Im Rahmen der ESA-Ministerratskonferenz im Dezember 2014 beschlossen die Mitgliedsstaaten die Entwicklung einer neuen Trägerrakete: Ariane 6. Mit dieser Neuentwicklung soll das Ariane-Trägersystem technisch weiterentwickelt und auch in Zukunft auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig betrieben werden können. Voraussetzung hierfür ist eine Umstrukturierung im Bereich des europäischen Trägersektors: Verantwortlichkeiten, Kosten und Risiken werden zukünftig zwischen der ESA und der europäischen Raumfahrtindustrie geteilt. Die Startkosten sollen so im Vergleich zu Ariane 5 um rund die Hälfte reduziert werden.
Diese Kostensenkung und die Modernisierung des bewährten Ariane-Systems sind wichtige Vorteile bei den derzeitigen schnellen Veränderungen im kommerziellen Trägermarkt, auf den zunehmend neue Akteure drängen. Für Ariane 6 wird bei vielen Bauteilen auf die Erfahrungen und die Technologien von Ariane 5 zurückgegriffen. Die Konstrukteure kombinieren dabei bereits vorhandene Bausteine, die sich als zuverlässig erwiesen haben, mit neuen Elementen. Der Erstflug der rund 60 Meter hohen Ariane-6-Rakete ist für Ende 2023 geplant.
Mehr Leistung, größere Flexibilität, geringere Kosten
Sowohl die Unter- als auch die Oberstufe von Ariane 6 wird mit einer Treibstoffkombination aus flüssigem Wasser- und Sauerstoff angetrieben werden. Bei der Hauptstufe wird es sich um eine Weiterentwicklung der Ariane-5-Hauptstufe handeln. Kombiniert wird sie mit einer modernisierten Version des bewährten Vulcain-2-Antriebs. Die Oberstufe basiert auf Technologien, die bereits für Ariane 5 ME entwickelt wurden. Dazu gehört unter anderem auch das wiederzündbare Vinci-Triebwerk, das durch die flexible Ab- und Einschaltung vielfältige Missionen ermöglicht.
Die Feststoff-Booster sorgen für eine größere Anwendungsvielfalt im Vergleich zur Ariane 5: Je nach Konfiguration kann Ariane 6 mit zwei (Version A62) oder vier Motoren (Version A64) ausgestattet werden und so fünf oder elf Tonnen Nutzlast in den Weltraum transportieren. Auch bei Vega C, einer Weiterentwicklung des derzeitigen Vega-Systems, sollen die Booster eingesetzt werden.
Hauptvertragspartner der ESA für die Entwicklung und den Bau von Ariane 6 ist die Firma ArianeGroup, ein Joint Venture der Unternehmen Airbus Defence and Space und des französischen Triebwerksherstellers Safran. Deutschland beteiligt sich an der Ariane-6-Entwicklung mit einem Anteil von rund 23 Prozent an den Gesamtkosten des Entwicklungsprogrammes. Die Raumfahrtagentur im DLR koordiniert für Deutschland das deutsche ESA-Budget.
* Glossar GTO - Geostationärer Transferorbit