Heute haben Dr. Ludwig Baumgarten, verantwortliches Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für das Raumfahrtmanagement, und Per Tegnér, Generaldirektor des Swedish National Space Board, im schwedischen Visby ein Kooperationsabkommen unterzeichnet. Diese Vereinbarung eröffnet deutschen und schwedischen Studenten einen unkomplizierten und äußert kostengünstigen Zugang zum Weltraum. Dort können sie bereits in naher Zukunft eigenständig wissenschaftliche Experimente auf Raketen und Ballonen durchführen.
Die Raketen- und Ballonflüge finden künftig jährlich in Nordschweden vom Startplatz ESRANGE bei Kiruna aus statt. Interessierte Nachwuchswissenschaftler können sich auf eine erstmals im Spätherbst 2007 erscheinende Ausschreibung bewerben. Wenn sie das wissenschaftlich-technische Auswahlverfahren bestehen, haben sie die Chance, bereits im kommenden Jahr ihre Forschung im Weltraum durchzuführen. Die REXUS-Raketen (Rocket Experiment for University Students) eignen sich besonders für Atmosphärenforschung und technologische Experimente. Sie fliegen je nach Version 100 bis 180 Kilometer hoch und bieten Experimentierzeiten von einigen Minuten. Die Stratosphärenballone BEXUS (Balloon Experiment for University Students) erreichen 35 Kilometer Höhe und eine Flugzeit von drei bis sechs Stunden.
Deutschland und Schweden erweitern damit ihre langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit im Weltraum um den Bereich der Förderung des wissenschaftlich-technischen Nachwuchses. Beide Länder bringen ihre jeweiligen, sich gegenseitig ergänzenden Kompetenzen in das Programm ein. Das DLR setzt vorhandene, ursprünglich für Verteidigungszwecke bestimmte Raketen der Bundeswehr zum Nutzen junger Forscher ein und ist insbesondere für die Raketenstarts verantwortlich. Unter der programmatischen Leitung der DLR Raumfahrt-Agentur in Bonn und mit der partnerschaftlichen Finanzierung durch die DLR Programmdirektion Weltraum konnten maßgeblich die Mobile Raketenbasis MORABA in Oberpfaffenhofen und das neu gegründete DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen beteiligt werden. Schweden stellt den Raketen- und Ballonstartplatz ESRANGE und dessen moderne Infrastruktur zur Verfügung.
Die Unterzeichnung erfolgte in Visby auf der Insel Gotland am Eröffnungstag eines großen internationalen Kongresses über Forschungs-Raketen und -Ballone und deren wissenschaftliche Nutzung mit mehr als 250 Teilnehmern. Dieser Kongress findet seit 1973 im Zwei-Jahres-Turnus abwechselnd in Schweden, Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Norwegen statt. Diese Länder engagieren sich besonders in dieser Art der Forschung und unterstützen im Rahmen eines internationalen Regierungsabkommens (EASP, ESRANGE and Andøya Special Project) den Betrieb des Startplatzes ESRANGE ebenso wie dessen norwegisches Pendants auf der Halbinsel Andøya. Unter den Kongressteilnehmern, welche die Unterzeichnung mit großem Interesse verfolgten, befanden sich viele junge Wissenschaftler und damit potenzielle zukünftige REXUS- und BEXUS-Nutzer.