Schwerelos für 9,3 Sekunden
Der Fallturm in Bremen ist eine in Europa einzigartige Forschungseinrichtung, in der seit 1990 täglich wissenschaftliche und technologische Experimente unter Schwerelosigkeit durchgeführt werden können. Dazu werden die entsprechenden Experimentanlagen in eine Kapsel integriert, die während ihres freien Falles aus einer Höhe von 120 Metern innerhalb des Turmes für die Dauer von 4,74 Sekunden einer Schwerelosigkeit von weniger als einem Hunderttausendstel der normalen Erdschwerkraft ausgesetzt ist.
Seit 2004 ermöglicht ein Katapult-System die Verdoppelung dieser Experimentzeit auf 9,3 Sekunden. Das Spektrum der Experimente reicht dabei von der erkenntnis- und anwendungsorientierten Grundlagenforschung bis hin zur Produktentwicklung, insbesondere in der Fluidmechanik, der Rheologie, der Verbrennung und der Thermodynamik, sowie in der Materialforschung, der Physik und der Biologie.
Aufgrund von Dauer und Qualität der Schwerelosigkeit ist der Fallturm besonders geeignet für die Untersuchung schnell ablaufender Prozesse, zur Erprobung von raumfahrttechnologischen Entwicklungen sowie zur Vorbereitung und Erprobung von Experimenten im Weltraum, wie etwa auf der Internationalen Raumstation ISS. Damit ergänzt er in idealer Weise die anderen Fluggelegenheiten im Programm "Forschung unter Weltraumbedingungen".
Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über die Deutsche Raumfahrtagentur und geförderte Einrichtung wird vom Zentrum für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) betrieben. Diese Einrichtung betreut und unterstützt interessierte Wissenschaftler aus aller Welt bei der Durchführung ihrer Experimente. Vom DLR und der ESA geförderte Wissenschaftler zählen gegenwärtig zu den bedeutendsten Nutzern der Fallturmanlage.