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Größter Vollmond seit mehr als 18 Jahren

Die Entfernung zwischen Erde und Mond schwankt wegen der elliptischen Bahnform im Laufe eines Monats ungefähr zwischen 356.000 und 407.000 Kilometern. Von der Erde aus ändert sich sein scheinbarer Durchmesser dabei um etwa 14 Prozent. Fällt die Vollmondphase mit der größten Annäherung zusammen, erscheint uns der Mond besonders auffällig und ungefähr 30 Prozent heller als in Erdferne.

Am 19. März 2011 war es soweit: Der Mond stand um 19.11 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) der Sonne gegenüber und verfehlte zu diesem Zeitpunkt mit einem Abstand von 356.577 Kilometern den erdnächsten Punkt seiner Bahn um weniger als eine Stunde. Näher war uns der Vollmond zuletzt am 8. März 1993. Damals stand er zwar 46 Kilometer näher an der Erde, war aber zu diesem Zeitpunkt von Deutschland aus nicht zu beobachten.

Vollmond
Vollmond

Super-Vollmond am 19. März 2011 um 23.58 Uhr MEZ. Download: High-Resolution. Bild: Rolf Hempel.

Die Gelegenheit war also günstig für die Beobachtung unseres Erdtrabanten, und so wollte ich den Vollmond mit meinem Fernrohr stark vergrößert fotografieren. (Für eine Beschreibung meiner Geräte siehe hier.) Dazu verlängerte ich die Originalbrennweite meines Teleskops von 1200 Millimetern mit Hilfe einer Zwischenoptik auf 3570 Millimeter. Als Kamera diente eine Vollformat-Spiegelreflex-Kamera vom Typ Canon 5D MK II. Bei dieser Brennweite passte trotz des großen Bildsensors nur ein kleiner Mondausschnitt ins Blickfeld. Daher mußte ich den Mond in vier Teilen aufnehmen. Die spätere Kombination zu einem Panorama ist mit heutiger Standardsoftware kein Problem.

Leider stellte ich beim Blick durchs Fernrohr fest, dass die Luft an diesem Abend außergewöhnlich turbulent war. Das völlig verschwommene Bild gab nur kurzzeitig den Blick auf Oberflächenstrukturen frei. Da verschiedene Stellen des Mondes nie gleichzeitig scharf erschienen, gab es nur einen Ausweg: Die Aufnahme einer großen Zahl von Fotos, die dann im Computer zu einem scharfen Gesamtbild überlagert werden. Zum Glück erledigt die Spezialsoftware AviStack2 diese Arbeit fast vollautomatisch. Dabei verwendet sie von jedem Einzelbild nur die scharfen Bereiche.

Insgesamt habe ich von jeder der vier Teilansichten 100 Aufnahmen belichtet. Die eigentliche Arbeit begann aber erst danach: Die Verarbeitung der 400 Bilder mit je 22 Megapixeln dauerte auf meinem Computer über 50 Stunden. Nach weiteren 4 Stunden Handarbeit war das Panorama fertiggestellt.

Diese Darstellung des Panoramas gibt die Farben der Mondoberfläche verstärkt wieder. Vor allem die dunklen Mareflächen zeigen so eine große Farbenvielfalt, verursacht durch die unterschiedliche mineralogische Zusammensetzung der Oberflächengesteine. Tiefblaue titanreiche Basalte wechseln ab mit eher bräunlichen titanarmen Gebieten. Einige junge Krater fallen bei Vollmond durch ihre gut sichtbaren Strahlensysteme auf, die uns auch nach vielen Millionen Jahren noch eine Vorstellung von dem gewaltigen Materialauswurf bei ihrer Entstehung geben.

Mond-Nordpol
Mond-Nordpol

Detail-Ansicht des Mond-Nordpols. Bild: Rolf Hempel.

Da der Mond zur Zeit der Aufnahme etwa fünf Grad unterhalb der Erdbahnebene stand, wird hier ein weiteres interessantes Phänomen sichtbar: Bei gewöhnlichen Mondphasen verläuft die Trennlinie zwischen der beleuchteten und der unbeleuchteten Seite einen Meridian entlang vom Nord- bis zum Südpol. Hier werfen Berge besonders lange Schatten, und Krater zeigen sehr eindrucksvoll ihr Profil. Anders in diesem Fall: Da wir sozusagen „von oben herab“ auf den Mond schauen, verläuft die Zone mit Schattenwurf von der Westseite (links oben) über den Nordpol nach Osten (rechts). Da der Nordpol (oben) fast sieben Grad in unsere Richtung gekippt erscheint, können wir jenseits des Pols sogar noch ein Stück auf die Mondrückseite blicken.

Wer diese Gelegenheit verpasst hat, wird übrigens schon am 16. November 2016 eine weitere Chance bekommen: Dann wird der Vollmond sogar noch weitere 56 Kilometer an die Erde herankommen.