Die wesentliche Grundlage bei Untersuchungen des Mobilitätsverhaltens, aber auch für Verkehrsmodelle und Prognoseberechnungen sind Daten zum Mobilitätsverhalten. Die zentrale Messgröße sind die von Personen in einem bestimmten Zeitraum zurückgelegten Wege.
Bislang wird das Mobilitätsverhalten von Personen in Form von Wegetagebüchern erhoben. Darin berichten die befragten Personen entweder schriftlich über einen Fragebogen oder mündlich in Form von Telefoninterviews, welche Wege sie an einem vorgegebenen Stichtag durchgeführt haben. Typischerweise werden Attribute wie Ankunfts-, Abfahrtszeit, Wegelänge und gewähltes Verkehrsmittel erhoben. Die retrospektiv erfassten Wege weisen dabei eine hohe Ungenauigkeit auf – zum Beispiel fällt vielen Teilnehmern die Einschätzung von Entfernungen schwer. Aufgrund des hohen Aufwandes für die Teilnahme an solchen Befragungen bleibt der Erhebungszeitraum meist auf einen Stichtag beschränkt. Nur in Ausnahmefällen berichten die Teilnehmer ihre Wege über einen längeren Zeitraum.
Ganz neue Möglichkeiten ergeben sich durch die Erhebung von Mobilitätsdaten mittels GPS-Trackings über Smartphones und andere Smart Devices (GPS Logger, Tablets oder Smartwatches). Anhand der Positionierungs- und Bewegungssensoren solcher Geräte kann mehrmals pro Minute die genaue Position einer Person bestimmt werden. Über eine Veränderung der Position lassen sich Beschleunigungsprofile erstellen, die auf die Nutzung eines bestimmten Verkehrsmittels schließen lassen. Vorteil dieser Methode ist die automatische, exakte Erfassung der Wege. Der Teilnehmer muss lediglich das Gerät mit sich führen. Der geringe Aufwand für die Teilnehmer ermöglicht Langzeiterhebungen und ergänzende Befragungen bspw. zu Einstellungen.
Projekt
Das MovingLab soll diese zukunftsweisende Erhebungsmethode für DLR-interne und externe Nutzungen zu Fragestellungen der Verkehrs- und Mobilitätsforschung zur Verfügung stellen. Über die Aufzeichnung und Verarbeitung von Bewegungsdaten werden die wesentlichen Merkmale von Wegen, wie die Start- und Endzeit, der genaue Routenverlauf und die etappengenaue Bestimmung des genutzten Verkehrsmittels automatisch bestimmt. Darüber hinaus können über App- und Web-basierte Interaktionen umfangreiche zusätzliche Befragungsinhalte erhoben werden. Diese können zur Verifizierung der erhobenen Wegedaten und für die Erklärung des beobachteten Mobilitätsverhaltens herangezogen werden.
Das Gesamtsystem besteht aus vier zentralen Komponenten, die über das Internet miteinander interagieren: Smartphone-App und weitere Smart Devices (GPS-Logger) zur Datenerfassung, Webpräsenz, Datenserver (Backend) und Probandenpool.
Das MovingLab beinhaltet zum einen den Aufbau der technischen Infrastruktur sowie die Anwerbung von Probanden, die bereit sind ihr Mobilitätsverhalten in regelmäßigen Abständen über die App erfassen zu lassen. Zum anderen geht es um die Sicherstellung eines reibungsfreien Zusammenspiels der Systemkomponenten.
Das DLR - Institut für Verkehrsforschung ist für den Aufbau und die Nutzung des MovingLab verantwortlich.
Ziele
Die Errichtung der Großanlage (GA) MovingLab ist bis Dezember 2018 geplant.
Vorgehensweise
In der Pilotphase werden zunächst mit einer geringen Anzahl an Geräten und Probanden Erfahrungen mit der neuen Form der GPS- und Smartphone-gestützten Erhebung von Mobilitätsdaten gesammelt. Ziel der Pilotphase ist die Festlegung einer grundlegenden Systemspezifikation sowie eines idealen Designs für den endgültigen Ausbau des MovingLab im Rahmen der Hauptphase. Während der Pilotphase wird eine erste Version 1.0 der App und des WebPortals erstellt und im Rahmen von Feld-, Integrations- und Methodentests ausführlich getestet. Im DLR werden dabei zentral Routinen der Datenanalyse, der Datenverarbeitung sowie der Datenspeicherung auf die Bedürfnisse des MovingLab angepasst und trainiert.
Im Rahmen der Hauptphase werden die in der Pilotphase gesammelten Erkenntnisse bewertet und im finalen Ausbau des MovingLab berücksichtigt. Die technischen Komponenten werden in finalen Versionen bereitgestellt und für den operativen Betrieb auf einer angemessenen Anzahl von Geräten ausgerollt.
Projektphasen
Die maßgeblichen Meilensteine sind:
Pilotphase
Hauptphase
Auftraggeber
Projektpartner
Projektlaufzeit
von 11/2016 bis 12/2019