Aus den Klassenzimmern live ins Weltall gefunkt!

Matthias Maurer am Funkgerät auf der ISS. Bild: NASA/ESA
Matthias Maurer am Funkgerät auf der ISS. Bild: NASA/ESA
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„Delta Papa Zero India Sierra Sierra, this is Delta November Two Delta Lima Romeo, calling for scheduled contact. Over.” So beginnt am 10. Dezember um 14:45 Uhr der Funkkontakt mit ESA-Astronaut Matthias Maurer auf der Internationalen Raumstation ISS. Noch keine Antwort. Der nächste Versuch: „Delta Papa Zero…“. Die Spannung bei den Schülerinnen und Schülern aus dem Raum Braunschweig steigt. In mehreren Schulen sitzen sie in ihren Klassenzimmern, sind online mit dem DLR_School_Lab Braunschweig verbunden – und von dort aus zeigt eine Antenne zum Himmel, genau auf den Punkt, wo die ISS jeden Moment auftauchen müsste. Dann ist es soweit und der „DLR Cosmic Call“ – so die Bezeichnung für die Aktion – beginnt: Zuerst hören die Schülerinnen und Schüler ein Rauschen und Knistern, dann meldet sich Matthias Maurer per Funk: „I hear you loud and clear!“ Ungefähr acht Minuten haben die Schülerinnen und Schüler nun Zeit, um Fragen zu stellen. Die Schulen sind dazu in Videokonferenzen zusammengeschaltet und wechseln sich ab. Im DLR_School_Lab Braunschweig laufen alle Leitungen zusammen. „Bei den Fotos von der ISS sieht man immer nur die Erde. Wie sieht der Blick in den Sternenhimmel aus? Over“, fragt Quentin (14). „Wie schläft es sich da oben? Over“, möchte Maja (15) wissen. „Was passiert, wenn ein Astronaut im Weltall davonschwebt? Over“, fragt Hafsa (11). Jede Frage endet mit „Over“, als Zeichen dafür, dass der Kanal für die Antwort freigegeben wird. Gleichzeitig reden ist bei Funktechnik ausgeschlossen.

Hier kannst du dir den gesamten Livestream ansehen – auch mit einem Vortrag von Astronaut Gerhard Thiele, der im Jahr 2000 mit einem Space Shuttle im All war.

Die ISS rast mit 28.000 km/h über Braunschweig

Das Team des DLR_School_Lab Braunschweig, das den Funkkontakt organisiert und technisch umgesetzt hat. Bild: DLR

20 Fragen haben die Schülerinnen und Schüler aus fünf Schulen in Braunschweig, Calberlah und Wolfenbüttel (Niedersachsen) für Matthias Maurer, während er in etwa 400 Kilometer Höhe und mit 28.000 km/h von Horizont zu Horizont rast. „Die Zeitspanne für die Funkverbindung ist kurz“, sagt Frank Fischer, Leiter des DLR_School_Lab in Braunschweig. „Deswegen versuchen wir immer schon ein paar Minuten früher, den Kontakt herzustellen. Manchmal klappt das wegen Beugungseffekten in der Atmosphäre.“

Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, ist das Ziel der DLR_School_Labs. Die Schülerinnen und Schüler haben vor dem „Cosmic Call“ in Kursen die physikalischen Grundlagen der Funktechnik kennengelernt, einen Mini-Computer programmiert und eine Antenne gebaut, mit der sie zum Beispiel Radiosender und Satelliten empfangen können. Der Funkkontakt wurde mit Unterstützung von Funkamateuren vor Ort und der Gruppe „Amateur Radio on the International Space Station“ (ARISS) realisiert, die weltweit Schul-Funkkontakte zur ISS vermittelt.

Antworten auf alle offenen Fragen

Trotz der kurzen Kontaktzeit gingen fast alle Fragen an Matthias Maurer, der sie kurz und knapp beantwortete – und so war dieser Nachmittag ein spektakulärer Abschluss der Vorbereitungen. „Die Schülerinnen und Schüler haben großartiges Engagement gezeigt“, sagt Frank Fischer. „Durch den Funkkontakt mit der ISS konnten sie an der Mission von Matthias Maurer direkt teilnehmen.“ Und es blieben natürlich keine Fragen offen. ESA-Astronaut Gerhard Thiele übernahm per Videokonferenz die fachkundige Beantwortung und beantwortete auch Fragen, die per YouTube-Chat gestellt wurden. Er erzählte außerdem in einem faszinierenden Vortrag von seinen eigenen Erlebnissen.