Thorsten Sommer hat einst seine Diplomarbeit beim DLR geschrieben. Elf Jahre später kommt er zurück, um in der Einrichtung für Simulations- und Softwaretechnik an Peer-to-Peer-Netzen zu forschen. Ein Gespräch über Wissenschaft und Industrie, das Arbeiten im DLR und lange Fußwege.
Wie haben Dir die ersten Tage beim DLR gefallen? Thorsten Sommer: Die ersten Tage waren super spannend und interessant. Ich hatte großartige erste Eindrücke und dabei habe ich noch nicht mal die Tour für neue Mitarbeiter mitgemacht. Bisher habe ich alle Gebäude nur von außen gesehen, aber es sieht alles schon sehr imposant aus.
Hast Du Dir schon mal das Gelände angesehen? Ja, ich musste zur Verwaltung am anderen Ende des Geländes. Ich habe die Distanz unterschätzt und es war sehr heiß in der Sonne (lacht). Aber auch hier in der Abteilung waren die ersten Tage spannend. Ich konnte die Projekte kennen lernen und sehen, welche hohe Qualität sie haben. Sehr beeindruckend!
Wie bist Du zum DLR gekommen? Das ist bei mir ein etwas spezieller Fall. Ich habe vor circa elf Jahren meine Diplomarbeit beim DLR geschrieben, in Göttingen. Ich kannte daher sogar das Gelände in Köln, weil wir damals am Tag der Luft- und Raumfahrt hier unsere Abschlussarbeiten präsentieren durften. Ich konnte mich noch daran erinnern, dass es eine sehr coole Zeit war. Die Mitarbeiter waren freundlich und es war ein Arbeiten auf Augenhöhe. Deswegen dachte ich: „Mensch, versuch das doch nochmal!“ Und die Stelle passt gut zu meinem Profil, da ich schon aus der Wissenschaft komme und dort auch bleiben möchte. Ich bin scheinbar einer der Wenigen, die nicht in die Industrie gehen. Das DLR ist dafür natürlich eine super Adresse und eine gute Möglichkeit, mein wissenschaftliches Profil zu schärfen.
Was fasziniert Dich an der Wissenschaft? Die Suche nach Neuem. Dass ich auch mit verrückten, kreativen Ansätzen versuchen kann, neue Verfahren und Lösungen zu entdecken. Auch wenn die Industrie noch nicht bereit ist, dafür zu bezahlen. Vielleicht stellt sich erst in 50 Jahren heraus, dass das ein Milliardenmarkt ist.
Die Aktualität der Themen spielt also auch eine Rolle? Ja, das kann man so sagen. Ich habe meine Doktorarbeit über künstliche Intelligenz geschrieben. Das ist mit Sicherheit auch gerade ein Hype-Thema, das in aller Munde ist. In der Wissenschaft versuchen wir eben, neue Lösungen und Methoden zu finden. Dadurch sind die Themen sozusagen automatisch aktuell.
Was ist Deine Aufgabe in der Einrichtung für Simulations- und Softwaretechnik? Ich arbeite im RCE-Team (Remote Component Environment; eine verteilte Plattform mit Softwarekomponenten wie Workflow Engine; Anm. d. Red.) bei der Weiterentwicklung von RCE. Ich werde mich aller Voraussicht nach mit dem Bereich Peer-to-Peer-Netze beschäftigen. Also neue Funktionen entwickeln, aber auch in dem Bereich forschen.
Welche Ziele möchtest Du hier erreichen? Ich möchte auf längere Sicht meine Themen hier verorten. Also dass ich auch im Bereich der künstlichen Intelligenz arbeiten kann. Mein Ziel ist es, diese Themen entweder hier im RCE-Team oder in der Abteilung anzubringen.
Siehst du dazu bei RCE Potentiale? Ich bin nach knapp einer Woche noch nicht so tief drin, dass ich das ernsthaft beurteilen könnte. Aber per se ausschließen tut es sich nicht. Ich glaube die Stelle, die ich jetzt habe, ist eine sehr gute Grundlage für weitere Arbeit im Bereich künstliche Intelligenz. Die beiden Themen künstliche Intelligenz und Peer-to-Peer-Netzwerke werden, meiner Meinung nach, früher oder später zusammenkommen. Deswegen ist es ein sehr guter Startpunkt, dass ich hier jetzt an Peer-to-Peer-Netzen forschen kann.
Ein weiterer Vorteil des DLR liegt in der Zusammenarbeit mit anderen Instituten. Ja, das ist quasi Voraussetzung. RCE ist eine Software, die nicht direkt verkauft wird. Aber trotzdem gibt es Kunden, nämlich andere Institute und Einrichtungen im DLR, die dann damit zum Beispiel neuartige Flugzeuge oder Teile davon simulieren. Wenn ich also meine Themen einbringen würde, müsste sich also auch jemand finden, der das nutzen würde. Oder es müsste allgemein für die Luft- oder Raumfahrt interessant sein. Da führt kein Weg daran vorbei. Wenn ich wissenschaftliche arbeite, ist es allgemein trotzdem wichtig, eine Fremdperspektive zu bekommen. Also jemanden, der eventuell sagt: „Hey, ich brauche diese Funktion.“ So kommen dann neue Ansätze und Ideen zustande. Deswegen ist die Zusammenarbeit sehr wichtig.
Gibt es etwas, auf das Du Dich besonders freust? Ich freue mich auf das Arbeitsumfeld, das mir damals schon gefallen hat. Wie die erste Woche gezeigt hat, scheint das auch hier und auch am Standort Köln so zu sein. Man geht freundlich miteinander um, wird sowohl von den Kollegen als auch den Vorgesetzten respektiert und kann offen über Ideen sprechen. Das sind eigentlich Selbstverständlichkeiten, die aber nicht überall selbstverständlich sind.
Motiviert Dich das auch bei Deiner Arbeit? Der neumodische Begriff dafür lautet ja Work-Life-Balance. Das ist keine hohle Phrase beim DLR. Nach einer Woche würde ich sagen: Das wird hier wirklich gelebt. Das motiviert natürlich zusätzlich zu den fachlichen Möglichkeiten.