Der erste autonome europäische Raumtransporter, ATV (Automated Transfer Vehicle) "Jules Verne", soll am 9. März 2008 zur Internationalen Raumstation ISS starten. Um 5.03 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) wird das unbemannte Raumfahrzeug als Nutzlast einer Ariane 5-Trägerrakete vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana (Südamerika) abheben. Nach der Trennung von der Ariane-Oberstufe wird das ATV zunächst im Orbit in allen Funktionen getestet, bevor es voraussichtlich am 3. April am russischen Swesda-Modul der Internationalen Raumstation in circa 340 Kilometern Höhe andocken wird.
DLR-Chef Wörner: "Ein Meilenstein in der europäischen Weltraumgeschichte"
Mit dem Start des ersten ATV feiert die europäische Raumfahrt eine wichtige Premiere. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Prof. Johann-Dietrich Wörner, sagte: "Die europäischen Raumfahrtnationen erhalten einen eigenen unbemannten Zugang zur Internationalen Raumstation. Als komplexestes, jemals in Westeuropa gebautes Raumfahrzeug ist das ATV ein Meilenstein in der europäischen Raumfahrtgeschichte. Für Deutschland ist der Start von Jules Verne von ganz besonderer Bedeutung, denn die nächsten vier Raumtransporter werden in Bremen gebaut."
Maßgebliche Beteiligung deutscher Firmen
Die Entwicklung und der Bau des ATV-1 Jules Verne kostete gut eine Milliarde Euro. Dabei betrug das Auftragsvolumen deutscher Firmen etwa 24 Prozent. Bei der Produktion der vier weiteren ATV-Raumtransporter, die bis in das Jahr 2013 wesentlich zur Versorgung der ISS beitragen werden, liegt der Anteil deutscher Unternehmen bei rund 46 Prozent, dies sind 400 Millionen Euro.
Vielfältiger Raumtransporter
Neben dem Transport von 5,5 Tonnen Gütern und Treibstoff zur Raumstation erfüllt das ATV zwei weitere wichtige Funktionen: Mit seinen Haupttriebwerken hebt es die Umlaufbahn der ISS an. Dies ist von Zeit zurzeit nötig, da die Raumstation durch den Widerstand der Restatmosphäre kontinuierlich abgebremst wird und derzeit circa 200 Meter Bahnhöhe pro Tag verliert. Ein weitere Aufgabe des ATV Jules Verne wird es sein, Abfälle von der ISS aufzunehmen. Nach dem Abdocken – voraussichtlich im August 2008 – wird das ATV kontrolliert in die Erdatmosphäre zurückgeführt und schließlich über dem Pazifik mitsamt der Ladung verglühen.
Bei ATV handelt es sich um ein europäisches Gemeinschaftsprojekt unter Führung der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Vom ATV-Kontrollzentrum in Toulouse aus wird der Missionsbetrieb überwacht. Für die programmatische Steuerung und die Vertretung der deutschen Interessen im ISS-Programm der ESA ist das DLR im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zuständig. Die industrielle Führung des Projektes liegt bei EADS Astrium Space Transportation.
Live-Übertragung des ATV-Starts und Hintergrund-Seiten im Internet
Der Start von ATV wird am Sonntag, 9. März ab 4.15 Uhr MEZ im Internet zu sehen sein. NASA TV (Link in der rechten Spalte) überträgt bis zum Entfalten der Solarpanele des ATV um etwa 6.40 Uhr MEZ live.
Auf den ATV-Sonderseiten des DLR gibt es Hintergrund-Informationen zu folgenden Themen: Der Raumtransporter ATV, Europa nimmt Kurs auf die ISS, ATV in Zahlen und Fakten, Andockmanöver Jules Verne, Europas komplexestes Raumschiff, Geschichte und Bildergalerien. Die ATV-Sonderseiten des DLR sind über den Link in der rechten Spalte erreichbar.