Daten und Statistiken zum Status quo und zu den Entwicklungen im Verkehr sind Grundlage für Verkehrspolitik, -planung und -forschung. Zentrale Basis sind nach wie vor in Erhebungen aktiv erfasste Daten. Die Methoden der Datenerhebung im Verkehr sind dabei einem stetigen Wandel unterworfen, da sich sowohl die Erhebungstechnologien als auch die Rahmenbedingungen für die Datenerfassung verändern. Damit ist neben der Auswertung von Verkehrsdaten auch die Datenerhebung selbst ein wichtiges Forschungsfeld im Verkehr. In Deutschland spielt das Institut für Verkehrsforschung beim Thema Verkehrsdaten eine zentrale Rolle: Es beforscht neue Erhebungsmethoden, ist an großen nationalen Erhebungen als wissenschaftlicher Partner beteiligt und besitzt umfassende Expertise bei der Analyse von Verkehrsdaten und der Identifikation von Entwicklungen im Verkehr.
Seit über 10 Jahren ist das Institut für Verkehrsforschung als wissenschaftlicher Partner an einer Vielzahl großer Erhebungen beteiligt, über die Grundlagendaten zum Verkehr bereitgestellt werden. Dazu zählen insbesondere die nationale Verkehrsbefragung „Mobilität in Deutschland“ (MiD 2008 und MiD 2017), die Erhebung „Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland“ (KiD 2010) und die „Fahrleistungserhebung“ (FLE 2014). Schwerpunkt der Arbeiten in Zusammenhang mit diesen Erhebungen ist insbesondere die Aufbereitung der Daten, was beispielsweise die Imputation fehlender Angaben oder die Analyse und Korrektur methodischer Effekte umfasst. Über die großen Erhebungen hinaus führt das Institut in zahlreichen Projekten themenspezifische Befragungen durch. Zudem ist die „Clearingstelle für Verkehrsdaten“ am Institut angesiedelt, die die zentrale Anlaufstelle für alle Personen und Institutionen ist, die Verkehrsdaten beziehen und nutzen möchten und hierfür auch Beratung in Anspruch nehmen.
Darüber hinaus gehören Auswertungen institutseigener Erhebungen sowie umfangreicher Sekundärdaten, die Interpretation von Ergebnissen und die Ableitung von Entwicklungen im Verkehr zu den Arbeitsschwerpunkten des Instituts. Dabei gilt, dass Erkenntnissen zu Entwicklungen – insbesondere bei der Verkehrsnachfrage – nach Möglichkeit unterschiedliche Datenquellen zugrunde liegen sollten. Aus diesem Grund leitet das Institut Ergebnisse zu Entwicklungen bei bestimmten Personengruppen, etwa jungen Erwachsenen, oder in bestimmten Verkehrssegmenten, zum Beispiel dem Fernverkehr, jeweils aus verschiedenen Quellen ab. Entscheidend ist dabei die Kenntnis der Stärken und Schwächen dieser Quellen. Ein besonders herausragendes Bespiel für die Kombination von Quellen bei der Analyse von Entwicklungen sind die Fahr- und Verkehrsleistungsrechnungen für die regelmäßige halbamtliche statistische Veröffentlichung „Verkehr in Zahlen“, die das Institut seit 2015 im Unterauftrag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin durchführt.
Auf diesem Know-how aufbauend findet derzeit ein Ausbau der Aktivitäten des Instituts im Bereich Erhebungen und Entwicklungen im Verkehr statt. Um der globalen Bedeutung des Verkehrs für die Umwelt und für die deutsche Wirtschaft gerecht zu werden, weitet das aktuelle Projekt „Transport und Klima“ (TraK) den Blick auf internationale Entwicklungen aus. In diesem Projekt werden Mobilitäts- und Motorisierungsentwicklungen in zentralen Schwellenländern ausgewertet und für die nächsten Jahrzehnte abgeschätzt. Im Forschungsfeld der neuen Erhebungstechniken wird sich das Institut durch das „MovingLab“ etablieren. Das „MovingLab“ wird es ermöglichen, mehrere Tausend Probanden mittels Smartphone zu tracken, neuartige Mobilitätsverhaltensdaten zu erfassen und damit das Mobilitätsverhalten wesentlich detailliertert auszuwerten als bisher. Es ist aber auch absehbar, dass in den nächsten Jahren umfangreiche passiv erfasste Daten, kurz Big Data, etwa von Mobilfunkdienstleistern, eine immer wichtigere Rolle für den Verkehr spielen werden. In der Erforschung der Potenziale von Big Data und neuen Analysemethoden für eine verlässliche und zukunftsgewandte Verkehrsstatistik sehen wir für die nächsten Jahre einen wichtigen Forschungsschwerpunkt für das Institut.