Energie-Frage der Woche: Welche Fortschritte macht das DESERTEC-Projekt für Strom aus der Wüste?
DESERTEC-Idee findet mehr Unterstützung in Industrie und Politik
Ohne Frage, die Wüstenstrom-Idee gewinnt immer mehr Anhänger. Das Industriekonsortium Dii kann regelmäßig neue Mitglieder anlocken, die französische Parallelinitiative Transgreen konsolidiert sich ebenfalls mit neuen Partner und wird sich Mitte November unter der Bezeichnung MEDGRID vor allem um die Konzeption der Stromnetze in Nordafrika, dem Nahen Osten und Südeuropa kümmern. Damit ziehen Dii und MEDGRID am selben Strang und wollen nicht gegeneinander, sondern miteinander mit verteilten Aufgaben arbeiten. Politische Unterstützung bekommt die Wüstenstrom-Vision aus Berlin und noch deutlicher aus Brüssel. Energiekommissar Günther Oettinger will die Liberalisierung des Energiemarktes vorantreiben und plant, dem Rat der europäischen Energieminister einen einheitlichen Einspeisetarif für Sonnenstrom aus den MENA-Staaten (North Africa Middle East) vorzuschlagen.

DESERTEC-Projekt: Solarenergie aus der Wüste, Windenergie von den Küsten - Die DESERTEC-Pläne basieren auf drei satellitendatengestützte DLR-Studien. Bild: DLR.
Dynamik in Nordafrika und dem Mittleren Osten
Zeitgleich zur anwachsenden Dynamik in Europa wächst in Nordafrika das Interesse an einer regenerativen Energieversorgung. Die meisten Staaten zwischen Marokko und Jordanien gewinnen heute über 90 Prozent ihres Stroms aus fossil befeuerten Kraftwerken. Steigende Öl-, Gas- und Kohlepreise machen Investition in Solarkraftwerke und Windparks wirtschaftlich interessanter. Mit Unterstützung der Weltbank, der Afrikanischen und der Europäischen Entwicklungsbank nehmen derzeit Kraftwerksprojekte Gestalt an, die bis zum Jahr 2020 mehrere Hundert Megawatt Leistung erreichen könnten. Solarthermische Kraftwerke sind dabei ebenso geplant wie ausgedehnte Windparks vor allem in Marokko, Tunesien, Ägypten und Jordanien.
Dii will den Weg ebenen
Bis 2012 will das Konsortium einen schlüssigen Plan vorlegen, nachdem potenzielle Investoren auch wirtschaftlich nachhaltige Projekte in Angriff nehmen könnten. Um zu große Erwartungen zu vermeiden, haben die Dii-Vertreter auf ihrer Tagung noch einmal deutlich gemacht, dass sie selbst keine Kraftwerke bauen werden. Ihre Aufgabe sehen sie darin, sowohl bei den MENA-Staaten als auch in Europa den Boden für das Projekt Wüstenstrom zu bereiten. Bis die erste Kilowattstunde Solarstrom nach Europa fließt, könnten daher noch viele Jahre vergehen und noch viele Debatten über Versorgungssicherheit, Nutzen für die MENA-Staaten und Wirtschaftlichkeit geführt werden.
Weitere Informationen:
Die DLR-Energiefrage der Woche im Wissenschaftsjahr "Die Zukunft der Energie"
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Wissenschaftsjahr 2010 unter das Motto "Die Zukunft der Energie" gestellt. Aus diesem Anlass beantwortet der Wissenschaftsjournalist Jan Oliver Löfken in diesem Jahr jede Woche eine Frage zum Thema Energie in diesem Blog. Haben Sie Fragen, wie unsere Energieversorgung in Zukunft aussehen könnte? Oder wollen Sie wissen, wie beispielsweise ein Wellenkraftwerk funktioniert und wie effizient damit Strom erzeugt werden kann? Dann schicken Sie uns Ihre Fragen. Wissenschaftsjournalist Jan Oliver Löfken recherchiert die Antworten und veröffentlicht sie jede Woche in diesem Blog.
Bild oben: Solarturmkraftwerk auf der Plataforma Solar de Almería in Spanien. Bild: DLR/Steur.de.
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