Die VRST ist die Konferenz für Virtual Reality Software und Technology, welche in diesem Jahr in der Waseda Universität in Tokio stattgefunden hat. Es ist eine wissenschaftliche Konferenz, auf der führende Forscher, Wissenschaftler und Entwickler aus der ganzen Welt ihre Forschungsergebnisse präsentieren. Somit vereint sie die wichtigsten internationalen Forschungsgruppen, die an Virtual (VR), Augmented (AR) und Mixed Reality (MR) arbeiten.
Das Besondere in diesem Jahr: Unsere Abteilung hat mit gleich drei Beiträgen zu diesem Symposium beigetragen. Darunter die zwei Studierenden Lisa Nafeie und Artur Baranowski sowie Abteilungsleiter Andreas Schreiber. Grund genug, um bei den Dreien einmal nachzuhorchen, was sie erlebt haben.
Ihr drei wart alle in Japan. Erzählt doch mal, was habt ihr erlebt? Wie war eure Reise?
Lisa: Die VRST Konferenz und unsere Poster und Demo Session waren sehr interessant und es hat unfassbar viel Spaß gemacht dabei sein zu dürfen. Aber erstmal zu meinem Flug. Ich bin am Montag (26.11.2018) vom Köln / Bonner Flughafen in die Türkei geflogen. Dort musste ich einige Stunden warten und konnte mir ein wenig die Beine vertreten, was im Hinblick auf die anschließende ca. 12 h Flugdauer nach Tokio gar nicht so verkehrt war. Als ich im Flugzeug war, saß ich neben einem CEO einer IT Firma, der auf einer anderen Konferenz in Tokio die Eröffnungsrede halten sollte. Somit begann der Hinflug schon mit interessanten Gesprächen.
Artur: Ja. Es war ein Abenteuer. Das fing schon beim Flug an. 12 Stunden Flug von Zürich nach Tokio und davor von Köln nach Zürich.
Andreas: Meine Reise war entspannt. Also ich habe viel geschlafen auf dem Flug. Ich bin 11 ½ Stunden von Frankfurt a.M. nach Tokio geflogen. Dementsprechend war ich munter, als ich ankam.
Wie habt ihr euch in Japan zurechtgefunden?
Lisa: Als ich dann in Japan ankam, lief alles problemlos ab - dank Google Maps. Es ist sinnvoll sich eine japanische SIM-Karte zu organisieren um ohne großen Aufwand zum Hotel zu finden. Am nächsten Tag konnte ich dann die Waseda Universität, wo die VRST stattfand, ohne große Probleme finden.
Artur: Als ich angekommen bin erstmal das Hotel zu finden, war schon ziemlich schwierig. Ich hab mir dann eine SIM-Karte geholt, weil mir die Japaner, bei denen ich mich durchgefragt habe, auch nicht helfen konnten. Dann habe ich es doch noch geschafft und den Abend noch genutzt um mir die Stadt anzugucken und im Restaurant Ramen zu essen. Und dann ging auch schon die Konferenz los.
Andreas: Ich war schon in Tokio, deswegen hatte ich keine Probleme damit mich zurechtzufinden. Wenn man erstmal das U-Bahn und Straßenbahnnetz verstanden hat, dann ist das sehr einfach. Ich war auch sehr schnell im Hotel.
Wie ist dann genau die Konferenz abgelaufen?
Andreas: Es hat mit einer Eröffnungsrede vom Universitätsvertreter und dem Chair der Konferenz und einer Hauptrede angefangen. Danach gab es als erstes ein Social Event zur Eröffnung. Bei Konferenzen ist das Social Event immer etwas ganz spannendes. Dort war es sehr passend. Es war in der „VR ZONE“. In einem Viertel von Tokio, wo auch viel los ist. Das war super cool. Man konnte dort verschiedene VR-Spiele machen. Das Tollste war in Virtual Reality Mario Kart fahren. Autos, die man richtig lenken konnte, richtig Gas geben musste und das dann mit der VR-Brille auf. Man konnte richtig eintauchen und passte richtig gut zur Konferenz. Die Hauptrede zuvor war von einem Japaner, der diese VR ZONE gegründet hat. Bei dieser Rede fand ich auch ganz interessant -und das habe ich auch noch nie erlebt- das sie auf Japanisch war. Wir haben alle Ohrstöpsel gekriegt und es gab dann eine Simultanübersetzung ins Englische. Da saßen an der Bühne zwei Japanerinnen, die alles übersetzt haben.
