Passive Häuser und andere „verrückte” Dinge

Bilder: DLR
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Das Gegenteil von „aktiv“ ist bekanntlich „passiv“. Und ein Haus ist ein Haus. Die Quizfrage aber lautet: Was ist dann ein Passivhaus? Ein Haus, das nur einfach so in der Gegend herumsteht? Was sollte ein Haus sonst tun? Der Name kommt vielmehr daher, dass diese Häuser keine „aktive“ Heizung benötigen. Und wie soll das nun wieder funktionieren – vor allem in einem kalten deutschen Winter? Auf der Suche nach den richtigen Antworten hilft manchmal ein Vergleich: Stell dir mal eine Thermoskanne vor. Darin bleiben Getränke bekanntlich lange heiß. Warum? Weil sie gut isoliert ist. Du kannst darin im Sommer auch kalten Eis-Tee aufbewahren – der bleibt dann schön kühl. Und ein sogenanntes „Passivhaus“ funktioniert vom Prinzip her ganz ähnlich: Im Sommer lebt es sich darin angenehm frisch und im Winter kuschelig warm. Na ja, ein bisschen komplizierter ist das alles schon: Das Haus atmet sogar! Was es damit auf sich hat – und was es noch in der Wunderwelt der Energietechnik so alles gibt: Das erfährst du hier …

Mit einer speziellen Kamera wurde dieses „Wärmebild“ gemacht. Links ist im Hintergrund – teils von einem Baum verdeckt – ein normales Haus zu erkennen. Die roten und grünen Stellen zeigen an, wo Energie verschwendet wird. Rechts ist ein Passivhaus zu sehen – hier sind die Wände sehr gut isoliert, was man an der blauen Farbe sieht. Bild: Passivhaus Institut
Mit einer speziellen Kamera wurde dieses „Wärmebild“ gemacht. Links ist im Hintergrund – teils von einem Baum verdeckt – ein normales Haus zu erkennen. Die roten und grünen Stellen zeigen an, wo Energie verschwendet wird. Rechts ist ein Passivhaus zu sehen – hier sind die Wände sehr gut isoliert, was man an der blauen Farbe sieht. Bild: Passivhaus Institut

Ein Passivhaus verfügt über große, speziell verglaste Fenster, die am besten in Richtung Süden ausgerichtet sind. So gelangt viel Sonnenwärme in das Haus: Wenn die Sonne hineinstrahlt, springt damit sozusagen die „Heizung“ an. Denn diese Bauweise braucht kein Öl, kein Gas und auch keine andere Heizanlage: Das Haus wärmt sich vielmehr selbst auf. Dafür reichen kostenlose Energiequellen aus – allen voran eben die Sonne. Auch du selbst kannst da als Energiequelle dienen! Denn auch die Wärme, die dein Körper abgibt, wird genutzt. Und die Wärme, die von den ganzen elektrischen Geräten abgestrahlt wird, trägt ebenfalls zur Innentemperatur bei. Denn das Passivhaus ist so gut gedämmt, dass es zwar viel Wärme hineinlassen kann, aber nur ganz wenig Energie entweicht – eben wie bei einer Thermoskanne …

„Atmende“ und drehende Häuser

Kompakt & wissenswert
  • Was ist ein Wärmetauscher?
    Ein „Wärmetauscher“ saugt die verbrauchte Luft aus Küche, Bad und anderen Räumen ab und überträgt anschließend die Wärme dieser Luft an die kalte, von außen einströmende Luft. Die kommt dann frisch – aber eben dennoch warm – in die Zimmer.

Bei all dieser Dämmung und Isolierung: Frische Luft braucht man natürlich von Zeit zu Zeit trotzdem. Dafür sorgt im Passivhaus eine spezielle Lüftungsanlage. Durch sie kommt Frischluft ins Innere – und im Gegenzug wird die verbrauchte Luft nach außen abgegeben. Als ob das Haus atmen würde. Damit die Räume dabei aber nicht abkühlen, gibt die „alte“ Luft ihre Temperatur vorher an die „neue“ ab. Das erledigt ein sogenannter Wärmetauscher.

Und was ist im Sommer? Fühlt man sich dann nicht wie in einem Backofen? Das verhindern Jalousien – wie in einem ganz normalen Haus auch. So bleibt es – dank der guten Isolierung – auch an heißen Tagen drinnen erfrischend kühl.

Insgesamt verbraucht ein Passivhaus auf diese Weise bis zu 90 Prozent weniger Energie als ein normales Haus. Zum Mitlesen: Es verbraucht nicht 90 Prozent der Energie eines normalen Hauses, sondern 90 Prozent weniger! Also gerade mal ein Zehntel! Kostengünstig und umweltfreundlich! Und übrigens im wörtlichen Sinne „verrückt“, aber wahr: Denn mittlerweile gibt es sogar „passive“ Wohnhäuser, die auf eine drehbare Plattform gebaut werden. So „schauen“ sie mit den großen Fenstern immer in Richtung Sonne. Aber das ist dann wohl eher die Ausnahme und auch gar nicht unbedingt nötig: Passivhäuser sind auch so eine großartige Sache …

Sonnige Power „to go“

Sonnenenergie wird nicht nur in Kraftwerken eingesetzt. Mit speziellen Solarzellen kann die Sonnenkraft zum Beispiel auch für Handys genutzt werden. Bild: BMU (H.-G. Oed)
Sonnenenergie wird nicht nur in Kraftwerken eingesetzt. Mit speziellen Solarzellen kann die Sonnenkraft zum Beispiel auch für Handys genutzt werden. Bild: BMU (H.-G. Oed)

Passivhäuser nutzen vor allem die Energie der Sonne. Doch im Alltag findet man noch viele andere Dinge, in denen die Solartechnik zum Einsatz kommt. Neben den mit Solarzellen betriebenen Taschenrechner gibt es mittlerweile sogar Solar-Handys auf dem Markt, mit denen man umweltfreundlich mobil telefonieren kann. Hat man kein solches ultramodernes Handy, kann man auch auf „Solar-Taschen“ zurückgreifen. Die gibt es für Handys, Notebooks und MP3-Player. Dabei wandeln Solarzellen die Sonnenstrahlung in Strom um, der an einen Akku weitergeleitet wird.

Auch kochen kann man mit der Kraft der Sonne. Ein Solarkocher bündelt die Strahlen der Sonne mit Hilfe von reflektierenden Flächen auf einen Kochtopf, der so samt Inhalt erhitzt wird. Während das schon lange möglich ist, klingt solarer Autolack ziemlich utopisch. Ist aber ein Verfahren, das Ingenieure zurzeit ernsthaft untersuchen. Fällt Licht auf die Spezial-Farbe, fließt Strom. Das Auto könnte auf diese Weise seine Energie kostenlos „tanken“ – und müsste dazu nicht mal an der „Tanke“ anhalten. Das Verfahren könnte auch bei Schiffen eingesetzt werden. Und für die Straßen in den Städten sind kürzlich sogar ganz spezielle Pflastersteine entwickelt worden, die mit Hilfe der Sonne die Schadstoffe aus der Luft filtern können – ungefähr so wie Pflanzen das schädliche Kohlendioxid aufnehmen. Du siehst: Die Möglichkeiten der Sonnenenergie sind so unerschöpflich wie sie selbst …