Im Programm "Satellitenkommunikation" wird das gesamte Gebiet der Nutzlasten für Telekommunikationssatelliten abgedeckt. Im Vordergrund stehen neben der klassischen Hochfrequenztechnologie, wie beispielsweise Wanderfeldröhren und Aktive Antennen, auch Entwicklungen für künftige globale Multimedia-Satellitensysteme.
Zu den wichtigen Zukunftstechnologien zählen etwa das On-Bord-Processing, also die Datenverarbeitung im Satelliten sowie Spotbeams. Diese versorgen im Gegensatz zu den Widebeams, die großflächige Gebiete abdecken, nur eine räumlich begrenzte Fläche mit regionalen Diensten. So kann beispielsweise ein Fernsehprogramm in einem bestimmten Land abgerufen werden, nicht aber in dessen Nachbarländern.
Der Vorteil der Satellitenkommunikation besteht vor allem in der fast weltweiten Signalabdeckung durch geostationäre Satelliten. Diese Satelliten "stehen" dabei kontinuierlich über einem bestimmten Punkt der Erde. Sie liefern bereits heute Rundfunk- und Fernsehprogramme sowie multimedialen Dienste in alle Welt. Neue Entwicklungen wie HDTV und 3DTV eröffnen zudem Chancen für neue Märkte.
Trotz der Konkurrenz von Glasfaserverbindungen und terrestrischen Mobilfunknetzen werden geostationäre Kommunikationssatelliten auch in Zukunft die beherrschende Infrastruktur für die großflächige Verteilung von Informationen bleiben. Sie können die erdgebundenen Technologien darüber hinaus in den Bereichen Multimedia, mobile Kommunikation und mobiles Internet ergänzen.
Unverzichtbare Hilfe bei Überschwemmungen, Tsunamis und Erdbeben
In Krisensituationen wie bei Naturkatastrophen, bei Missionen zur Friedenssicherung und für die Wahrung der inneren Sicherheit gewinnt die Satellitenkommunikation eine zunehmend wichtige logistische Funktion. Ihre Daten- und Kommunikationsverbindungen sind in Situationen, wo keine terrestrische Infrastruktur besteht oder diese zerstört wurde, unverzichtbar.
Doch die Satellitenkommunikation erfüllt nicht nur wichtige gesellschaftliche und hoheitsrechtliche Aufgaben, sie ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht von Bedeutung. Betrachtet man die Gesamtheit aller Wirtschaftsleistungen - von der Entwicklung über die Herstellung und den Vertrieb bis hin zu den Diensten - so ist die Satellitenkommunikation der mit Abstand kommerziell erfolgreichste Raumfahrtsektor. Durch eine gezielte Förderpolitik des Bundes hat die deutsche Industrie inzwischen weltweit Marktanteile erobern können. Dabei umfasst das Leistungsangebot deutscher Unternehmen wesentliche Satellitenkomponenten, das zugehörige Bodensegment, die Endgeräte und die Kommunikationsdienste.
Die Satellitenkommunikation auf europäischer Ebene
Um die deutsche Industrie zu stärken, wurde auf der ESA-Ministerratskonferenz 2005 in Berlin die deutsche Programmführung bei neuen, kleinen Nachrichtensatelliten durchgesetzt. Die dabei erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse konnten bei der folgenden Ministerratskonferenz im Jahr 2008 genutzt werden, um die deutsche Führung bei dem wichtigen ESA-Programm EDRS (European Data Relay System) zu sichern.
Dieses europäische Datenrelais-Satellitennetzwerk ist eine weltraumgestützte Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn, die neue Standards setzen soll. Die bei EDRS eingesetzte Satellitenplattform SGEO dient auch als Basis für den geplanten Satelliten Heinrich Hertz. Mit seiner Hilfe sollen wissenschaftlich-technische Experimente im Weltraum durchgeführt und innovative Nutzlasten unter realen Bedingungen getestet werden. Außerdem werden mit Heinrich Hertz hoheitliche Aufgaben wahrgenommen.
Eine weitere Chance für deutsche Entwicklungen ist das Setzen von Standards für die optische Technologie. So hat sich Deutschland bereits mit der Entwicklung der Laserterminals (LCTs) einen weltweiten Vorsprung erarbeitet. Als Querschnittsaufgabe wird zudem die nationale Frequenzkoordination für die verschiedenen Anwendungsbereiche (Erdbeobachtung, Telekommunikation, Navigation, wissenschaftliche Missionen) wahrgenommen, um die deutschen Raumfahrtinteressen in die relevanten Gremien einbringen zu können.