Die Mission Euclid soll die Dunkle Materie und die Dunkle Energie im Universum erforschen. Wissenschaftler hoffen, mit den neu gewonnenen Erkenntnissen grundlegende Fragen zur Physik des Weltraums klären zu können - etwa wie sich die Dunkle Materie im Raum verteilt, wie großräumige Strukturen im All entstehen, oder wie sich das Universum entwickelt hat. Euclid soll im Herbst 2022 mit einer Sojus-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch Guayana, Kourou ins Weltall starten.
Nach einer dreißigtägigen Reise erreicht die Sonde ihren Orbit im zweiten Lagrange Punkt L2, der rund 1,5 Milionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Während der sechs Jahre dauernden Mission wird Euclid mehr als 1,5 Milliarden Galaxien beobachten und dabei etwa 30 Petabytes an Daten sammeln - das entspricht etwa einer Menge von rund vier Millionen BlueRay Discs. Mit ihren Instrumenten wirft die Sonde dabei einen Blick in die Vergangenheit des Universums und erforscht dessen Entwicklung innerhalb der letzten zehn Milliarden Jahre.
Die Natur von Dunkler Materie und Dunkler Energie
Die Theorie der Dunklen Materie wurde erstmals 1933 durch den Schweitzer Physiker und Astronom Fritz Zwicky aufgestellt. Er beobachtete, dass die Masse des Coma-Galaxienhaufens viel größer ist, als die Summe der sichtbaren Masse der in ihr enthaltenen Galaxien. Auch die Gasmasse, die sich in den Zwischenräumen der Galaxien befindet, reicht nicht aus, um die gemessene Masse zu erklären. Sichtbare normale Materie besteht aus Elementarteilchen, den Baryonen. Zu diesen zählen etwa Protonen oder Neutronen. Die Natur der Dunklen Materie ist hingegen unbekannt. Die Dunkle Materie steht mit der Gravitationskraft in Wechselwirkung. Wir können diese aber nicht sehen, weil sie nicht mit einer elektromagnetischen Kraft (Licht) in Wechselwirkung tritt.
Als wissenschaftlich erwiesen gilt inzwischen die Theorie, dass sich das Universum nicht konstant expandiert, sondern sich beschleunigt ausbreitet. Dieser Einfluss auf die Dynamik des Universum wird auf die Dunkle Energie zurückgeführt. Dabei ist die Natur der Dunklen Energie aber nach wie vor noch ein Rätsel. Um Millionen von Galaxien auf Dunkle Energie und Dunkle Materie untersuchen zu können, ist Euclid mit einem Teleskop sowie zwei Instrumenten, dem Nahinfrarot-Spektrometer und Photometer (NISP) sowie dem Visible Instrument (VIS) ausgestattet. Das Teleskop besitzt einen Durchmesser von 1,2 Metern und leitet den Infrarotanteil des Lichts zum NISP-Instrument. Außerdem reflektiert es das sichtbare Licht in das VIS-Instrument.
Instrumente NISP und VIS untersuchen die kosmische Strahlung
Das Near Infrared Spectrometer and Photometer (NISP) liefert im Nahen-Infrarot detaillierte Farbanalyse (Photometrie und Spektrometrie) und Rotverschiebungen von Millionen Galaxien. Die NISP-Daten werden mit den VIS-Daten kombiniert, um Entfernungen von Galaxien und ihre dreidimensionale Position im Universum abzuleiten. Die spektroskopischen Daten des NISP werden in erster Linie dazu verwendet, die Verteilung und Haufenbildung von Galaxien zu beschreiben. Außerdem sollen sie erforschen, wie sie sich in den letzten zehn Milliarden Jahren unter dem Einfluss der dunklen Materie und der dunklen Energie des Universums sowie der Schwerkraft verändert haben.
Das visible Instrument (VIS) wird alle Galaxien der Euclid-Durchmusterung mit sehr hoher Bildqualität abbilden. Daraus werden die Formen der Galaxien gemessen und die Gravitationslinseneffekte (Ablenkung des Lichts durch große Massen) abgeleitet, die durch den Einfluss großräumige Strukturen des Universums auf entfernte Hintergrundgalaxien verursacht werden. VIS wird untersuchen, wie die dunkle Materie verteilt ist und wie sich ihre Verteilung in den letzten zehn Milliarden Jahren verändert hat.
Euclid ist nach dem griechischen Mathematiker Euklid von Alexandria (3./4. Jhr v. Chr.) benannt, der als "Vater" der Geometrie gilt. Seine geometrischen Prinzipien bildeten bis ins 19. Jahrhundert deren Grundlage. Nach Euklid sind viele mathematische Strukturen, Sätze und Beweise benannt.
Euclid – eine europäische Mission mit deutscher Beteiligung
Euclid ist eine ESA-Mission aus dem Cosmic Vision Programm der Europäischen Weltraumorganisation. Das Service-Modul und die Satellitenplattform werden von Thales Alenia Space bereitgestellt. Das Nutzlastmodul steht unter der Verantwortung von Airbus Defence and Space. Es umfasst das Teleskop, das Thermalkontrollsystem, den Feinsteuerungssensor sowie die zwei wissenschaftlichen Instrumente, die vom internationalen Euclid-Konsortium beigesteuert werden.
Die Studien zum NISP Instrument wurden in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck Institut für Astronomie in Heidelberg (MPIA) vom Max-Planck Institut für Extraterrestrik in Garching (MPE) geleitet. Weitere Beiträge kommen vom Astronomy Technology Centre (ATC), Grossbritannien, vom Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), Frankreich und vom Jet Propulsion Laboratory (JPL), USA. Der deutsche Anteil wird zum Teil von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR gefördert.
Kenndaten der Mission