Man ist gewohnt, bei Nachrichten aus Technik und Wissenschaft von revolutionären Entwicklungen, sensationellen Neuerungen und Quantensprüngen zu lesen und zu hören. Auch das Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik kann mitunter von Sensationen berichten. Zum Beispiel vom Philae-Lander auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko, dessen ultraleichte Faserverbundstruktur am Institut entstand, 13 Jahre Weltraumstrahlung und drei Landungen auf dem Kometen überstand und nun hilft, wesentliche Erkenntnisse über den Ursprung der Kometen und die Entstehung unseres Sonnensystems zu gewinnen. Oder vom Asteroiden-Lander Mascot, der im Dezember 2014 mit Hayabusa 2 gestartet ist, im Jahr 2018 auf dem Asteroiden 1999 JU3 landen wird und dessen Struktur ebenfalls am Institut entwickelt und gebaut wurde.
Häufig ist jedoch das Spektakuläre der Forschungsergebnisse verborgen und ihr Wert für die Anwendung lässt sich erst auf den zweiten Blick erkennen. Dass am Institut inzwischen eine Anlage zur Ermittlung der Prozesseinflüsse auf die Fertigungsgenauigkeit von RTM-Bauteilen entwickelt wurde, klingt wenig aufsehenerregend. Für den industriellen Hersteller von CFK-Strukturen aber ist die genaue Kenntnis der Zusammenhänge von Prozessparametern und Bauteiltoleranzen entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Wenig aufregend mag es auch erscheinen, wenn es den Forschern gelingt, die Mechanismen einer Schlagschädigung von Faserverbunden besser zu modellieren. Aber das Gewicht der Struktur ist wesentlich bestimmt durch die Sicherheitsfaktoren, die verwendet werden, um heute noch bestehende Unsicherheiten zu kompensieren.
Manche Wege in die Anwendung erscheinen sehr lang in unserer schnelllebigen Welt, aber dafür bieten Verfahren wie zum Beispiel die Analyse von Lamb-Wellen zur Schadenserkennung und Strukturüberwachung, wenn sie denn vollständig verstanden und erprobt sind, einen enormen Vorteil für die Wartbarkeit und Absicherung der strukturellen Integrität von Faserverbundstrukturen. Mitunter sind es auch scheinbar triviale Verbesserungen etablierter Prozesse, die einen großen Zugewinn an Wirtschaftlichkeit bedeuten, wie die Online-Klebrigkeits-(Tack-)Ermittlung von Prepregmaterial, deren Realisierung aber nicht ganz so einfach ist, wie es zunächst erscheint. Und manchmal ist der Weg in die Anwendung erfrischend kurz, wie bei den Stabilisatorflossen, deren Materialien und Bauweise das Institut für Blohm+Voss Industries erproben konnte und die dann unmittelbar in einem Schiff der Küstenwache zum Einsatz kamen.
Von diesen Beispielen und mehr berichtet das Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik im diesjährigen Innovationsbericht und gibt damit einen Einblick in die aktuelle Forschung.
Das Institut wünscht eine hoffentlich spannende Lektüre!