Die Raumstation ISS mit eigenen Augen erleben
Die ISS fliegt in durchschnittlich etwa 350 Kilometern Höhe auf einem Orbit, der um 51,6 Grad gegenüber dem Äquator geneigt ist. Sie umkreist die Erde etwa alle 90 Minuten. Da sich die Erde bei ihrer täglichen Rotation unter dieser ISS-Kreisbahn hinwegdreht, überfliegt die Raumstation ständig wechselnde Erdregionen. Wenn sich die ISS über einem Gebiet bewegt, in dem die Sonne kürzlich untergegangen ist, die ISS selbst in 350 Kilometern Höhe aber gleichzeitig nicht im Erdschatten ist, dann kann die fußballfeldgroße Raumstation mit ihren großen Solarpanelen das Sonnenlicht zur Erde reflektieren und dort als heller Punkt am Abendhimmel mit bloßen Augen sichtbar sein. Dasselbe funktioniert natürlich auch morgens vor Sonnenaufgang. Je nach Lichtverschmutzung und Höhe des Überflugs ist die Raumstation eine bis etwa drei Minuten lang sichtbar, unter idealen Bedingungen bis zu sechs Minuten lang.
In Deutschland ist die ISS immer periodisch zu gewissen Zeiten sichtbar: Zunächst während etwa zwei Wochen nahezu täglich am Morgenhimmel, danach etwa zwei Wochen am Abendhimmel. Diese Abfolge wiederholt sich dann nach knapp zwei Monaten wieder. Auf einen größenteils wolkenfreien Himmel ist man natürlich angewiesen. An manchen Tagen gibt es sogar zwei sichtbare Überflüge.
ISS-Sichtbarkeit selbst herausfinden
Spezielle Webseiten und Smartphone-Apps verraten, ob und wann die ISS am eigenen Standort sichtbar ist. In dieser Liste der NASA kann man beispielsweise die nächstgelegene Stadt auswählen. Eine Tabelle zeigt für die kommenden Tage an, wann die ISS über den Beobachter hinwegfliegt, aus welcher Richtung kommend, mit welcher maximalen Höhe (90 Grad entspricht einem senkrechten Überflug) und in welcher Richtung sie am Himmel verschwindet.
Etwas ausführlicher sind die Informationen bei Heavens Above. Auch dort muss man zunächst den eigenen Standort auswählen. Wenn man dann unter "Satellites" auf "ISS" klickt, erhält man eine Tabelle mit fünf Hauptspalten. Neben dem Datum und der Helligkeit ("Brightness / mag.") des jeweiligen Überflugs gibt es drei Spalten für den Beginn der Sichtbarkeit (Uhrzeit, Höhe über dem Horizont, Himmelsrichtung), den höchsten Punkt am Himmel sowie das Ende der Sichtbarkeit (jeweils auch wieder mit Angaben zu Uhrzeit, Höhe über dem Horizont und Himmelsrichtung). Je niedriger die Magnitude, desto heller und damit besser sichtbar ist der Überflug. Magnituden von unter -3,0 sollten auch aus hellen Großstädten heraus gut sichtbar sein. Außerdem gilt: Je senkrechter der Überflug (höchster Punkt nahe an 90 Grad Höhe) - desto heller und damit besser sichtbar. Ein freies Sichtfeld vorausgesetzt sollten Überflüge über 50 Grad Höhe auch aus stark lichtverschmutzten Metropolen aus gut sichtbar sein.
Tabelle der ISS-Sichtbarkeit am Beispiel Köln. Bild: Heavens Above.
Neben den genannten Webseiten können auch zahlreiche Smartphone-Apps die ISS-Sichtbarkeit für Sie herausfinden. Durch eine integrierte GPS-Ortsabfrage ist das sogar noch einfacher als der oben beschriebene Mechanismus. Eine plattformunabhängige Lösung läuft beispielsweise als Smartphone-Browser-App und gibt dann eine Tabelle von Heavens Above aus.
Langzeit-Belichtungsaufnahme (hier 60 Sekunden) eines ISS-Überflugs über das Brandenburger Tor in Berlin. Aufgenommen mit einem Smartphone. Bild: Henning Krause (CC BY SA 3.0)
Faszination Raumfahrt: Die Raumstation mit bloßen Augen beobachten
Probieren Sie es selbst einmal aus - meist reicht schon ein kurzer Gang auf den nach Süden gelegenen Balkon! Die ISS kommt immer aus (süd-)westlicher Richtung. Mit einem Stativ und etwas Übung können Sie auch Langzeitbelichtungsfotos (Belichtungszeit: eine Minute) und Videos von ISS-Überflügen machen. Und zeigen Sie es auch einmal Familien und Freunden - wir wünschen einen wolkenfreien Himmel!
Video eines ISS-Überflugs: Die ISS bewegt sich in diesem Video wie ein schneller Stern von rechts unten nach links oben im Bildausschnitt. Video: Henning Krause (CC-BY-SA 3.0). Foto oben: Langzeitbelichtungsaufnahme eines ISS-Überflugs. Bild: Andreas Möller (gemeinfrei). Abbildungen Mitte: Groundtrack und Sichtbarkeitstabelle ISS-Überflug von Heavens Above.
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