Schwerelos in Schweden
Im Wissenschaftsprogramm TEXUS (Technologische Experimente unter Schwerelosigkeit) führen Wissenschaftler mit Forschungsraketen biologische, materialwissenschaftliche und physikalische Experimente unter Weltraumbedingungen durch. Es ist das weltweit erfolgreichste und am längsten bestehende Raketenprogramm für wissenschaftliche Versuche und Technologieerprobungen in Schwerelosigkeit. Eine wichtige Rolle spielt TEXUS auch bei der Vorbereitung von Experimenten, die für die Internationale Raumstation ISS bestimmt sind.
Durchschnittlich findet jährlich eine TEXUS-Kampagne statt. Die brasilianischen Raketen vom Typ "VSB-30" starten von Esrange bei Kiruna in Nordschweden. Sie erreichen in ballistischem Flug eine Gipfelhöhe von etwa 250 Kilometern. Dabei wird für sechs Minuten eine annähernde Schwerelosigkeit erreicht, die nur etwa ein Zehntausendstel der normalen Erdschwerkraft beträgt. Die Nutzlast der Raketen landet anschließend am Fallschirm und wird mit einem Hubschrauber geborgen.
Die Experimente befinden sich während dieser Zeit in übereinander liegenden, autonomen Modulen innerhalb der Rakete. Während des Fluges können die Wissenschaftler vom Boden aus ihre Versuche durch Telecommanding und Videoübertragung direkt steuern und überwachen. Die Daten werden während des Fluges per Telemetrie gewonnen oder nach Bergung der wissenschaftlichen Nutzlast.
Das TEXUS-Programm zeichnet sich aus durch:
Industrieller Hauptauftragnehmer für den Bau der TEXUS-Nutzlasten und die Missionen ist die Firma EADS Astrium in Bremen. Unterauftragnehmer sind Kayser-Threde und DLR-Moraba. Das Programm wird seit 1976 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und seit 2006 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) über das DLR Raumfahrtmanagement gefördert. Das DLR stellt Wissenschaftlern von deutschen Forschungsinstitutionen TEXUS für ausgewählte Experimente zur Verfügung. Bis zum Jahr 2014 wurden bereits 50 TEXUS-Flüge durchgeführt.