Die Digitalisierung ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen in Deutschland. Von einem schnellen und zuverlässigen Internetanschluss hängen nicht nur viele Arbeitsplätze ab, er entscheidet auch darüber, ob Städte und Gemeinden als Wohnort attraktiv sind oder nicht. Wer keinen schnellen Internetzugang hat, ist abgehängt. Dies hat sich während der Corona-Krise deutlicher gezeigt als je zuvor: Homeoffice, Homeschooling, Videochats mit Freunden und Verwandten oder einfach nur das Streaming von Filmen - all das benötigt hohe Datenraten. Doch gerade in ländlichen Regionen ist dies in Deutschland nicht selbstverständlich.
Durch die Förderprogramme des Bundes und der Länder soll der Ausbau des Glasfasernetzes beschleunigt werden. Das Gigabit-Netz soll bis 2025 flächendeckend verfügbar sein - doch dieser Zeitplan wird von vielen Experten als unrealistisch eingeschätzt. Die Entwicklung leistungsfähiger Netze wird gebremst durch begrenzte Tiefbaukapazitäten und langwierige Genehmigungsverfahren. Eines scheint jetzt schon klar: Für viele Haushalte wird es noch Jahre dauern, bis schnelles Internet bei ihnen verfügbar ist.
Kommunikationssatelliten unterstützen den digitalen Wandel
Unterstützung für einen schnelleren Breitbandausbau bietet die Satellitenkommunikation. Satelliten können einzelne Haushalte oder ganze Gemeinden deutschlandweit bereits heute mit Datenraten bis zu 100 Mbit/s im Download und 6 MBit/s im Upload versorgen. Kommende Satellitengenerationen und Konstellationen im niedrigen Erdorbit versprechen weiter steigende Datenraten und geringere Antwortzeiten.
Das Projekt DORF.digital soll den Beitrag sichtbar machen, den die Satellitenkommunikation beim Breitbandausbau leisten kann. Bürgerinnen und Bürger, die noch auf den Anschluss an das Glasfasernetz warten, können innerhalb kürzester Zeit über Satelliten einen Internetzugang mit hohen Datenraten bekommen. Die schnellen Internetanschlüsse via Satellit können als Brückenlösung bis zum erfolgten Glasfaserausbau oder längerfristig in besonders schwierig zu erschließenden Einzel- und Randlagen eingesetzt werden. Um den Menschen die Berührungsangst mit dieser eher unbekannten Technologie zu nehmen, sollen die Teilnehmenden des Projekts DORF.digital für ein Jahr kostenlos Internet über einen geostationären Satelliten testen können.
Einfacher Zugang über WLAN
Um den Interessierten die Teilnahme so einfach wie möglich zu machen, setzt das Projekt DORF.digital auf die Versorgung mittels einer zentralen Empfangsstation. Die Datenverbindung mit dem Satelliten wird gebündelt über diese Kopfstation aufgebaut und verwaltet. Mehrere Parabolantennen werden hier zusammengeschaltet, um den Bedarf der angeschlossenen Haushalte zu decken. Die einzelnen Haushalte werden wiederum über ein Orts-WLAN-Netz versorgt, das mit der Kopfstation verbunden ist. Auf diese Weise benötigt nicht jeder Teilnehmende eine eigene Satellitenschüssel - es reicht eine kleine WLAN-Antenne.
Der Ort, an dem das Projekt DORF.digital durchgeführt wird, ist die Gemeinde Gruissem im Rhein-Kreis-Neuss. Der Kreis hatte sich im Herbst 2019 für die Teilnahme an dem Projekt beim DLR beworben. Trotz der Nähe zur benachbarten Landeshauptstadt Düsseldorf ist der Breitbandausbau an Gruissem bisher spurlos vorbeigegangen. Der Ort mit etwa 50 Haushalten, einigen kleinen unten mittelständischen Betrieben, sowie umliegende landwirtschaftliche Gehöfte liegen in einem der vieldiskutierten weißen Flecken. Die Bewohner konnten bisher mit Geschwindigkeiten von maximal einigen Megabit pro Sekunde im Internet surfen, häufig sogar deutlich langsamer. Datenintensive Anwendungen wie Streaming oder Videokonferenzen waren kaum denkbar. Aber selbst alltägliche Internetrecherchen und E-Mailversand waren häufig von Verbindungsproblemen geprägt.
Seit Mitte Dezember 2020 haben die teilnehmenden Gruissemer Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, schnelles Internet über Satellit zu testen. Die Kopfstation mit sieben Parabolantennen kann bis zu 35 Teilnehmende versorgen. Seit April 2021 sind auch vier landwirtschaftliche Betriebe aus dem Umland an das Projekt angeschlossen. Ihre Versorgung wird über Einzelanlagen gewährleistet.
DORF.digital ist ein Projekt der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR gemeinsam mit dem Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus und dem Satellitenbetreiber Eutelsat. Das Projekt wird zudem unterstützt vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.