sich im Fachjargon LOS (Loss of signal). Houston verabschiedet sich von der Crew: Wir sehen uns auf der anderen Seite!

 

LOS ... Jetzt heißt es abwarten. Spannung im Kontrollzentrum in Houston.

 

Jetzt müsste das Triebwerk gezündet werden. Die Crew ist dabei ganz auf sich gestellt. Misslingt das Manöver, würde das Raumschiff am Mond vorbeischießen – weit ins All hinaus!

Gleich müsste Apollo 11 wieder auftauchen. Sehen wird man das Raumschiff natürlich nicht, aber per Funk die Crew hören ...

 

Houston ruft die Crew:
"Apollo 11, Apollo 11, this is Houston. Do you read? Over."
Nichts.
Nochmal:
"Apollo 11, Apollo 11, this is Houston. Do you read? Over."

 

Dann der erlösende Funkspruch:
"Houston, Apollo 11. Over."

 

Das war der 1. Orbit-Einschuss. Im 3. Orbit soll ein weiterer erfolgen, der aus der elliptischen Bahn eine kreisförmige Umlaufbahn macht.