Immunzellen sind kritische Elemente unserer Abwehrstrategie gegen unter anderem Pilze und Bakterien. Besonders die sogenannten neutrophilen Granulozyten und die Lymphozyten helfen dabei entscheidend, Infektionen zu vermeiden bzw. ihre Dauer zu begrenzen. Gerade Astronauten, die von einer Mission aus dem All zurückkehren, zeigen oft ein erhöhtes Infektionsrisiko, und wir konnten auch hier entsprechende, gestörte Funktionen der neutrophilen Granulozyten und der Lymphozyten bestimmen.
Der komplizierte und mehrstufige Prozess der Immunabwehr schließt den frühen und äußerst wichtigen Schritt der Einwanderung der Immunzellen aus dem Blutgefäß hin zum Herd der Infektion ein („Zellmigration“). Es ist jedoch noch unklar, wie und in welchem Ausmaß die Schwerkraftwirkung bzw. das Fehlen der Schwerkraft sich bspw. auf die Migration von Neutrophilen auswirken.
Die Wissenschaftler, die sich in dieser internationalen Gruppe zusammengeschlossen haben, wollen untersuchen, wie sich die Neutrophilen-Migration durch veränderte Schwerkraft während des Parabelfluges verändern wird. Hier nehmen sie einen integrativen, biomechanischen und biomedizinischen Ansatz zu Hilfe, der die Analyse sowohl zellmechanischer als auch zellbiologischer Funktionen erstmalig zusammenführt. Diese Ergebnisse werden die Auswirkungen des Zellstress durch Gravitationseffekte und die Auswirkungen auf die Funktionseffizienz der Immunantworten aufdecken helfen und das bisherige Wissen zu Immunfunktionen erweitern. Die Ergebnisse aus dieser Studie können neue Einblicke in unser bisheriges Verständnis geben, wie zum Beispiel humane Granulozytenfunktion während und nach einem Raumflug beeinflusst und reguliert werden können und durch welche entscheidenden Faktoren vor allem die nach einem Raumflug beschriebene Immundysregulation ausgelöst werden.
Darüber hinaus werden hier auch die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen und denkbare Gegenmaßnahmen („countermeasures“) auf zellulärer Ebene untersucht werden. Da gerade die Immunabwehr und ihre Störungen Ursache für akute und chronische Immunerkrankungen darstellt, könnte dieser biomechanisch-biomedizinische Ansatz auch bei der Diagnose und der Behandlung solcher Immundysfunktionen genutzt werden.