Lisa: Wie Andreas schon erwähnt hat, war der erste Tag sehr aufregend. Wir kamen in der Universität an und durften schon die aufgebauten Demos der Sponsoren im Foyer anschauen. Dort waren die verschiedensten VR-Anwendungen aufgebaut, die für die nächsten Tage für uns zur Verfügung standen wie ein Rennrad, VR-Karts und noch vieles mehr. Dann ging es los mit Vorträgen der Chairs - hauptsächlich in Japanisch. Dank den netten Übersetzer-Damen wurde es auf Englisch übersetzt und wir konnten ohne weitere Probleme dem Vortragenden zuhören. Am Abend ging es dann in die VR ZONE und wir durften dann eine Menge VR-Anwendungen ausprobieren. Der absolute VR Renner war natürlich die Mario Kart Anwendung. Es hat unfassbar viel Spaß gemacht. Am zweiten Konferenz Tag fing' dann die Poster Session an. Wir durften ca. 2 Stunden unsere Poster vorstellen. Da es meine erste Poster Session war, an dem ich teilnehmen durfte, war ich schon sehr aufgeregt. Ich hatte recht viele Entwickler und CEOs aus aller Welt als Interessenten vor meiner Stellwand und es kamen sehr interessante Fragen und Ideen zur Weiterentwicklung zustande. Oft standen dann mehrere unterschiedliche Menschen vor meinem Poster und dadurch entstanden interessante Diskussionen.
Artur: Es gab auch sehr viele interessante Beiträge. Natürlich die Posterbeiträge von Lisa und Andreas, bei denen ich nicht dabei sein konnte, weil ich meinen eigenen Demobeitrag vorgestellt habe. Am Nachmittag, nach den Vorträgen habe ich die Demo präsentiert. Erst ich alleine am ersten Tag und in den folgenden Tagen wir alle zusammen. Da haben dann Leute vorbeigeschaut und gefragt: „Was ist das denn hier eigentlich?“ und ich habe erklärt, woher wir kommen, woran wir arbeiten und was wir in Zukunft planen. Für mein Empfinden wurde das schon gut aufgenommen. Es waren sehr viele Leute da. Wir haben viele Visitenkarten verteilt, leider nur von Andreas, weil ich keine hatte (lacht). Habe dann festgestellt, dass ich eigentlich auch mal welche bräuchte, für solche Situationen. Die Konferenz ging insgesamt drei Tage. Ich durfte Donnerstag, Freitag und Samstag präsentieren, jeweils für 2 Stunden.
Wie waren eure Präsentationen der Poster und die Demo? Erzählt doch mal, was ihr vorgestellt habt.
Artur: Ich habe unsere Anwendung „IslandViz“ vorgestellt, die sich mit der Visualisierung von Softwarearchitekturen befasst. Dafür benutzen wir visuelle Metaphern, um Personen, die wenig von Softwarearchitektur und Softwareentwicklung verstehen, begreiflich zu machen, wie unsere Software strukturiert und aufgebaut ist. Wie die Komponenten zusammen hängen, wie die einzelnen Softwareartefakte ineinandergreifen. Für unsere Anwendung benutzen wir eine Insel-Metapher. Hierbei werden Aspekte der Software auf ein Inselarchipel abgebildet. So können zum Beispiel Eigenschaften des Archipels, wie der Abstand der Inseln zueinander, die Größe der Regionen oder Höhe der Gebäude auf einer Insel etwas über unsere Softwarearchitektur aussagen. Eine Insel symbolisiert in dieser Metapher ein sogenanntes „Bundle“, was eine kohärente Softwarekomponente darstellt, die mehrere kleinere Softwarekomponenten kapselt. Die Gebäude auf den Inseln repräsentieren sogenannte „Klassen“ innerhalb der Softwarekomponenten. Hierbei repräsentiert die Höhe der Gebäude zum Beispiel die Anzahl der Codezeilen innerhalb einer bestimmten Klasse. Wir bilden auch die Abhängigkeiten der einzelnen Softwarekomponenten zueinander ab. So können Softwareingenieure die Architektur ihrer Software einer hohen Abstraktionsebene evaluieren. Gleichzeitig können aber auch andere Stakeholder, die weniger von Softwareentwicklung verstehen, mitreden. Die intuitive Metapher ermöglicht hier einen leichten Zugang zur Software.
Und das konnten dann alle, die zu dir kamen angucken?
Artur: Genau. Wir hatten zwei HoloLenses, zwischen denen wir die Visualisierungen synchronisiert haben. Eine HoloLens hatte ich auf und eine mein Gegenüber. Die andere Person hat immer genau das gesehen, was ich gesehen habe. So konnten wir die Visualisierung nicht nur demonstrieren, sondern auch zeigen, wie wir die einsetzen wollen. Nämlich in Situationen in denen mehrere Personen kollaborativ Aspekte einer Software miteinander diskutieren.
