Im Auftrag von Aral untersucht das Institut für Verkehrsforschung, wie sich das Mobilitätsverhalten bis zum Jahr 2040 entwickeln wird und welche Veränderungen sich hierdurch für die zukünftige Tankstellennutzung ergeben werden.
Projekt
Zunächst entwickelt das DLR ausgehend von Daten aus dem Jahr 2010 ein Basisszenario für das Jahr 2040, welches das gegenwärtige Mobilitätsverhalten auf die zukünftige Bevölkerungsstruktur überträgt. Zur Anwendung kommt hierfür das Verkehrsnachfragemodell DEMO. Es berücksichtigt zum einen demografische Entwicklungen. Zum anderen fließen mobilitätsbezogene Rahmenbedingungen mit ein, wie beispielsweise der Ausbau laut Bundesverkehrswegeplan 2030. Mithilfe des Modells lassen sich Zu- und Abnahmen der Pkw-Fahrleistung aufzeigen und für die zukünftige Mobilität abschätzen. Die Modellierung erfolgt differenziert für die BBSR-Raumtypen Kernstadt, verdichteter Kreis, ländlicher Kreis sowie für die Autobahn.
Auf Grundlage aktueller Mobilitätstrends, wie etwa Automatisierung, Elektrifizierung und neue vernetzte Mobilitätsangebote werden anschließend gemeinsam mit Experten neue Anwendungsfelder für Tankstellen diskutiert. Dabei wird die künftige Verkehrsentwicklung genauso berücksichtigt wie die unterschiedlichen Gegebenheiten und Anforderungen der einzelnen Raumtypen. Somit ergeben sich je nach Lage der Tankstelle vier unterschiedliche Visionen.
Ziele
Ziel des Projektes ist es, die Veränderungen der Pkw- und Nutzfahrzeugfahrleistung bis zum Jahr 2040 abzuschätzen und mögliche Anwendungsfälle für Tankstellen in unterschiedlichen Raumtypen zu entwerfen.
Ergebnisse
Verkehr nimmt bis 2040 deutlich zu Falls keine zusätzlichen politischen Maßnahmen ergriffen werden, die den motorisierten Verkehr reduzieren oder verlagern, wird die Fahrleistung von Pkw und Nutzfahrzeugen in Deutschland bis 2040 um 24 Prozent ansteigen, und das trotz sinkender Bevölkerungszahlen. Der Anstieg der Fahrleistung ist insbesondere durch den starken Zuwachs im Wirtschaftsverkehr sowie durch veränderte Mobilitätsmuster getrieben. Künftig werden wir bis ins hohe Alter (auto)mobil sein, sofern keine alternativen Mobilitätsangebote bereitgestellt werden.
Großstadt – serviceorientiertes Mobilitätszentrum Neue Mobilitätstrends setzen sich im dichten Großstadtverkehr am schnellsten durch. E-Bikes, autonome Sharing- und Pooling-Fahrzeuge sowie Lufttaxis stehen hier an Tankstellen bereit und werden während ihrer Standzeit geladen beziehungsweise gewartet. An Batteriewechselstationen können Akkus für E-Fahrräder oder E-Scooter getauscht werden und Pakete können mitgenommen oder verschickt werden.
Städtisch geprägter Kreis – Umsteigeplatz mit Rundumversorgung 2040 pendeln immer mehr Menschen aus umliegenden Gebieten in die Großstädte. Künftig könnten Tankstellen an den „Eingangstoren“ zur Stadt die Möglichkeit zum Umstieg vom privaten auf kollektive Verkehrsmittel bieten: Zum Beispiel könnten Reisende mit einem autonomen Pooling-Fahrzeug, einem komfortablen Premium-ÖPNV auf einer Extra-Spur oder dem Lufttaxi die „letzte Meile“ ohne Stop-and-go im Stau überbrücken. Darüber hinaus können Tankstellen für Betreiber autonomer Flotten umfassenden Service zur Wäsche und Wartung zur Verfügung stellen.
Ländlicher Kreis – Umschlagplatz mit Nahversorgung Im ländlichen Raum bleibt das eigene Auto zentral für die Mobilität, zumal die Distanzen aufgrund einer sich ausdünnenden Bevölkerungsdichte und Infrastruktur immer länger werden. Tankstellen könnten im ländlichen Raum zusätzlich weitere Funktionen übernehmen: sie dienen als sozialer Treffpunkt und bieten Einkaufsmöglichkeiten sowie Paketdienstleistungen an. Denkbar ist auch ein kombinierter Personen- und Güterverkehr. Hierbei nehmen etwa Handwerker oder Pflegedienste auf ihren täglichen Routen Lieferungen von der Tankstelle mit zu ihren Kunden oder Patienten.
Autobahn-Station – Services rund um Güter- und Fernverkehr Künftig könnte der Güterverkehr auf vordefinierten Autobahn-Routen teilweise automatisiert verlaufen. Autobahnnahe Tankstellen fungieren hierbei als Wechselstationen, an denen von autonomen auf fahrergeführte Lkw für den Stadtverkehr umgestiegen wird. Zudem gibt es an der Station ultraschnelle Lademöglichkeiten für elektrische Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Das Angebot an UFC-Säulen wird insbesondere auch für Fernreisende von Interesse sein, die ihr Fahrzeug innerhalb eines kurzen Stopps auf längeren Urlaubs- oder Dienstfahrten laden können. Hinzu kommen erweiterte Gastronomieangebote und funktionelle Übernachtungsmöglichkeiten für Lkw-Fahrer, sogenannte Trucker-Cubes, die den Nutzfahrzeugverkehr ergänzen. Zusätzlich eignen sich einige Standorte als Haltestelle innerhalb des Fernbusverkehrs. Dabei können Passagiere auf Shuttle-Services umsteigen und somit weiterreisen.
Auftraggeber
Projektpartner
Projektlaufzeit
von 05/2018 bis 06/2019