20 junge „Online-Astronautinnen“ auf dem Weg durchs All

Eine Brausetabletten-Rakete wird gebastelt – hier von einer Mitarbeiterin im DLR_School_Lab, zeitgleich von den Teilnehmerinnen zu Hause. Bild: MinTU, TU Dortmund
Eine Brausetabletten-Rakete wird gebastelt – hier von einer Mitarbeiterin im DLR_School_Lab, zeitgleich von den Teilnehmerinnen zu Hause. Bild: MinTU, TU Dortmund
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Dortmund, 14. Juli 2020 – Der Workshop „Reise ins All“ hätte ursprünglich bereits im März im DLR_School_Lab TU Dortmund stattfinden sollen. Und eine ganze Reihe von Schülerinnen hatten sich auch schon angemeldet. Doch dann kam bekanntlich alles anders: Die Schulen schlossen bis zu den Sommerferien und die Mitarbeiterinnen der Uni wechselten ins Homeoffice. Schnell war klar: Wir wandeln den Workshop in ein Online-Format um!

Die Planung begann: Welche Experimente können im Online-Modus durchgeführt werden? Was muss in die Materialpakte, die vorab an die Teilnehmerinnen des MinTU-Projekts (Mädchen in die TU Dortmund) geschickt werden sollen? Wie lässt sich „Live-Basteln“ über eine Videokonferenz realisieren? Welche datenschutzrechtlichen Aspekte müssen beachtet werden?

Am 14. Juli war es dann soweit. Pünktlich um 14:00 Uhr traten 20 Schülerinnen im Alter von 12 bis 14 Jahren die Reise ins All an – zusammen mit ihren neun Mentorinnen, einer sechsköpfigen DLR_School_Lab-Crew, zwei Mitarbeiterinnen der Fakultät Physik und der MinTU-Projektkoordinatorin.

Wie kommt man ins All? Das war die Frage, die im ersten Teil besprochen wurde. In Breakout-Sessions konnten sich die jungen „Online-Astronautinnen“ zunächst mit ihren Mentorinnen beraten. Neben der Rakete als Transportmittel fiel den Mädchen außerdem noch ein Weltraumfahrstuhl ein. Warum man beim Start in den Weltraum keine Flugzeuge verwenden kann, wurde an einer Gegenüberstellung des Raketen-und Flugzeugantriebs erklärt. Anschließend wurde das Geheimnis der Filmdose im Materialpaket gelüftet. Zusammen mit einem Ausschneidebogen und einer Brausetablette wurde daraus gemeinsam eine Brauserakete gebastelt – die Mädchen auf der einen Seite der Videokonferenz, die Betreuerinnen auf der anderen. 

Die Videokonferenzsituation aus Sicht einer Teilnehmerin. Bild: MinTU, TU Dortmund
Die Videokonferenzsituation aus Sicht einer Teilnehmerin. Bild: MinTU, TU Dortmund
Credit: Mitmach-Experiment: Zwei Blätter Papier im Freien Fall. Bild: MinTU, TU Dortmund

Im zweiten Teil der virtuellen Reise standen die Bedingungen im Weltall im Fokus. Anziehungskräfte, Schwerelosigkeit, Temperaturen, Vakuum oder auch die abnehmende Helligkeit mit zunehmender Entfernung von der Sonne waren nur einige Aspekte, die zunächst wieder in Kleingruppen und dann im Forum diskutiert wurden. Videos von Parabelflügen und von Bord der Internationalen Raumstation ISS vermittelten erste Eindrücke des Phänomens Schwerelosigkeit. Mit zwei Blättern Papier konnten die Mädchen dann selbst überprüfen, welchen Einfluss die Luft auf den Freien Fall von Objekten hat. Abschließend sollten die Mädchen die Frage beantworten, wie sich Gegenstände auf dem Mond im Freien Fall verhalten.

Vom Mond ging es weiter durchs Sonnensystem. Welche Bedingungen herrschen auf anderen Planeten? Neben Temperaturen oder der Zusammensetzung der Atmosphäre fiel den Teilnehmerinnen auch die unterschiedliche Länge von Tagen oder Jahren auf anderen Planeten ein.

Credit: Die Videokonferenz aus Sicht einer Referentin im Homeoffice. Bild: MinTU, TU Dortmund
Credit: Zugeschalteter Vortrag über Physik im Studium und Beruf. Bild: MinTU, TU Dortmund

Beim Rückflug musste sich die Reisegruppe sputen, denn es wartete schon eine Doktorandin der Physik im Konferenzraum auf die Teilnehmerinnen. Gemeinsam wurde überlegt, was bei der Rückkehr auf die Erde zu beachten ist. Vor allem die Temperaturen von mehreren tausend Grad Celsius beim Wiedereintritt in die Atmosphäre und die hohen Geschwindigkeiten müssen von den Ingenieurinnen und Ingenieuren eines Raumfahrtprojekts beim Bau der Raumkapseln berücksichtigt werden. Für die Mädchen war dem Materialpaket auch eine Bastelanleitung für einen „Ei-Lander“ beigelegt: eine kleine Kapsel, die modellhaft ein rohes Ei sicher zu Boden gleiten lässt. Mit der geglückten Rückkehr zur Erde endete für die Mädchen und auch für die Mitarbeiterinnen der TU Dortmund nicht nur eine spannende Reise ins All, sondern auch das erfolgreiche Experiment eines ersten Online-Workshops dieser Art.  Das Feedback der Teilnehmerinnen war jedenfalls sehr positiv – auch wenn fast alle lieber an einem Präsenzworkshop teilgenommen hätten. Aber dazu wird es vielleicht ja im nächsten Jahr wieder kommen.

Hier gibt es weitere Informationen zum Projekt MinTU (Mädchen in die TU Dortmund).