Elektrische Antriebe (Electric Propulsion, EP) werden in der Raumfahrt vor allem bei Satellitenmissionen und in den Oberstufen von Trägerraketen eingesetzt. Sie nutzen den elektrischen Strom zur Beschleunigung des Treibstoffs. Da diese Antriebe keine starke Schubkraft besitzen, können sie nur unter Weltraumbedingungen, also im Vakuum eingesetzt werden, wo kein Luftwiderstand die Raumfahrzeuge abbremst.
Der große Vorteil der elektrischen Antriebe liegt in ihrem geringen Energieverbrauch: Diese Triebwerke kommen mit einer geringeren Treibstoffmasse aus, als die herkömmlichen Antriebe, die in der Raumfahrt eingesetzt werden. Besonders wichtig ist dies bei Langzeitmissionen, wo grundsätzlich nur ein begrenzter Treibstoffvorrat an Bord mitgeführt werden kann.
Die benötigte elektrische Energie können die Satelliten während der Mission durch ihre Solarpaneele gewinnen. Die elektrische Leistung für die Energieversorgung von Satellitensystemen ist in den letzten Jahren so stark angestiegen, dass sie auch effizient für den Antrieb genutzt werden kann. Dadurch konnten elektrische Antriebe weiter an Bedeutung gewinnen.
Vollelektrisch angetriebene Satelliten sind heutzutage keine Vision mehr. Für die kommenden Jahrzehnte ist damit zu rechnen, dass sie sich gegenüber herkömmlichen Satelliten durchsetzen werden. Schubstärkere Antriebe, mit denen die Satelliten nach dem Aussetzen von der Trägerrakete eigenständig ihren Zielorbit erreichen können, sind deshalb besonders gefragt. Aber auch zuverlässige, einfache und vor allem kostengünstige elektrische Antriebssysteme für den Einsatz in Satelliten-Konstellationen im niedrigen Erdorbit könnten zukünftig einen breiten Markt bedienen.
Dies bedeutet, dass in den nächsten Jahren das Fundament für die Aufteilung des Marktes der elektrischen Antriebe gelegt wird. Europa besitzt vielversprechende Technologien in unterschiedlich fortgeschrittenen Entwicklungsstadien, die zu marktfähigen Systemen umgesetzt werden müssen, um kommerziell Erfolg zu haben. Um europäische Anbieter erfolgreich im Markt zu positionieren, ist eine Anstrengung auf nationaler und europäischer Ebene notwendig, denn von der Grundlagenentwicklung bis hin zur wirtschaftlichen Nutzung der Technologie elektrischer Antriebe hat die Industrie noch einen langen Weg zu meistern.
Die Europäische Kommission hat die Bedeutung der Technologie elektrischer Antriebe erkannt. Um die europäische Wettbewerbsfähigkeit in diesem Bereich zu unterstützen, wurde ein strategischer Forschungscluster im Rahmen des Horizon 2020 Raumfahrtprogramms erschaffen, der "In-space electrical propulsion and station-keeping" Strategic Research Cluster (SRC). Dieser Cluster soll über ein Zuwendungssystem implementiert werden, das einerseits aus einem steuernden Projekt, der "Programme Support Activity" (PSA) und andererseits aus einer Reihe von operationellen Zuwendungen - also Fördermitteln für Hardware oder ganze Systeme - den "Operational Grants" (OG) besteht.
Die Hauptrolle der Programme Support Activity ist die Ausarbeitung eines übergreifenden Arbeits- und Umsetzungsplans für das Strategic Research Cluster, die so genannte SRC Roadmap. Weitere Aufgaben sind die Beratung der Europäischen Kommission bei den Ausschreibungen für die operationellen Zuwendungen sowie die Sicherstellung, dass die Ergebnisse dieser Operational Grants kompatibel sind und zum übergeordneten Ziel des Clusters beitragen.
Die Operational Grants werden von der Europäischen Kommission in Form von Forschungs- und Innovationszuwendungen (100 Prozent) und Innovationszuwendungen (70 Prozent) ausgeschrieben.
Sie werden unterschiedliche technologische Herausforderungen ansprechen, die in der Roadmap identifiziert worden sind. Das Projekt EPIC (Electric Propulsion Innovation & Competitiveness) ist die Programme Support Activity des strategischen Forschungsclusters. EPIC ist im Oktober 2014 gestartet und hat eine Projektdauer von fünf Jahren.
Die Europäische Weltraumorganisation ESA ist der Projektkoordinator von EPIC, und die Partner im Programme-Support-Activity-Team sind die großen europäischen Raumfahrtagenturen und -akteure: Agenzia Spaziale Italiana (ASI), Belgian Science Policy (BELSPO), Centro para el Desarrollo Tecnológico Industrial (CDTI), Centre National d'Etudes Spatiales (CNES), Deutsches Zentrum für Luft - und Raumfahrt (DLR), UK Space Agency (UKSA), sowie die Industrieverbände ASD-Eurospace und SME4space.