Seit Beginn der Raumfahrt gibt es Bestrebungen, mögliche negative Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Organismus so gering wie möglich zu halten. Neben der Entwicklung von Gegenmaßnahmen, wie etwa Fitnessübungen an Bord, gewinnt auch die Einnahme von Medikamenten zunehmend an Bedeutung. Es ist allerdings davon auszugehen, dass durch die physiologischen Veränderungen in der Schwerelosigkeit pharmakologische Veränderungen auftreten, die bedeutende klinische Auswirkungen haben.
Die derzeit während einer Weltraum-Mission verwendeten Arzneimittel sind nur selten oder keinen Prüfungen zur Weltraumtauglichkeit unterzogen worden. Erschwerend kommt hinzu, dass Studien zur Arzneimittelwirkung mit einer größeren Teilnehmerzahl unter den Bedingungen der realen Schwerelosigkeit aufwendig und schwierig sind. Denn die Zahl der zur Verfügung stehenden Teilnehmerplätze ist begrenzt. Das Studienprojekt der Berliner Mediziner bietet einen ersten möglichen Lösungsansatz.
Die Studie befasst sich mit den potentiellen Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Wirkung von Medikamenten. Übergeordnetes Ziel der Untersuchung ist es, ein mögliches Testmodell zur klinischen Prüfung von Arzneimitteln unter Schwerelosigkeit zu untersuchen, um dann Empfehlungen für eine bestmögliche Zusammensetzung einer Bordapotheke für den Aufenthalt im All geben zu können.
Am Beispiel des Betablockers Nebilet wird eine klinische Studie mit 16 gesunden Probanden durchgeführt. In zwei Studienabschnitten werden unter simulierter (Kipptischversuch) und realer (Parabelflug) Schwerelosigkeit mögliche Einflüsse von Nebivolol auf Werte der Mikrozirkulation, also der Durchblutung und dem Stoffaustausch der kleinsten Blutgefäße, sowie auf Herzfrequenz, Blutdruck, EKG und Wärmeverteilung im Gesicht untersucht.