DLR übernimmt erneut Inbetriebnahme des Radarsatelliten
Der fünfte deutsche Aufklärungssatellit des SAR-Lupe-Systems ist heute Morgen erfolgreich vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk südlich von Archangelsk gestartet. Die russische Cosmos 3M-Trägerrakete hob planmäßig um 4.40 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) ab und setzte den Radarsatelliten nach etwa einer halben Stunde in seinem erdnahen Orbit in rund 500 Kilometer Höhe aus. Der erste Kontakt zwischen dem Raumfahrt-Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen und dem Satelliten zeigte, dass der Satellit einwandfrei funktioniert. Das DLR hat bereits mit der Inbetriebnahme des Satelliten begonnen.
Die Satellitenkontrolle des fünften SAR-Lupe-Satelliten liegt bis zur Übergabe an die Bundeswehr in Händen des Deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrums des DLR in Oberpfaffenhofen, danach übernimmt es den Backup-Betrieb. Thomas Reiter, DLR-Vorstand für Raumfahrtforschung und -entwicklung sagte: "Wir beim DLR haben große Erfahrung in der Positionierung und Inbetriebnahme von Satelliten. Unser Raumfahrtkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen hat auch die Aufgaben bei den fünf SAR-Lupe-Satelliten mit großem Einsatz erfolgreich gemeistert."
SAR-Lupe 5 komplettiert das erste satellitengestützte Aufklärungssystem Deutschlands. Es besteht aus fünf baugleichen Kleinsatelliten und einer Bodenanlage zur Satellitenkontrolle, zum Empfang und zur Verarbeitung der Bilddaten.
Für die OHB-System AG aus Bremen, die als Hauptauftragnehmer des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) das Gesamtsystem entwickelte und dabei die Federführung über ein Konsortium bekannter europäischer Raumfahrtunternehmen übernahm, findet mit diesem gelungenen Start ein weiteres Kapitel dieser Erfolgsgeschichte einen glanzvollen Abschluss. Prof. Manfred Fuchs, Vorstandsvorsitzender der OHB-System AG, sagte heute: "Für OHB ist das ein ganz besonderer Tag. Mit dem erfolgreichen Start des fünften Satelliten geht für unser Team ein wichtiges Entwicklungs- und Integrationsprogramm zu Ende. In dieser Zeit konnten wir unser technologisches Know-how eindrucksvoll unter Beweis stellen und haben gezeigt, dass wir ein kompetenter und verlässlicher Partner der Bundeswehr sind."
Mit dem SAR-Lupe-System ist die Bundeswehr bereits seit Dezember 2007 in der Lage, raumgestützt nahezu weltweit und unabhängig von Tageslicht und Wetter Informationen in höchster Qualität zu gewinnen. Im Zuge des Projekts ESGA (Europäisierung der satellitengestützten Aufklärung) wurden durch OHB die technischen Voraussetzungen geschaffen, um Frankreich eine Mitnutzung des deutschen Radarsystems zu ermöglichen. Deutschland erhält von Frankreich im Gegenzug den Zugriff auf das optische Aufklärungssystem System HELIOS II.
Der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Wolfram Kühn, sagte anlässlich des geglückten Starts: "Mit SAR-Lupe gewinnt die Bundeswehr und damit auch Deutschland insgesamt eine völlig neue Qualität zur Unterstützung von Krisenfrüherkennung, Krisenvorsorge und wirksamem Krisenmanagement. Der zeitgerechte und ungehinderte Zugriff auf Satellitenbildmaterial hoher Auflösung trägt entscheidend zur Verbesserung der Lagefeststellung und damit zur Verbesserung der nationalen Urteils-, Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit bei. Militärpolitisch bringt SAR-Lupe Deutschland bezüglich der satellitengestützten abbildenden Aufklärung auf Augenhöhe mit anderen Staaten. Das System ist die Grundlage für eine noch engere deutsch-französische Kooperation, die seit Januar bereits ihre praktische Umsetzung erfährt. Darüber hinaus befähigt es uns, eigene Erfahrungen in die bereits jetzt laufenden Überlegungen zu Folgesystemen einbringen zu können. Insgesamt trägt es zu einer noch besseren und effektiveren Mitwirkung in internationalen Konsultations- und Entscheidungsprozessen bei."
Die Bodenstation der Bundeswehr in Gelsdorf bei Bonn verfolgt den Satelliten parallel zu den Aktivitäten des DLR und übernimmt ihn dann etwa vier Wochen später. Das SAR-Lupe-System wird seine volle Einsatzbereitschaft im Herbst erreichen.