Der Merkur
Merkur ist der innerste der Planeten unseres Sonnensystems. Die Nähe zur Sonne macht die Erkundung des Merkur durch Satelliten problematisch, da eine relativ große Treibstoffmenge zur Abbremsung der Raumsonde vor dem Einschwenken in die Umlaufbahn mitgeführt werden muß. Daneben ergeben sich technische Probleme durch die hohe solare Strahlungsleistung in der Umgebung des Planeten.
Aus der Masse des Merkurs und dem mittleren Radius berechnet man eine mittlere Dichte von 5430 kg/m³. Dieser Wert liegt zwischen denen der Erde und der Venus. Berücksichtigt man aber die sehr viel kleinere Masse des Merkur im Vergleich zu Erde und Venus und die daher sehr viel geringere Kompression durch Eigengravitation, so erhält man eine mittlere Dichte bei Standardbedingungen von etwa 5300 kg/m³. Diese Dichte ist erheblich größer als die entsprechenden Werte der Erde und der Venus von 4000 bis 4100 kg/m³. Daraus folgert man, daß der Anteil von Eisen an der Zusammensetzung des Merkurs erheblich größer als bei den vorgenannten Planeten sein und mehr als 50 % der Masse betragen muß. Es wird heute allgemein davon ausgegangen, daß sich dieses Eisen hauptsächlich in einem großen Kern befindet.
Die Rotationsperiode des Merkurs beträgt rund 60 Erdtage. Sie befindet sich in einer 2:3 Spin-Orbit-Kopplung mit der Umlaufperiode. Der Grund für diese ungewöhnliche Kopplung ist in der großen Bahnexzentrizität von 0,206 zu suchen. Bei niedrigen Bahnexzentrizitäten führt die Gezeitenentwicklung der Rotationsperiode in der Regel zu einer 1:1 Kopplung. Die 2:3 Kopplung bei Merkur hat zur Folge, daß die Rotationswinkelgeschwindigkeit der Bahnwinkelgeschwindigkeit im Perihel entspricht und die Achse des Gezeitenbergs im Perihel auf die Sonne zeigt. Dadurch wird das Drehmoment auf Merkur minimiert und die Kopplung stabilisiert. Die Entwicklung in die 2:3 Kopplung wird erleichtert, wenn der Kern des Merkurs geschmolzen ist. Die Amplituden der Gezeiten und die Gezeitendissipationsrate eines Planeten sind größer, wenn der Kern flüssig ist. Wegen der großen Rotationsperiode des Merkurs ist die Abplattung des Planeten gering.
Der bekannte Teil der Oberfläche des Merkurs ähnelt der Mondoberfläche. Aufnahmen des Merkurs zeigen kraterbedeckte Flächen mit gesättigter Kraterdichte aber auch solche, deren Kraterdichte untersättigt ist. Sättigung ist erreicht, wenn neu hinzukommende Krater die Kraterstatistik nicht mehr verändern können da sie gleichzeitig bestehende Krater überdecken. Darüber hinaus gibt es Ebenen mit relativ geringer Kraterdichte sog. "smooth plains" und sogenannte Multiringbecken. Das größte dieser Einschlagbecken ist das sogenannte Calorisbecken mit einem Durchmesser von 1550 km. Die smooth plains haben eine relativ geringe Albedo und könnten vulkanischen Ursprungs sein. Die Oberfläche zeigt weiterhin eine Reihe von Verwerfungen, die auf die Kontraktion als Folge der Abkühlung des Planeten zurückgeführt werden. Andere Rücken könnten vulkanischen Ursprungs sein.
Merkur ist neben der Erde der einzige terrestrische Planet, der ein selbst erzeugtes intrinsisches Magnetfeld besitzt. Ähnlich wie bei der Erde wird das Magnetfeld vermutlich durch Konvektionsströme im flüssigen metallischen Kern (bzw. in einem flüssigen äußeren Kern) des Merkur generiert. Der Nachweis eines Magnetfeldes des Merkurs war eines der wichtigsten Resultate der ersten Merkurmission MARINER 10.
Der kleinste Abstand zur Sonne (Perihel) beträgt 46,00×106 km (0,3075 AU), der größte (Aphel) 69,82×106 km (0,4667 AU). Das Kürzel "AU" steht hierbei für "Astronomical Unit", Astronomische Einheit, und ist die mittlere Entfernung Erde-Sonne (149,6 Mio. km). Die Bahngeschwindigkeiten sind aufgrund der Nähe zur Sonne hoch: 58,98 km/s im Perihel, 38,86 km/s im Aphel und im Mittel 47,87 km/s (172008 km/h). Umgeben ist der Merkur mit einer sehr dünnen Gasschicht (p ≈ 10-15 bar), die sich im Wesentlichen aus Sauerstoff, Natrium, Wasserstoff und Helium zusammensetzt. Aufgrund der Nähe zur Sonne und einer wenig dichten Atmosphäre herrschen Temperaturen von -183°C (Nachtseite) bis 467°C (Tagseite).