Ist für die Zukunft auch schon mehr geplant als die Insel Metapher?
Artur: Wir evaluieren die Anwendung und werden sehen, ob es noch bessere Möglichkeiten gibt. Welche Schwächen sie haben könnte und überlegen uns, ob es Metaphern gibt, die diese Schwächen ausbessern können. Aber erstmal haben wir alle Hände voll zu tun mit der „IslandViz“.
Andreas und Lisa, was genau habt ihr präsentiert?
Andreas: Weshalb ich ja auch mit war, war das Präsentieren von zwei Postern. Mit Lisa zusammen die Softwarevisualisierung in VR und dem Mechanismus, wie wir Daten in einer Graph Datenbank speichern. Das ist das, was vor allem Lisa präsentiert hat. Und ich habe präsentiert, wie wir neuronale Netze in VR in 3D visualisieren. Wie Artur schon gesagt hat, es gab dann jeden Tag Poster Sessions. Da war es dann aber so, dass man nur einen Tag sein Poster präsentiert hat. Also die Poster wurden in einen Raum aufgehängt und wir durften zwei Stunden präsentieren. Dann kamen die Besucher und haben Fragen gestellt. Was man auf den Postern sieht, was wir machen. Haben über den Hintergrund der Arbeit diskutiert. Dann kam auch, und das fand ich auch sehr spannend, Vorschläge, was man noch machen kann. Da kamen Leute, die gesagt haben: „Wenn ich das so sehe, dann möchte ich noch das und das machen können. Die Schichten der Neuronalen Netze weiter auseinander ziehen zum Beispiel“. Es kamen Vorschläge, noch andere Daten einzufügen etc. Da ist eine lange Liste von möglichen Arbeiten rausgekommen. Und da werden wir jetzt dran arbeiten.
Was habt ihr von euren Präsentationen und der Reise mitgenommen? Welches Feedback gebt ihr der Reise?
Lisa: Im Vergleich zu einem Vortrag über ein Forschungsprojekt find' ich persönlich eine Poster Session viel sinnvoller, da man ein direktes Feedback während der Vorstellung bekommt. Es ist mehr eine Art Konversation und Diskussion. Man kann auf einer viel persönlicheren Ebene mit den Leuten sprechen. Nach der Poster Session habe ich einige Demos getestet und mir Arturs Demo Präsentation angeschaut. An den nächsten Tagen wurden viele interessante Paper vorgestellt, die ich mir angehört habe. Nach der Konferenz habe ich noch eine Woche Urlaub dran gehangen. Im Großen und Ganzen war der Tokio Trip sehr informativ und unglaublich interessant!
Andreas: Dass wir viele Kontakte geknüpft haben und Leute kennen gelernt haben. Zum Beispiel, was mich auch positiv überrascht hat, dass sehr viele aus der Region Köln/Bonn kamen. Es waren mehrere Leute von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg dort, die auch Vorträge und Poster hatten. Auch von der Technischen Hochschule Köln waren einige da. Sogar das Poster, das direkt neben unserem hing, war von der TH Köln. Und die andere nette Art von Kontakten war zu Industrievertretern. Zum Beispiel Vertreter aus der Automobilindustrie aus China und Deutschland. Mit denen wollen wir weiter in Kontakt bleiben.
Artur: Die Reise war eine super Gelegenheit für mich. Ich war auch total überrascht. Mir war gar nicht klar, dass das überhaupt möglich ist. Andreas meinte: „Da gibt es die VRST. Wäre doch cool, wenn wir da eine Demo einreichen.“ Ich habe sofort ja gesagt.Und es ist toll, dass man mit einem klaren Ziel dort hingeflogen ist. Dass man ordentlich was zu tun hatte. Man präsentiert seine Arbeit Leuten aus aller Welt. Dass die Arbeit, die man gemacht hat positiv aufgenommen wurde macht natürlich auch stolz. Das gibt Selbstbewusstsein für die Zukunft, für zukünftige Projekte. Ich fand es super. Von A bis Z.
Andreas: Ich sehe auch immer gerne, wenn Studenten Eigeninitiative zeigen und sich darauf einlassen, an einer Konferenz teilzunehmen. Das ist natürlich viel spannender als nur theoretische Sachen zu machen und nicht raus zu kommen. Und natürlich dann die Reise, die dahintersteckt. Wichtig ist aber auch der Kontakt mit Leuten, die nicht in unseren Arbeitsgruppen sind. Also ganz anderen Input haben, als die Kollegen, die immer um uns rum sind und das ganze Programm schon kennen. Deshalb wird sowas auch immer von mir unterstützt.