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Energie-Frage der Woche: Liegt die Zukunft der Windkraft auf dem offenen Meer?

Nach aktuellen Prognosen könnten bis zum Jahr 2030 in den deutschen Abschnitten von Nord- und Ostsee Windräder für etwa 25.000 Megawatt installiert sein. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hat bislang 29 Windparks in Nord- und Ostsee genehmigt. Wertvolle Informationen zur Verankerung, Wartung und Betrieb von Offshore-Windrädern werden derzeit mit der Testanlage "alpha ventus" rund 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum, verankert in 30 Meter Wassertiefe, gewonnen.

Genug Strom für Europa - theoretisch

Zwar sind die Anforderungen an Fundamente und Betrieb mit heftigen Stürmen und der Belastung durch das Salzwasser enorm, doch der Aufwand könnte sich lohnen: Die europäische Umweltagentur (EEA) schätzt in einer aktuellen Studie, dass bis 2030 jährlich 3.400 Terawattstunden mit Offshore-Windkraftanlagen gewonnen werden kann. Das entspricht etwa 80 Prozent des prognostizierten Stromverbrauchs in den EU-Staaten (EU-27). Möglich wird diese Ausbeute durch die kräftiger und stetiger wehenden Winde auf See im Vergleich zu Küstenlandschaften.

Montage von 80 Windenergieanlagen des Typs Vestas V 80 vor der dänschen Nordseeküste. Bild: Vestas Central Europe, Bild oben: Bundesverband WindEnergie e.V.
Montage von 80 Windenergieanlagen des Typs Vestas V 80 vor der dänschen Nordseeküste. Bild: Vestas Central Europe, Bild oben: Bundesverband WindEnergie e.V.

Montage von 80 Windenergieanlagen des Typs Vestas V 80 vor der dänschen Nordseeküste. Bild: Vestas Central Europe, Bild oben: Bundesverband WindEnergie e.V.

Neben den technischen Herausforderungen müssen die Betreiber die idealen Standorte für ihre Windparks identifizieren können. Ideal sind: stetige Windverhältnisse, ein stabiler und nicht allzu tief gelegener Meeresboden und möglichst kurze Entfernungen zu den Küsten. Im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts "Windspeed" – koordiniert vom Energieforschungszentrum in den Niederlanden ECN - ist auch das DLR an dieser so wichtigen "Inventur" der Offshore-Windpotenziale beteiligt.

Projekt "Windspeed" analysiert realistische Potenziale

"Damit die Politik besser planen kann, detektieren wir die realistischen Möglichkeiten für Offshore-Windstrom", sagt Christoph Schillings vom DLR-Institut für Technische Thermodynamik in Stuttgart. Zusammen mit seinen Kollegen entwickelt Schillings eine Software, um die großen Mengen verfügbarer Daten zu verknüpfen, zu analysieren und nutzbar aufzubereiten. "Für die Analysen spielen wir sowohl kritische als auch optimistische Szenarien durch", so Schillings. Insgesamt läuft "Windspeed" noch bis zum Februar 2011. Spätestens dann werden die Energiepolitiker in Brüssel, Berlin, London oder Kopenhagen auf der Basis sichererer Daten über das zukünftige Offshore-Potenzial urteilen können.

Weitere Informationen:

Die DLR-Energiefrage der Woche im Wissenschaftsjahr "Die Zukunft der Energie"

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Wissenschaftsjahr 2010 unter das Motto "Die Zukunft der Energie" gestellt. Aus diesem Anlass beantwortet der Wissenschaftsjournalist Jan Oliver Löfken in diesem Jahr jede Woche eine Frage zum Thema Energie in diesem Blog. Haben Sie Fragen, wie unsere Energieversorgung in Zukunft aussehen könnte? Oder wollen Sie wissen, wie beispielsweise ein Wellenkraftwerk funktioniert und wie effizient damit Strom erzeugt werden kann? Dann schicken Sie uns Ihre Fragen per E-Mail. Wissenschaftsjournalist Jan Oliver Löfken recherchiert die Antworten und veröffentlicht sie jede Woche in diesem Blog.