Donnerstag, 31. Januar
Der Tag für den Countdown von TEXUS 44 beginnt früh - sehr früh sogar: Um 3.45 Uhr in tiefster Nacht lassen die Meteorologen den ersten Wetterballon steigen. Sind die Windbedingungen heute günstig? Die Prognosen sind nicht allzu gut. 4.30 Uhr: Die Experten treffen sich im Missions-Kontrollraum, um die neuen Wetterdaten zu erörtern. Das Ergebnis ist negativ, der Wind weht zu sehr aus Westen.
Um zu gewährleisten, dass TEXUS im definierten Landegebiet nieder geht, müssen Abschusswinkel und Abschussrichtung der Startrampe den Windbedingungen angepasst werden. Für beides gibt es jedoch Grenzen. Werden diese überschritten, können Sicherheits- und Flugbedingungen nicht mehr erfüllt werden. Wird die Rakete etwa in zu flachem Winkel abgeschossen, kann sie ihre erforderliche Flughöhe nicht erreichen.
Um dies dennoch zu garantieren, hätte bei dem heutigen starken Westwind ein neues Zielgebiet angesteuert werden müssen, dass weiter im Osten, bereits in Norwegen, gelegen hätte. Das Überschreiten der Grenze ist jedoch nicht erlaubt.
Widrige Windverhältnisse strapazieren die Nerven
Dennoch beginnt der Countdown pünktlich um 4.45 Uhr, wird um 6.00 Uhr jedoch bei T-3 Stunden angehalten. Zu unsicher sind die Erfolgsaussichten. Um diese weiter zu erkunden wird ein zweiter Wetterballon gestartet. Die ermittelten Daten bestätigen allerdings die kritischen Verhältnisse in den höheren Luftschichten. Der Wind hat sich etwas gedreht, dennoch kann der erlaubte Einstellbereich der Startrampe nicht eingehalten werden. Also heißt es wieder warten. Die Spannung steigt und mit ihr der Kaffeekonsum der Missionsteams. Im Frühstücksraum wird angeregt über die Startchancen diskutiert.
8.00 Uhr: Der dritte Wetterballon steigt auf, die Meteorologen äußern jedoch kaum Hoffnung auf eine Entspannung der Lage. Eigentlich sollte jetzt auch der Countdown wieder einsetzen. Doch die Verantwortlichen zögern noch und verschieben den Beginn auf 8.30 Uhr. Jetzt liegen auch die Daten des letzten Ballons vor, erneut ungünstig.
Schweren Herzens beschließen die Experten von ESRANGE in enger Abstimmung mit ihren Kollegen von ESA, DLR und Astrium, den heutigen Start zu streichen. "So ist das, wenn man mit Pfeil und Bogen schießt", tröstet ein Moraba-Techniker.
Der Countdown wird zu Testzwecken jedoch fortgeführt. Dabei werden auch die Experimentdaten der Nutzlast abgerufen. So können die Wissenschaftler beispielsweise überprüfen, ob die Druckverhältnisse in ihren Apparaturen noch stimmen. Auch das Launchteam trifft letzte Vorbereitungen an Zündern und Motoren. Alles soll reibungslos laufen, wenn es hoffentlich morgen heißt: Lift off of TEXUS 44!