Vernetzt, bedarfsorientiert und nachhaltig

Mobilität der Zukunft

Vision der Mobilität der Zukunft im urbanen Straßenraum
Die computergenerierte Szene aus dem DLR-Projekt MOVE zeigt eine Vision, wie wir uns gerechte Mobilität der Zukunft vorstellen. Vernetzt, bedarfsorient und nachhaltig!

Wie sich die Welt ändert, so ändert sich auch die Mobilität – und umgekehrt. Das gilt mindestens seit der Erfindung des Rads. Heute bewegen sich Menschen wie Güter zu Wasser, zu Land und in der Luft in einer Vielzahl an Verkehrsmitteln. Dennoch sehen wir uns immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber: Der Klimawandel und seine Auswirkungen machen Neuerungen und Anpassungen genauso nötig wie zunehmende Verstädterung, der demografische Wandel und sich ändernde Lebensweisen und Ansprüche an Mobilität. Wie eine Mobilität der Zukunft aussehen kann, sondieren wir am Institut für Verkehrsforschung.

Vernetzt zum Ziel

Schon heute ist Intermodalität, also die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel, im Wirtschafts- wie im Personenverkehr häufig gelebte Realität: Mit dem Bus geht es zum Zug. Am Zielort angekommen geht es dann mit dem Taxi weiter. Die Integration verschiedener Verkehrsmittel und -träger wird immer weiter fortschreiten. Dank zunehmender Vernetzung können in Zukunft sowohl Nutzerwünsche nach Flexibilität und Individualität als auch notwendige Umweltschutzanforderungen besser erfüllt werden.

Von Daten zum Bedarf

Dabei ist der Begriff „Vernetzung“ vielschichtig: Digitale Vernetzung lässt die Datenqualität zu unserer Mobilität weiter steigen, und der Bedarf der Nutzenden lässt sich besser analysieren. Datengewinnung aus Mobilitäts-Apps und Datenaustausch in Echtzeit ermöglichen die zentrale Steuerung miteinander verbundener Fahrzeugflotten verschiedener Verkehrsträger aus einer Leitstelle.

Ein integrierter, digitalisierter und organisierter Schienenverkehr kann zunehmend als Rückgrat intermodaler Mobilitätsangebote verstanden werden. Auf der Straße wie auch im Schienennetz werden automatisierte Fahrzeuge eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung des Angebots spielen. Dieses Angebot wird auch auf dem Land zur Verfügung stehen. Zum Beispiel können kleinere Orte und Dörfer mit On-Demand-Shuttles besser in das Verkehrsnetzwerk eingebunden werden. Ein ergänzender Ansatz für die Anbindung ländlicher Räume bietet die Reaktivierung von Bahnstrecken.

Einfluss auf Wohnorte

Durch die Urbanisierung müssen Städte neue Herausforderungen meistern, die eine weitere Begriffsebene der „Vernetzung“ offenbaren. Mit der Änderung im Verkehrsmix durch nahtlos vernetzte Verkehrsmittel und -träger ergeben sich Chancen zur Umgestaltung von Stadtvierteln. Aktive Mobilität, zum Beispiel Zufußgehen oder Fahrradfahren, kann mehr in den Fokus rücken. Dadurch können öffentliche Räume in ihrer Nutzung, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden. Die Quartiere werden ruhiger, klimagerechter, inklusiver und sicherer – und besser erreichbar für alle.

Die Wirkung verschiedenster Anpassungen überprüfen wir mit neuen, innovativen Erhebungs- und Beteiligungsformaten: Citizen Science, also Forschung unter Einbeziehung der Bürger, mit unserem MovingLab ist ebenso in unserem Portfolio wie die Begleitung von Tactical-Urbanism-Projekten wie Pop-Up-Radwegen oder Open Streets und der Forschung im Reallabor. Die Ergebnisse fließen in digitale Zwillinge ein, die zur Erstellung von Prognosen und iterativen Testung der Umgestaltung herangezogen werden können.

Verkehrsflüsse optimieren und bündeln

Wichtiger Baustein sind sogenannte Mobility Hubs, öffentliche Knotenpunkte im Verkehrsnetz. Sie ermöglichen im Personenverkehr den Wechsel zwischen vielfältigen verschiedenen Verkehrsmitteln: Von der Bahn über Carsharing-Pkw bis hin zu Micromobility-Angeboten wie E-Scooter oder E-Fahrrad. Eine weite Verbreitung der Mobility Hubs macht Super-Apps, mit denen man für jede Reise die besten Verkehrsmittel nicht nur finden, sondern auch buchen kann, zu potenten Helfern. Mit ihnen tun sich auch neue Geschäftsfelder im Bereich „Mobility as a Service“ (MaaS) auf.

