Galileo-Testgebiet für den Schienenverkehr
In Wegberg-Wildenrath, rund 50 Kilometer nördlich von Aachen, steht mit dem railGATE eine Galileo Test- und Entwicklungsumgebung für den Schienenverkehr zur Verfügung. Als Standort wurde das Gelände des Prüf- und Validationcenter für Schienenfahrzeuge der Siemens AG gewählt. Diese spezielle Einrichtung ist die modernste ihrer Art weltweit und wird von Wissenschaft und Industrie für Forschungsvorhaben intensiv genutzt. Das railGATE ist seit 2014 voll einsatzfähig und wurde am 22. Mai 2015 offiziell eingeweiht.
28 Kilometer lange Teststrecke
Das Prüfcenter für Schienenfahrzeuge verfügt über Gleisanlagen unterschiedlicher Spurweite mit einer Gesamtlänge von 28 Kilometern. Sie sind in zwei Testringen sowie weiteren Gleisstrecken angeordnet. Verschiedene Fahrsituationen können auf dem Gleisnetz, das vom öffentlichen Schienenverkehr getrennt ist, realisiert und getestet werden, ohne diesen zu gefährden oder zu behindern. An das Oberleitungsnetz lassen sich verschiedene Spannungen und Frequenzen anlegen. Hierdurch können auch Schienenfahrzeuge für den internationalen Markt - vom ICE bis zur Straßenbahn - getestet werden. Im Gegensatz zu einer öffentlichen Eisenbahnstrecke ist es im Prüfcenter möglich, Tests ohne leit- und sicherungstechnische Einschränkungen durchzuführen. Dadurch sind sowohl Fahrsituationen leicht reproduzierbar als auch Langzeittests möglich.
Praxisnahe Tests für Galileo-Anwendungen
Das railGATE verfügt über acht Sendestationen, sogenannte Pseudolites, sowie eine Monitor- und Kontrollstation. Durch die Errichtung des railGATE auf dem Gelände des Prüfcenters können nun auch die Vorteile von Galileo in sicherheitskritischen Bereichen des Schienenverkehrs untersucht werden. Entsprechende Anwendungen sollen künftig dazu beitragen, Logistikabläufe in allen Verkehrsbereichen, so auch im Schienenverkehr, zu verbessern. Für den Verbraucher bedeutet dies kürzere Wartezeiten bei gleichzeitig erhöhter Sicherheit.
Technische Besonderheiten der Anlage
Die im railGATE verwendeten Pseudolites verfügen über je einen Galileo-Signalgenerator und eine Sendeantenne. Die Antennen werden um das Testgebiet herum an Masten oder Mobilfunktürmen montiert. Die Signalgeneratoren können wahlweise die Frequenz E1, E5a, E5b oder E6 senden. Die Anlage erreicht eine Positionierungsgenauigkeit von etwa einem Meter.
Die Testumgebung railGATE wurde im Rahmen des Projekts "Galileo above" unter Leitung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen errichtet. Seit ihrer Fertigstellung im Jahr 2014 werden bereits erste Galileo-Anwendungen für den Schienenverkehr erprobt. Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR hat das Vorhaben gefördert. Seit dem Projektende am 31. Dezember 2014 wird der reguläre Betrieb des railGATE von der AGIT mbH geführt.