Auf der 40. International Conference on Software Engineering (ICSE) präsentierten Mitarbeiter der Einrichtung für Softwaretechnik zwei Paper und tauschten sich in interessanten Workshops und Gesprächen mit Kollegen aus der Branche aus. Ein eindrucksvolles Rahmenprogramm, ein Besuch im Freizeitpark und ein Selfie mit einer Ikone der Softwareentwicklung rundeten die erfolgreiche Reise ab. Ein Erfahrungsbericht.
Vom 27.5. bis 3.6.2018 fand im schwedischen Göteborg die International Conference on Software Engineering, kurz ICSE, zum vierzigsten Mal statt. Mit dabei waren auch mehrere Mitarbeiter unserer Einrichtung Simulations- und Softwaretechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Im Rahmen des SEAD-Workshop wurde das Vision Paper „DLR Secure Software Engineering” präsentiert, das in Zusammenarbeit mit dem Institut für Datenwissenschaften in Jena und der TU Ilmenau erarbeitet wurde. Weiter stellten die Mitglieder der Software Engineering Initiative des DLR sich und ihre Arbeit beim Workshop SE4Science vor. Zahlreiche Vorträge und Workshops zu unterschiedlichen Themenbereichen boten Gelegenheit zur Vernetzung und Diskussion mit Kollegen aus aller Welt. Daneben lockten die Organisatoren mit einem bunten Rahmenprogramm mit Live-Musik, Essen und Empfang in einer Art Museum mit Aquarium und Regenwald. Hier berichten die DLR-Mitarbeiter Michael Meinel, Tobias Schlauch und Carina Haupt von ihren Erfahrungen und Erlebnissen.
Was war euer persönliches Highlight auf der ICSE 2018?
Carina Haupt: Mein persönliches Highlight war das Selfie mit Margaret Hamilton auf dem Konferenzdinner. Besonders skurril war, dass es auf der Toilette entstand.
Repository Mining als Schwerpunkt der ICSE 2018
Welchen Eindruck machte die Konferenz allgemein auf euch?
Haupt: Die ICSE ist eine inhaltlich sehr spannende Konferenz für uns. Die Kombination aus Hauptkonferenz, Workshops und Co-located Events bietet Platz für viele verschiedene Themen und sorgt für Abwechslung. Dazu gab es mit viel Pausen und tollen Abendevents genug Zeit für‘s Networking in angenehmer Umgebung.
Michael Meinel: Insgesamt wirkte die Konferenz auf mich sehr gut organisiert und strukturiert. Trotz der vielen Teilnehmer habe ich mich selten überlaufen gefühlt. Die thematisch ausgerichteten Sessions haben sehr gut dabei geholfen, passende und spannende Talks zu finden, auch wenn die Titel der Beiträge nicht immer sehr ansprechend oder aufschlussreich waren. Der offene und professionelle Umgang der Teilnehmer untereinander hat zu einem sehr guten Erlebnis beigetragen, auch wenn man letztlich vermehrt und wiederholt mit den gleichen Leuten gesprochen hat.
Tobias Schlauch: Sehr gute Organisation und eine Location, die es ermöglicht andere zu treffen und auch mal in Ruhe andere Dinge zu tun. Gute Mischung aus Forschung und Industrie mit Überhang auf Forschung.
Wo lagen in diesem Jahr die thematischen Schwerpunkte?
Meinel: Mein Interesse ging vor allem in Richtung (Software Engineering) Process Research, wo auf jeden Fall mit dem Thema Repository Mining als einer der Konferenzschwerpunkte lag. Auch war maschinelles Lernen wieder gefühlt in fast jedem Vortrag zu finden. Bei dem Thema automatische Fehlererkennung lag der Fokus – mal wieder – vor allem im Bereich Java.
Schlauch: Die thematischen Schwerpunkte waren bunt gemischt. Hängt auch von der Konferenz ab, auf die man sich bezieht. Es gab ja die Hauptkonferenz und jede Menge Workshops und Sub-Konferenz davor und danach. In der Hauptkonferenz gab es relativ viel im Bereich Software-Test, aber auch viel in Richtung Software Engineering in Society (SEIS) und Repository Mining bzw. daran angelehnte Themen. Bei der SE4Science gab es inhaltlich eine gute Mischung. Nicht so richtig Neues, aber wichtig als internationaler Treffpunkt zum Thema Research Software Engineering.