Im Wirtschaftsverkehr sorgt eine bessere Verknüpfung der Verkehrsträger für optimierte Transportwege und höhere Effizienz. Der Aufbau von Mikrodepots – kleine, dezentrale Verteilerdepots in Kundennähe – macht den Einsatz von Lastenfahrrädern bei der Anlieferung auf der sogenannten letzten Meile attraktiver, was besonders in Städten und Vorstädten zu einer Verringerung der Abgas- und Lärmbelastung beiträgt. Die Nutzung innerstädtischer Wasserflächen kann die städtische Infrastruktur entlasten.

Von Anfang an bedarfsorientiert gedacht

Neu gestaltete Verkehrsmittel berücksichtigen die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmenden. Unsere Studien helfen, schon in der Entwurfsphase inklusiv zu denken und ein umfassend neues, zugängliches Mobilitätserlebnis zu generieren.

Ein breiteres Angebot an gleichberechtigten Verkehrsmitteln ist ein weiterer Baustein bedarfsorientierter, gerechter Mobilität, schließlich sind die Menschen nicht mehr auf ein bestimmtes Verkehrsmittel angewiesen, sondern können frei wählen.

In weiterer Zukunft kann dank autonom operierender Flugtaxis sogar der Luftraum in den Städten und ihrem Umfeld für den Personen- wie auch den Wirtschaftsverkehr genutzt werden.

Nachhaltigkeit

Die Mobilität der Zukunft hat natürlich auch die Nachhaltigkeit im Blick. Nachhaltige Verkehrsangebote sind nicht nur auf die Nutzung der Schiene beschränkt. In einem Mix gleichberechtigter Verkehrsmittel spielt das Auto weiterhin eine wichtige Rolle. Egal, ob es im Individualverkehr, bei MaaS-Angeboten oder zum Ride-Pooling eingesetzt wird. Autonome Fahrzeuge machen nachhaltigen Verkehr rund um die Uhr verfügbar – gerade bei geringem Nachfrage und im ländlichen Raum.

Alternative Antriebe verschiedenster Art stehen bei nachhaltiger Mobilität ebenfalls im Fokus, allen voran der Elektroantrieb. Elektro-Lastenräder auf der letzten Meile können oft den klassischen Lieferwagen ersetzen, und E-Bikes ermöglichen es einem größeren Personenkreis, aktiv mobil zu sein. Die dafür notwendige Ladeinfrastruktur kann noch einen weiteren Nutzen bringen. Dank bidirektionaler Ladetechnologie können Elektroautos als Energiespeicher dienen. Werden sie nicht für die Mobilität benötigt, sorgen sie im Rahmen der Sektorenkopplung von Energie und Verkehr dafür, dass die Versorgungsnetze resilienter werden und auf Ausnahmesituationen und Krisen flexibel reagiert werden kann. Die zunehmende Dezentralisierung der Energieversorgung leistet einen weiteren wichtigen Beitrag.

Wir bewerten die Resilienz und Nachhaltigkeit von Verkehrssystemen und unterstützen den Hochlauf der Elektromobilität mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen unter anderem zur Entwicklung des Ladeinfrastruktur-Bedarfs.

Den Weg in die Zukunft finden

Das DLR-Institut für Verkehrsforschung leistet mit seinem Angebot einen wichtigen Beitrag, um die möglichen Zukunftslösungen nicht nur zu entwickeln, sondern auch auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Unsere Forschung unterstützt dabei Partner aus Verwaltung, Politik oder Industrie mit Daten, Modellen und Services.

Dabei gehen wir auch tiefergehenden und überlagerten Fragestellungen nach. Für die Forschung wie auch für Anwender aus der Wirtschaft stellt die Nutzung von Mobilitätsdaten eine große Herausforderung im Bereich des Datenschutzes dar. In einer Kooperation mit Stakeholdern aus den Bereichen entwickeln wir Handlungsempfehlungen und Services, die Anforderungen des Datenschutzes mit denen der Datenverwertbarkeit in Einklang bringen.

Der Mensch als Entscheidungsträger

Ein weiterer Schwerpunkt am Institut ist die sozialökonomische Forschung, darunter die Beurteilung des Societal Readiness Levels (SRL) – also der Bereitschaftsgrad einer Gesellschaft, eine neue Technologie, Innovation oder soziale Änderung anzunehmen. Der SRL spielt eine immer wichtigere Rolle in der Verkehrsforschung. Durch eine Einordung verschiedener Neuerungen im Rahmen der Verkehrswende und darauf basierender Maßnahmen kann der Erfolg dieser nachhaltig beeinflusst werden.