In einer Studie haben Forscher des DLR die Wechselwirkungen von Fluginsekten und Windparks untersucht. Die in der Studie angestellte Modellrechnung gibt Hinweis darauf, dass die Größenordnung der betroffenen Fluginsekten relevant für die Stabilität der Fluginsektenpopulation sein und damit den Artenschutz und die Nahrungskette beeinflussen könnte.
Die Studie zieht weder den Schluss, dass die Windenergie Hauptverursacher des Insektenschwunds ist, noch dass sie daran unbeteiligt ist. Sie empfiehlt eine empirische Überprüfung der in der Studie theoretisch berechneten Verluste, um die Zusammenhänge von Insektenmigration und Windparkbetrieb besser verstehen und zeitnah Maßnahmen zur Überwachung und Vermeidung von Insektenschlag entwickeln und umsetzen zu können.
Hintergrund:
Die aktuelle Diskussion über einen Rückgang der Fluginsekten sowie Berichte über Effizienzverluste von Windkraftanlagen aufgrund von Verschmutzungen der Rotorblätter mit Insektenresten legen eine Überprüfung beider Phänomene bezüglich eines möglichen Zusammenhangs nahe. Erste Recherchen ergaben, dass ausgewachsene, flugfähige Insekten kurz vor der Eiablage in großen Schwärmen hohe, schnelle Luftströmungen aufsuchen, um sich vom Wind zu entfernten Brutplätzen tragen zu lassen. Die Jahrmillionen alten Pfade, die sie dabei nutzen, werden seit etwa 30 Jahren zunehmend von den Rotoren großer Windkraftanlagen gesäumt, deren Rotorblätter mit Blattspitzengeschwindigkeiten von mehreren hundert Stundenkilometern die Luft durchschneiden, wobei eine bisher unbekannte Menge an Fluginsekten verletzt wird.
Im Rahmen der Untersuchung wurde eine umfangreiche Literaturrecherche durchgeführt, um das Verständnis möglicher Wechselwirkungen von Fluginsekten und Windparks zu vertiefen. Interdisziplinäre Informationen aus Entomologie, Windenergietechnik und Atmosphärenphysik wurden ausgewertet, um erste Erkenntnisse über diese Zusammenhänge zu gewinnen. Weiterhin wurde eine Modellanalyse durchgeführt, um den saisonalen Luftdurchsatz und die durch die Rotoren des deutschen Windparks getragene Menge an Fluginsekten sowie die dabei entstehenden Schäden in erster Näherung zu quantifizieren.
Die Ergebnisse wurden u.a. im Magazin „Energiewirtschaftliche Tagesfragen“ Ausgabe November 2018 veröffentlicht.
Auftraggeber: DLR-Internes Projekt
Laufzeit: 10.2017 – 10.2018
Zusatzmaterial: Interview mit Dr. Franz Trieb, DLR