Haupt: Für mich waren neben Repository Mining zwei weitere Schwerpunkte besonders interessant: Security und Software Engineering im Forschungskontext. Hierzu gab es nicht nur in den entsprechenden Veranstaltungen (MSR, SEAD und SE4Science) viel Input, sondern auch in der Hauptkonferenz.
Positives Feedback für Vorträge des DLR
Welche Vorträge fandet ihr besonders spannend oder relevant?
Meinel: Vor allem die ICSE-Keynote von Brian Randell sowie die MSR/ICPC-Keynote von Andy Ko waren für mich sehr erhellend, da sie den Fokus auf die offenen Fragen gelegt haben. Während Ko eher aufgefordert hat, über den Tellerrand hinaus zu blicken und die neu entwickelten Methoden und Werkzeuge auf konkrete Themen anzuwenden und damit Theorien zu bestätigen, hat Randell allgemein auf den zu großen Fokus hingewiesen, der den Werkzeugen beikommt. Seiner Aufforderung, den Bericht der NATO-Tagung von 1968 noch einmal zu studieren, werde ich wohl demnächst nachkommen.
Schlauch: Spannend waren die Keynotes von Margaret Hamilton und Fredrick Brooks, weil sie zeigen, wo die Disziplin herkommt und was wir daraus lernen können. Aber auch der Keynote von Andreas Zeller, weil er zeigt, dass es auch insbesondere auf Relevanz und Einfachheit ankommt (generell hat man bei den Konferenzbeiträgen öfters den Eindruck, dass manchmal der Praxisbezug fehlt).
Wie war die Resonanz auf eure eigenen Vorträge?
Meinel: Ich selber hatte keinen Vortrag, war aber an dem zum Thema „DLR Secure Software Engineering“ beteiligt. Da er im Rahmen eines Workshops vorgestellt wurde, gab es naturgemäß auch ausführliche Diskussionen. Unser Umfeld und Vorhaben kamen bei den Anwesenden durchaus gut an und wurden interessiert aufgenommen. Allgemein konnte der Workshop leider noch keine Lösungen präsentieren, aber wir waren uns einig, dass er als Kick-Off für ein wichtiges Themen- und Arbeitsfeld anzusehen ist und definitiv weitergeführt werden sollte. Die Beteiligung fanden alle Anwesenden als zu gering für ein derart wichtiges Thema.
Haupt: Zu meinem Vortrag auf dem SE4Science Workshop habe ich viel gutes Feedback bekommen. In anschließenden Diskussionen sind einige Punkte aufgekommen, die wir umsetzen wollen. Zum Beispiel eine Auswertung unserer WissensAustauschWorkshops (WAW) bezüglich der Stabilität der Community.
Zum Ausgleich: Sonne, Faultiere und Achterbahnen
Von den Vorträgen und Workshops abgesehen, was hat euch rund um die ICSE gefallen?
Haupt: Bei so langen Konferenzen wie der ICSE mit all ihren Subevents ist es wichtig etwas Abwechslung zu haben. Ich persönlich hatte sieben Konferenztage in denen ich je von ca. 9 – 17 Uhr in klimatisierten fensterlosen Räumen saß. Umso wichtiger ist es sich kleine Freiräume zu schaffen um auch etwas von der Stadt, in der man ist, zu erleben. Die ICSE hat das toll hinbekommen. Es gab eine „Welcome Reception“ im Universeum, einer Art Museum mit Aquarium und Regenwald-Bereich. Hier gab es Sägezahnhaie, Faultiere, Tukane und noch viel mehr zu bestaunen oder man saß bei fast 30° C auf der Dachterrasse und genoss den Ausblick über das wunderschöne Göteborg.
Beim Konferenzdinner ging es dann weiter mit Livemusik und tollem Essen in einer schönen Location direkt am Wasser. Besonders gut getan hat aber nach über drei Tagen Konferenz einfach mal zu „schwänzen“ und mit Michael in den Vergnügungspark Liseberg direkt auf der andere Straßenseite zu gehen. Dort sind wir fünf Stunden lang Achterbahnen und Karussells gefahren. Danach war auch wieder genug Energie da um die nächsten drei Konferenztage in Angriff zu nehmen.
Meinel: Göteborg ist insgesamt eine hübsche Stadt, die sich bei dem Wetter natürlich von ihrer besten Seite gezeigt hat. Ansonsten war die Achterbahn „Helix“ auf dem Liseberg ein Highlight.